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Das Dunkle Netz Der Rache

Das Dunkle Netz Der Rache

Titel: Das Dunkle Netz Der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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was lange Gewohnheit war. »Nein, zugegebenermaßen ist es wahrscheinlicher, dass die Post in der Küche hierhergeschickt wurde. Ich hole sie vom Kasten am Ende der Straße und lasse sie meistens einfach auf dem Küchentisch liegen. Hier erledige ich auch die Rechnungen.«
    Russ warf Clare einen Blick zu und schwor, dass er ihre Gedanken lesen konnte. Vielleicht sind die Reichen gar nicht so anders als du und ich. Aber wenn er am Küchentisch Schecks ausstellte, dann nicht neben einem Stapel Weinkisten von seinem eigenen Weingut.
    Er konzentrierte sich auf Eugene. Falls seine Schwester in eine schmutzige Geschichte verwickelt war, wusste er vielleicht wirklich nichts davon. Oder aber er beschützte sie. »Mr. van der Hoeven, ich weiß, dass Sie Angst um Ihre Schwester haben.« Russ senkte die Stimme. Er war besorgt. Eugene konnte ihm vertrauen. »Allmählich mache ich mir selbst ein wenig Sorgen. Sie sagen, sie kennt sich in den Wäldern aus, kennt sie schon ihr Leben lang. Ergibt es dann Sinn, dass sie abends zu einem Spaziergang aufbricht und sich verirrt?« Am anderen Ende des Raums stand ein verglaster Gewehrschrank und neben dem Fenstersitz ein Tisch, der anscheinend aus den Geweihstangen von Rothirschen gefertigt war.
    Man musste kein großartiger Detektiv sein, um festzustellen, wo van der Hoevens Interessen lagen.
    »Oder könnte es sein, dass sie von irgendwelchen radikalen Umweltschützern in etwas hineingezogen wurde? Bis zum Hals drinsteckt? Könnte das etwas mit ihrem Verschwinden zu tun haben?«
    Eugene nickte nachdenklich. »Ich habe ein Auto gehört, ganz früh heute Morgen. Ehe ich entdeckte, dass Millie nicht im Haus war.«
    Russ bügelte die Überraschung aus seiner Miene. Er hatte nicht erwartet, bei seinem Fischzug fündig zu werden. Er ging nur gerne gründlich vor.
    »Dem Rettungsdienst gegenüber haben Sie kein Auto erwähnt«, bemerkte Clare.
    Ihr Gastgeber machte eine Vierteldrehung in ihre Richtung, gerade genug, um höflich zu sein, zeigte ihr aber nur die gesunde Gesichtshälfte. Bei Clare achtete er mehr darauf als bei den Männern im Haus, stellte Russ fest. Er wollte sagen: Mach dir keine Gedanken, Kumpel. Sie nimmt dich so, wie du bist.
    »Ich hielt es für unwichtig.« Eugene wies auf Russ’ Tarnanzug und die Signalweste. »In der Jagdsaison ist es nicht ungewöhnlich, dass Autos und Trucks sich hierher verfahren. Jäger auf der Suche nach einer Zugangsstraße.«
    »Haben Sie irgendeinen Grund, anzunehmen, dass Millie sich mit der PBA eingelassen hat?«, fragte Russ.
    »Wenn es so wäre, hätte sie es mir mit Sicherheit erzählt. Sie hat sich dem hiesigen Ableger dieser Adirondack Conservancy Corporation angeschlossen.« Eugenes Miene war beweglich genug, um zu zeigen, was er davon hielt. »Eine Runde alter Damen und Neuzugänge aus New York City. Sie hat sie erst letzte Woche hierher eingeladen. Glauben Sie, sie …?«
    »Gehören sie der PBA an? Nein. Ich, äh, kenne die Präsidentin der Gruppe ziemlich gut. Sie setzen eher auf … äh, passiven Widerstand.«
    Clare sah ihn an, eine Augenbraue hochgezogen. Mom, flüsterte er lautlos. »Andere Organisationen, in denen sie Mitglied ist?«, fragte er van der Hoeven. »Treffen, von denen sie Ihnen nichts erzählt hat? Abwesenheiten, die sie nicht erklärt hat?«
    »Sie trifft sich mit jemandem aus der Stadt«, sagte van der Hoeven langsam. »Eine Romanze, meine ich. Wenigstens hat sie das gesagt. Ich muss sagen, dass das untypisch für sie ist. Mit Männern hatte sie bisher nicht viel Erfolg.«
    »Vielleicht zieht sie Frauen vor«, bemerkte Clare mit unbewegter Miene.
    Eugene gab den scheuen Seitenblick auf und starrte ihr direkt ins Gesicht. »Mit Sicherheit nicht.« Russ konnte sehen, wie er die Priesterin im Licht ihrer skandalösen Bemerkung neu beurteilte.
    »Warum glauben Sie nicht, dass sie gestern Abend mit ihrem Freund weggegangen ist?«, fragte Russ.
    »Sie hat mir vorher immer Bescheid gesagt, dass sie weg sein würde.«
    »Wie lange trifft sie sich schon mit diesem Mann?«
    »Praktisch seit ihrer Ankunft. Auf jeden Fall seit Anfang September.«
    »Schnelle Arbeit für jemanden, der mit Männern nicht viel Erfolg hat.«
    »Sie ist sechsundzwanzig«, betonte Clare. »In diesem Alter kann man sich über Nacht wahnsinnig verlieben.«
    »Stimmt«, sagte Russ. »Und es stimmt ebenfalls, dass die Anwesenheit eines Freundes, ob nun echt oder erfunden, alle Arten von Aktivitäten decken kann.« Er wandte sich an van der Hoeven.

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