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Das Dunkle Netz Der Rache

Das Dunkle Netz Der Rache

Titel: Das Dunkle Netz Der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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Geschwindigkeit. Er hatte Courtneys Volvo genommen, weil ein kleiner Ventilator noch den Fahrersitz seines Mercedes trocknete. Er wusste, dass seine Frau mit der Limousine zu dem Ball fahren wollte, und sah keine Möglichkeit, das feuchte Leder zu erklären. Es hatte höchstens noch eine halbe Stunde Zeit, um zu trocknen. Wenn er es überhaupt bis zum Ball schaffte.
    Was hatte Russ entdeckt? Was wusste er? Die Liste der Möglichkeiten war kurz und erschreckend, deshalb weigerte sich Shaun, darüber nachzudenken. Er atmete: ruhig einatmen, die Angst ausatmen. Er musste kühl bleiben, beherrscht, Herr der Lage. Vielleicht fischte Russ nur im Trüben. Wenn das der Fall war, hatte er gute Chancen, unbeschadet zu entrinnen – wenn er nicht wie Richard Nixon auftrat, als dieser geschworen hatte, kein Gauner zu sein. Russ hatte sein Leben lang in der Armee gedient. Kleinkariert. Einfallslos. Shaun hatte erfolgreich mit Geschäftsführern, Aktionären und Bankern verhandelt. Er konnte mit Russ fertig werden. Ja. Ein. Aus.
    Zu seiner Überraschung sah er als Erstes einen Streifenwagen, der direkt vor dem Gebäude parkte, vor den Büros. Seine Scheinwerfer waren auf ein kleines grünes Auto gerichtet. Nicht, dass er sich beschweren wollte. Je weiter Russ von der alten Mühle entfernt war, desto glücklicher war Shaun. Er stellte den Wagen ein paar Lücken weiter ab und rieb mit einigen Papiertüchern aus Courtneys Handschuhfach hastig seine Hände trocken.
    Russ und ein Polizist in Uniform standen neben dem Wagen. Shaun ging mit ausgestrecktem Arm auf sie zu, in der Offensive. »Russ, alter Kumpel. Was ist los? Was ist das für ein Auto?«
    Russ schüttelte seine Hand. Dann weiteten sich seine Augen. »Was, zum Teufel, ist mit deinem Gesicht passiert?«
    Shaun war darauf vorbereitet. Er berührte mit zwei Fingern seine Wange und lachte reumütig. »Das ist das Ergebnis, wenn man in unserem Alter Rollschuh fährt. Ich bin direkt vom Bürgersteig gegen einen Baum gesegelt.«
    »Ich hoffe, der Baum sieht schlimmer aus.«
    »Ich fürchte, nein.«
    Russ zeigte mit einer massiv wirkenden Taschenlampe auf das grüne Auto. »Kennst du diesen Wagen?«
    »Nie gesehen. Ist das nicht eins dieser Hybridautos?«
    »Stimmt.« Russ richtete die Taschenlampe auf den Innenraum. Shaun konnte eine billige Reisetasche sehen.
    »Ist er gestohlen?«
    »Nein. Aber er wird vermisst.«
    Shaun spürte einen elektrischen Schlag im Kreuz. Himmel. Was, wenn der Wagen Millie van der Hoeven gehörte? Wie kam er hierher?
    »Er gehört einer jungen Frau namens Becky Castle. Kennst du sie?«
    Was, zum Teufel? »Nein.«
    Russ grunzte. »Da drin sollte ein Abendkleid hängen. Ich kann keines sehen, du?«
    »Nein.« Was ging hier vor? Welchen Verdacht hegte Russ? Shaun spürte, wie er sich streckte, das Gleichgewicht suchte, den richtigen Weg durch ein Minenfeld. Informationen waren Macht, und er verfügte im Augenblick nur über sehr wenige.
    »Dort würde man parken, wenn man zu deinem Büro möchte, richtig? Sieht aus, als hätte sich seit den Zeiten deines Vaters nichts geändert.«
    »Dazu gab es auch keine Veranlassung.«
    »Warst du heute im Büro?«
    »Ja.« Das klang zu dürftig. »Es ist nicht unüblich, dass ich auch samstags eine Weile hier bin. Ohne die ganzen Faxe und Anrufe kann ich eine Menge Arbeit erledigen.«
    »Ja klar. Um welche Uhrzeit warst du hier?«
    Shaun rechnete rasch nach. »Ungefähr von zwölf bis vierzehn Uhr dreißig.«
    Russ richtete den Strahl der Taschenlampe auf Shauns gestärktes weißes Hemd. Der Rand des Strahls wischte über sein Gesicht. »Könnten wir rasch einen Blick in dein Büro werfen?«
    »Sicher.« Er musste wissen, was Russ suchte. Er hatte nichts mit diesem Fahrzeug zu tun, und in seinem Büro gab es nichts, was auf die van der Hoevens hinwies. Aber warum hatte Russ ihn gerufen, um Becky Castles Auto in Augenschein zu nehmen? Eine Sekunde. Castle. Er kannte einen Castle. »Ist diese Becky Castle mit Ed Castle verwandt? Castle Logging?«
    »Seine Tochter.« Russ richtete die Taschenlampe auf den Kombi. »Ist das dein Wagen?«
    Shauns Miene erstarrte. Er zwang sich zu einer gelassenen Antwort. »Natürlich.«
    »Bist heute schon mal damit gefahren?«
    »Ja«, log er. Er griff in seine Hosentasche und kramte nach den Büroschlüsseln. »Da haben wir sie«, sagte er, als er sie gefunden hatte. »Lass uns reingehen.«
    Hinter der Tür schaltete er das Licht ein. Der Empfangsbereich erwachte zum Leben. Gott sei Dank

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