Das Dunkle Netz Der Rache
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Lisa saß auf der Couch, Kevin gegenüber. Er und MacAuley hatten sich getrennt, und jetzt klebte er an ihr, angeblich, damit sie sich nicht unbehaglich fühlte, wenn ein alter Bulle ihre Unterwäscheschublade durchwühlte. Sie wusste, der wahre Grund bestand darin, ihr keine Gelegenheit zu geben, ihren Mann anzurufen und davor zu warnen, nach Hause zu kommen.
»Kann ich dir etwas anbieten? Ein Soda? Wasser?«
Kevin schüttelte den Kopf. »Nein, danke.«
Sie stand auf, streckte sich. »Ich glaube, ich koche mir einen Kaffee.«
Kevin erhob sich ebenfalls. »Schätze, ich trinke auch einen, wenn du welchen machst.« Er folgte ihr in die Küche.
Sie hatte gerade die Schachtel mit Filtertüten herausgenommen, als das Telefon klingelte. Sie erstarrte. Oh nein. Nicht jetzt. Bitte nicht. Ehe sie sich erholt hatte und zum Telefon springen konnte, hatte Kevin den Flur durchquert und den Hörer abgenommen. Er hielt ihn hoch, damit sie beide hören konnten, und winkte sie herüber. In diesem Moment hasste sie ihn. Wenn sie damit durchgekommen wäre, hätte sie ihm den Hörer aus der Hand gerissen und ihn damit zu Tode geprügelt.
Er winkte wieder, heftig. Sie ging zu ihm hinüber. »Hallo?«
»Lisa? Bist du’s? Es klingt wie eine Freisprechanlage.« Lisa zitterte von der Anstrengung, sich ihre Erleichterung nicht anmerken zu lassen. »Das ist meine Schwester«, sagte sie.
»Was?«, fragte Rachel.
Kevin reichte ihr den Hörer und ging zurück zur Kaffeemaschine, als wäre es völlig normal, jemandes Telefon zu kidnappen.
»Entschuldige, Rachel.« Lisa sah flüchtig zu Kevin. »Kevin Flynn ist hier und hat irrtümlich angenommen, du wärst ein Anruf, auf den er wartet.«
Es entstand eine lange Pause. »Ist er allein?«, fragte Rachel endlich.
»Nein.«
»O Gott, sie haben aber nicht Mark zu dir geschickt, oder? Er hat mich vor kurzem angerufen. Er muss früh zum Dienst.«
»Mark war ein echter Schatz, er hat mich heute Morgen zur Arbeit gefahren. Sagst du ihm noch mal danke, wenn du ihn siehst?«
Wieder eine Pause, während Rachel Lisas Antwort analysierte. »Du musst vorsichtig sein«, sagte sie. »Mark sagte mir, sie würden alle zum Dienst rufen, alle Schichten, die Teilzeitjungs, alle. Das machen sie sonst nur, wenn es echt heiß hergeht, zu Weihnachten, Neujahr und so.«
»Hm«, sagte Lisa. Ihr gegenüber löffelte Kevin Kaffeepulver aus einer Dose. »Was glaubst du, warum Mom und Dad das machen?«
»Hat Mark nicht gesagt, aber ich schätze, sie mobilisieren alle Kräfte, um deinen Mann zu finden. Lisa, du musst dir einen guten Anwalt besorgen und Randy dazu bringen, dass er sich stellt. Das ist was anderes, als sich vor einem Knöllchen zu drücken. Mark und die anderen suchen nach einem Mann, den sie für gefährlich halten. Sie haben Waffen. Es sind schon Menschen auf der Flucht getötet worden.«
Lisa schnürte es die Kehle zu.
»Hör mal, meine Schicht ist vorbei. Ich werde Madeline von den Nachbarn abholen, und dann kommen wir zu dir und leisten dir Gesellschaft.«
»Bei allem, was los ist? Das würde Mark nicht gefallen.« Ihre Schwester und Mark waren Kontrollfreaks. Sie neigten dazu, sich zu streiten.
»Das hat er nicht zu entscheiden. Außerdem ist er im Dienst. Er muss es gar nicht erfahren. Wichtig ist nur, ob es dir eine Hilfe ist, wenn ich komme? Oder möchtest du lieber allein sein?«
»Es wäre toll, wenn du kommen könntest«, erwiderte Lisa dankbar.
»Okay, dann bis gleich. Bis dahin halt die Beine geschlossen und den Geist auf Höheres gerichtet, wie Mom sagen würde.«
Lisa lachte, als sie auflegte.
Kevin sah sie an. »Was gibt’s?«
Ihr kurzer Anfall guter Laune verpuffte. Sie zuckte die Schultern. »Unsere Eltern.«
»Das kenne ich. Der Kaffee ist sofort fertig, wenn du die Tassen holen würdest?«
Lisa überdachte die Möglichkeiten, während sie zwei saubere Becher aus der Geschirrspülmaschine holte und die Zuckerdose und zwei Löffel herausnahm. Sie konnte tun, was Rachel vorschlug. Einen Rechtsanwalt finden, Randy sagen, dass er sich stellen sollte, wenn er anrief. Aber was würde dann aus ihnen werden? Wenn Randy schuldig gesprochen wurde, musste er sitzen, keine Frage. Sie kannten einen Mann, der in Lake George eine Schlägerei angefangen hatte, weil ein Typ mit seinem Mädchen rumgemacht hatte. Er hatte ihn zusammengeschlagen. Man hatte ihn für ein Jahr nach Plattsburgh geschickt. Wie sollten sie ein Jahr ohne Randys Verdienst überleben? Sie würden
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