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Das Dunkle Netz Der Rache

Das Dunkle Netz Der Rache

Titel: Das Dunkle Netz Der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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ich kein Geld für meinen Ruhestand, und du wärst pleite.« Ed schüttelte den Kopf, den Blick auf das stete Vor und Zurück der Säge gerichtet. »Selbst wenn du in der Lage wärst, ein Holzunternehmen zu führen, würde dir der Besitz meiner Maschinen auch nichts nützen, wenn du in Millers Kill bleiben willst. Ich weiß, auf dich wirke ich wie ein Methusalem, aber ich verkaufe nicht, weil ich zu alt bin. Ich verkaufe, weil es in dieser Gegend keine Schlagplätze mehr gibt.« Der zweite Vorderlauf brach. Ed streckte sich und warf ihn auf den wachsenden Haufen von Körperteilen.
    »Wenn Haudenosaunee schließt, war’s das. Der nächste erreichbare Holzplatz ist fünfzig Meilen weiter im Norden, falls du überhaupt eine Lizenz kriegst. Und der wird auch geschlossen werden, sobald die Besitzer von den Bodenspekulanten ein Angebot bekommen, das hoch genug ist.« Er wischte die Säge an seinem Overall ab und legte sie zurück auf den Karton. »Schon sehr bald werden nur noch die großen Gesellschaften mit den Wäldern Geld machen. Du suchst einen Job? Fahr rüber zum Resort und sprich mit den Platzhirschen von GWP. Sie werden bald das einzige Großwild in der Stadt sein.«
    »Aber wenn ich nur die Ausrüstung hätte, nur eine Raupe und einen Laster, könnte ich …«
    Ed schüttelte eine Bahn Sackleinen auf und drapierte sie über den Rahmen, hüllte den Hirsch darin ein. »Randy, du hörst mir nicht zu. Ein Skidder und ein Laster nützen dir überhaupt nichts.« Er wickelte Garn von einer Spule und band damit den unteren Rand des Leinens zusammen, wickelte es mehrmals herum, ein provisorischer Leichensack. Er richtete sich auf, stöhnte und warf die Garnspule auf den Karton. »Und wenn es dir nichts ausmacht, habe ich jetzt eine Verabredung mit einer Packung Ibuprofen und einer langen, heißen Dusche.«
    Randy lief hinter ihm her, als er über den Rasen zur Hintertreppe ging. Ed blieb stehen. »Schau mal, Junge, ich bin im Washington County geboren und aufgewachsen. Ich wollte nie weg von hier. Gute Arbeit gibt es nicht mehr – für mich ist das keine Tragödie. Ich bin alt genug, um mich zurückzuziehen und meine restlichen Jahre mit Jagen und meinen Enkeln zu verbringen.« Er legte Randy die Hand auf die Schulter, schwer wie die Zeit selbst. »Begeh nicht den Fehler, zu glauben, dies wäre der einzige Ort auf Erden, an dem man glücklich sein kann. Hey? Okay?« Er verschwand im Haus.
    Randy blieb einfach stehen, der kalte Novembersonnenschein leuchtete ihm grell ins Gesicht. Ed klang nicht, als würde er sich zurückziehen. Er klang, als würde er sich darauf vorbereiten, sich die Kehle durchzuschneiden.
    Auf der Vorderseite des Hauses schlug eine Tür. Ed hatte vielleicht Nerven, Randy zu raten, sich anderswo Arbeit zu suchen, wenn er selbst derjenige war, der das Handtuch warf. Es gab immer gut bezahlte Jobs, wenn man bereit war, sich ins Zeug zu legen. Männer wurden alt und vergaßen das. Er sah auf seine Schulter, wo Eds Hand gelegen hatte. Ein Blutfleck verschmutzte den Jeansstoff.
    Er hörte, wie vor dem Haus ein Wagen angelassen wurde, das Quietschen von Reifen und dann den unverwechselbaren Klang von etwas großem Schweren, das in sein Motorrad krachte.

11:15 Uhr
    Becky stieg aus ihrem Prius und starrte entsetzt auf das auf der Straße liegende Motorrad. Sie war nicht sicher, was passiert war; sie hatte den markerschütternden Aufprall gespürt und dann ein Geräusch gehört, als entleerte ein Kipper eine Ladung leerer Dosen auf den Asphalt.
    »Heilige Scheiße! Was hast du mit meinem Motorrad gemacht?« Der Mann, der ihren Vater besucht hatte, rannte an ihr vorbei. Vor dem Motorrad kam er schlitternd zum Stehen. »Oh, Mann, du hast die Benzinleitung aufgerissen.«
    »Es tut mir leid.« Becky warf einen Blick über die Schulter, um festzustellen, ob ihr Vater etwas gehört hatte. Das wäre wirklich das Sahnehäubchen auf ihrem Tag – wenn ihr Vater aus dem Haus stürmte und sie dabei erwischte, wie sie wie eine Sechzehnjährige mit Anfängerführerschein Mist baute. »Hör mal, ich komme natürlich für den Schaden auf.«
    Er kehrte ihr noch immer den Rücken zu. Er hielt seine Hände über die Maschine, als würde er ihr gebieten, von den Toten aufzuerstehen. Seine Stimme klang so ungläubig wie die eines Kindes angesichts eines unfassbaren Verlusts. »Wie, zum Teufel, soll ich es in die Werkstatt schaffen?«
    Er schien mit sich selbst zu reden, aber Becky antwortete ihm. »Ich bin Mitglied im

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