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Das Dunkle Netz Der Rache

Das Dunkle Netz Der Rache

Titel: Das Dunkle Netz Der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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den Rechtsanwalt bezahlen müssen, zusätzlich zu den Darlehen und den Kreditkarten und allem anderen.
    Sie öffnete den Kühlschrank und nahm den Milchkrug heraus. Letzten Endes lief es darauf hinaus, dass das Gefängnis Randy umbringen würde. Er musste im Freien sein. Er hasste Jobs, bei denen er im Haus eingesperrt war; ein Jahr oder länger würde ihn total fertigmachen. Außerdem war da noch sein Temperament. Er brauchte sie als Ausgleich. Auf sich allein gestellt, voller angestauter Wut, würde er explodieren. Und irgendein Drogendealer, irgendein echter Krimineller, im Gegensatz zu Randy, würde ihn abstechen.
    Die letzten Tropfen Kaffee rannen durch den Filter. Sie wartete ein paar Sekunden, ob noch etwas nachkam, dann zog sie die Kanne heraus und schenkte zwei Tassen ein. So. Kein Anwalt, kein Aufgeben. Zumindest noch nicht. Das konnten sie sich als letzte Möglichkeit aufsparen. Als Rückversicherung.
    Poltern auf der Treppe. MacAuley steckte den Kopf durch die Tür. »Dachte, ich rieche Kaffee.«
    Lisa zwang sich zu lächeln. »Soll ich Ihnen eine Tasse holen?«
    »Gern.« Er schlenderte zum Kühlschrank und stellte sich davor in Positur. »Nettes Haus haben Sie.«
    Sie schenkte MacAuley eine Tasse ein und reichte sie ihm. »Danke«, sagte er. Er goss genug Milch hinein, um ihn hellbraun zu färben, und nahm einen großen genießerischen Schluck. Dann musterte er sie über den Rand seiner Tasse hinweg. »Ich sage das nur sehr ungern, Ma’am, aber wir haben Grund zu der Annahme, dass Ihr Mann sich mit Becky Castle getroffen haben könnte.«
    Auch Lisa hatte schon Holz gespaltet und wusste, was er tat. Er prüfte die Oberfläche des Klobens, auf der Suche nach einem Riss, in den er einen Keil treiben konnte. Einen Kloben mit der Axt zu spalten konnte Stunden dauern. Man brauchte einen Riss. Egal, wie schmal. Sobald man einen Keil hineintrieb, verbreiterte sich der Spalt, und der Kloben brach entzwei, fertig für den Holzstapel.
    Sie setzte ihren eigenen Keil an. »Nein, hat er nicht. Und ich weiß, dass das stimmt, weil ich weiß, mit wem sie sich getroffen hat.«
    MacAuleys buschige Brauen schossen hoch. Sie hatte ihn voll erwischt. »Mit wem?«
    »Shaun Reid.«
    »Der Kerl, dem die Fabrik gehört?« Kevin schnitt eine Grimasse. »Hör doch auf! Der ist älter als mein Vater.«
    MacAuley bedachte ihn mit einem müden Blick. »Er schrumpelt nicht zusammen und fällt ab, wenn man fünfzig wird, Kevin.« Er wandte sich an Lisa. »Woher wissen Sie das?«
    Regel Nummer eins beim Lügen: so nah an der Wahrheit bleiben wie möglich. »Ich putze bei den Reids. Donnerstags. Und ich war gleichzeitig mit ihr auf der Millers Kill High. Wir haben gemeinsame Bekannte. Geredet wird immer. Es ist eine Kleinstadt.«
    »Sie lebt mittlerweile in Albany.«
    »Macht er nie ›Geschäftsreisen‹? Und sie besucht nie ›ihre Eltern‹?« Sie zuckte die Schultern. »Vielleicht habe ich es falsch verstanden. Aber ich habe nie irgendwelchen Tratsch über sie und meinen Mann gehört.«
    MacAuley setzte seinen Becher ab. »Mrs. Schoof, was würden Sie sagen, wenn wir Ihnen mitteilen, das Becky Castle Ihren Mann als ihren Angreifer identifiziert hat?«
    »Ich würde fragen, warum, um alles in der Welt, Randy eine Frau überfallen sollte, an die er sich kaum erinnern kann.«
    »Sie sagt, er hätte geplant, die Geräte und Maschinen ihres Vaters zu stehlen. Sie machte Fotos von ihm, und als sie sich weigerte, ihm die Kamera zu geben, schlug er sie zusammen.«
    »O bitte. Randy wollte einen Traktor klauen? Und dann was? Mit vierzig Stundenkilometern über den Highway entkommen?« Die gespielte Verachtung half ihr, Haltung zu bewahren. Sie wusste, dass Randy dazu neigte, zu handeln, ohne an die Folgen zu denken, aber sie hoffte, dass nicht einmal er so blöd war, zu versuchen, sich seinen Job zu sichern, indem er mit dem schweren Gerät durchbrannte. »Wer hätte denn größeren Anlass, sie zum Schweigen zu bringen? Ein Mann, der eine gute Referenz von ihrem Vater braucht? Oder ein Mann, der bereits eine teure Scheidung hinter sich hat und sich eine zweite nicht leisten kann.«
    MacAuley und Kevin starrten einander an. Sie biss die Zähne zusammen. Regel Nummer zwei beim Lügen: nie zu viel sagen.
    »Miss Castle sagte uns, sie hätte heute Nachmittag vor dem Haus ihres Vaters das Motorrad Ihres Mannes überrollt. Sie hat den Abschleppdienst gerufen und es auf ihre Kosten zu Jiminos Werkstatt bringen lassen. Das wurde uns vom

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