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Das Dunkle Netz Der Rache

Das Dunkle Netz Der Rache

Titel: Das Dunkle Netz Der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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Wärter in diesem »Wir sitzen alle in einem Boot«-Ton, den sie auch bei überlangen Sitzungen gegenüber verdrossenen Umweltaktivisten anschlug, um deren Zustimmung zu erringen. »Komm schon. Ich sitze in der Patsche. Du sitzt in der Patsche. Ich weiß, dass du mit deiner Frau reden musst, ehe du etwas anderes tust. Je früher du das machst, desto eher kommen wir hier raus.«
    »Okay.«
    Seine Kapitulation überraschte sie. »Okay«, wiederholte sie. Bleib auf seiner Seite. Beweis ihm, wie gut du kooperierst. »Äh … willst du meine Hände fesseln?«
    »Nee. Ich schätze, du gehst nirgends hin. Selbst wenn du es bis zur Tür schaffst, werde ich zurück sein, ehe du nach draußen kommst. Und draußen gibt es keine Verstecke.« Ein scharrendes Geräusch, bei dem Millie erstarrte, aber er stand nur von irgendeiner Kiste auf, auf der er gekauert hatte. »Ich komme wieder.«
    Sie war wieder allein in der Dunkelheit.

18:05 Uhr
    Millers Kill wurde für die Nacht geschlossen. Russ ging mit Clare die Hauptstraße hinunter, hörte die Türschellen klingeln, als Ladenbesitzer abschlossen, sah in Auslagen, deren Schaufensterbeleuchtungen aussahen wie ein bis zum Morgen glimmendes Feuer. Es war eine der letzten trockenen Städte im Staat New York, weder Bars noch Pubs erwachten zum Leben, noch bereiteten sich die Restaurants auf den Ansturm von Gästen vor. Abgesehen von den Zockern, die im All Tectronik herumhingen, und den Vätern, die zur Videothek flitzten, um die neuesten Filme auszuleihen – Action für ihn, eine Schnulze für sie, Disney für die Kinder –, leerten sich die Straßen. Lebte man in Millers Kill, ging man samstagabends anderswo aus. Ins Dew Drop Inn jenseits der Cossayuharie-Grenze oder in das Kinocenter in Fort Henry, vier Leinwände, keine Wartezeiten. Wollte man Dolby Surround und gut gepolsterte Sitze, fuhr man eine weitere halbe Stunde zur Aviation Mall in Glens Falls. Suchte man ein Lokal, in dem der Barkeeper nicht komisch guckte, wenn man einen Martini bestellte, nun, Saratoga lag vierzig Minuten und eine volle kulturelle Zeitzone weiter.
    »Bereust du es schon?«
    Clares Stimme riss ihn aus seinen Träumereien. »Was denn?«
    Sie rammte die Hände in die Taschen ihrer Bomberjacke und starrte stur geradeaus. »Mit mir spazieren zu gehen. In aller Öffentlichkeit.«
    Er lachte. »Machst du Witze?« Er betrachtete sie. Im Licht der Natriumlampen schimmerte sie orange, und die Schatten eines kahlen Ahorns warfen schwarze Streifen über sie beide. Wie ein an Halloween als Tiger geschminktes Kind. »Nein«, sagte er ernster. »Über solche Dinge denke ich nicht nach.« Er zögerte. »Und du? Hat – hat jemand etwas zu dir gesagt?« Mit jemand meinte er Hugh Parteger. Er bemühte sich, bemühte sich aufrichtig, nicht unvernünftig eifersüchtig zu sein. Besonders weil er erkannt hatte, dass er Clare diesem reichen, unverheirateten Mann, der ganz offensichtlich verrückt nach ihr war, in die Arme werfen würde, wenn er ihr ein besserer Freund wäre, statt wie ein Hund am Futternapf zu knurren.
    Sie schaute sich um. »Heute Nachmittag hat mich der Diakon der Diözese besucht. Vor deinem, äh, Eintreffen.«
    »Ich hoffe, du hast ihn nicht ebenfalls im Bademantel empfangen.«
    Sie funkelte ihn an und blies dann eine Strähne fort, die sich aus ihrem üblichen Knoten im Nacken geschlängelt hatte. »Wie sich herausstellte, hat der Bischof Father Aberforth zu mir gesch…«
    »Eine Sekunde. Wer ist Father Aberforth?«
    »Der Diözesan-Diakon.«
    »Müsste er dann nicht Diakon Aberforth heißen?«
    Sie blickte zu ihm auf, der Schatten eines Lächelns lag in ihren Augen. »Da hat wohl jemand Geschichte und Gebräuche der Episkopalkirche in Amerika nicht gelesen. Karriere-Diakone werden korrekt mit ›Father‹ angesprochen. Es sei denn, es handelt sich um Frauen. In diesem Fall bin ich sicher, dass Aberforth ein ›Ms.‹ vorziehen würde.« Sie schnaubte. »Jedenfalls war er bei mir, um mich wegen einer schwerwiegenden Angelegenheit zu sprechen. Die er meiner Unerfahrenheit zuschreibt und meiner Unkenntnis darüber, dass Leute in einer Kleinstadt reden. Eine Angelegenheit, die er lautlos regeln möchte, um anderen Priestern keine Ideen in den Kopf zu setzen.«
    Ihm sank das Herz. »Uns?«
    »Ha! Genau das habe ich auch gedacht. Ich war sicher, dass jemand beim Bischof darüber geklatscht hat, dass man uns beide zusammen gesehen hat.«
    »Wir tun nichts Schlechtes«, sagte er automatisch.
    »Oh, Russ.« Sie

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