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Das Dunkle Netz Der Rache

Das Dunkle Netz Der Rache

Titel: Das Dunkle Netz Der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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Fingerabdrücken einstäubte. Reid starrte auf seine Finger, die mit schwarzer Tinte beschmiert waren. Er hatte seine Abdrücke freiwillig nehmen lassen, nachdem Russ ihm erklärt hatte, dass sie sie brauchten, um festzustellen, welche Dinge in seinem Büro er berührt hatte. Russ hatte nicht darauf hingewiesen, dass die Abdrücke auch beweisen konnten, ob Shaun in Becky Castles Wagen gesessen hatte.
    »Ihre Sachen sind hier«, fuhr Lyle fort. »Draußen parkt ihr Auto. Und er sieht aus, als hätte er drei Runden mit einem Baseballschläger hinter sich. Sturz beim Rollschuhfahren, dass ich nicht lache.«
    »Wo soll er schon hin?« Russ verschränkte die Arme. Sie standen in der Bürotür, außer Hörweite. Von dort konnten sie die laufenden Arbeiten innen und außen im Auge behalten, wo der zweite Mann der Spurensicherung gerade den Prius untersuchte. »Er will mit seiner Frau einen Ball besuchen. Wenn er einen Flug ins Ausland planen würde, wäre ich besorgt. Das Algonquin Waters können wir meiner Ansicht nach überwachen.«
    Lyles Gesicht lag halb im Schatten. Russ erinnerte es mit den geschwungenen Lippen und den stechenden Augen an eine Maske der Irokesen. »Bist du sicher, dass du nicht einfach Klimmzüge machst, um einem alten Freund die Gunst des Zweifels zu gewähren?«
    »Wie meinst du das?«
    »Du hast in den letzten vier Jahren mit Ed Castle gejagt. Ich will nicht sagen, dass ihr zwei die besten Freunde seid, aber so was tut weh. Ich frage mich nur, ob du zu verhindern versuchst, dass dir das noch einmal passiert.«
    »Falls Shaun Reid etwas mit dem Überfall auf Becky Castle zu tun hat, werde ich der Erste sein, der ihn ins Gefängnis bringt. Ich habe zwei gute Gründe, ihn jetzt auf freiem Fuß zu lassen. Erstens« – er hielt einen Finger hoch – »die einfachste Geschichte ist meistens die wahre. Schoof hat Becky Castle zusammengeschlagen. Diese Theorie stützt sich auf die Aussage des Opfers und …«
    »Der man vielleicht nicht trauen kann.«
    »… Randy Schoofs Verschwinden«, fuhr Russ fort. »Und auf die Tatsache, dass dein Informant bezüglich der Affäre Reid-Castle niemand andres als Mrs. Randy Schoof ist.«
    »Okay, okay, du hast recht, Schoof ist unser Hauptverdächtiger. Trotzdem ist irgendetwas an Reid seltsam.«
    »Was mich zu zweitens bringt. Heute Abend bei der Feier kann ich ihn im Auge behalten. Mit wem er spricht, ob er verschwindet, diese Sachen.«
    »Wo wir gerade darüber sprechen, solltest du nicht längst zu Hause sein? Um dich herzurichten?«
    Russ sah auf die Uhr. »Mist. Ja. Hör mal …«
    »Ich weiß. Handy, Pieper, regelmäßige Meldungen. Wir bleiben in Kontakt.«
    Russ lächelte. »Danke, Lyle. Ich kann das nur für Linda tun, weil ich weiß, dass du den Laden schmeißt.«
    »Hör auf, sonst werde ich noch rot. Hau jetzt ab.«
    Russ eilte ins Büro. »Shaun!« Reid sah hastig auf. »Danke für deine Hilfe. Mach dich lieber auf den Weg. Wir beide werden ohnehin schon zu spät kommen.«
    Shaun zwinkerte. »Ich kann gehen?«
    »Selbstverständlich.« Russ bleckte die Zähne zu einem Grinsen. »Wir dürfen doch die Damen nicht enttäuschen, nicht wahr?«

19:20 Uhr
    Lisa Schoof fuhr schon zum dritten Mal seit neunzehn Uhr an den Toren zur Papierfabrik vorbei. Als sie das erste Mal bei der Mühle angekommen war, hatte sie durch das Tor zum Angestelltenparkplatz fahren wollen, war aber beim Anblick eines Polizisten, der müßig vor dem Büro stand, vor Schreck erstarrt. Sie war hart auf die Bremse gestiegen und mitten auf der Route 57 stehengeblieben, in der Erwartung, jeden Moment Zeuge zu werden, wie man ihren Mann in Handschellen aus dem Gebäude eskortierte. Erst das Hupen eines Autos, das sich von hinten näherte, hatte sie zum Weiterfahren veranlasst. Sie nahm die erste Querstraße und kurvte zurück zur Mühle.
    Als sie zum zweiten Mal langsam, langsam daran vorüberfuhr, hatte sich ein Transporter mit getönten Scheiben zu dem Streifenwagen gesellt. Sie konnte die Aufschrift auf den Seiten nicht entziffern, aber das Staatswappen und die Leuchten auf dem Dach machten deutlich, dass es sich um ein Polizeifahrzeug handelte. In den Büros schienen sämtliche Lichter zu brennen, und sie konnte einen Polizisten in Uniform ausmachen, der zwischen dem Streifenwagen und dem kleinen grünen Auto stand.
    Jetzt, auf der dritten Runde, waren der Polizeiwagen, der Transporter und die Beleuchtung immer noch da, aber ein Geländewagen und ein Kombi, die neben dem Streifenwagen

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