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Das Dunkle Netz Der Rache

Das Dunkle Netz Der Rache

Titel: Das Dunkle Netz Der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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wählte den Notruf und beschrieb den Ort und das Wenige, was sie über die Verletzungen der jungen Frau gehört hatte. Sie legte auf, drehte sich um und stieß beinah mit van der Hoeven zusammen.
    »Sie haben – Sie haben sie nicht selbst gesehen?« Seine Miene war wieder beherrscht, aber er klang noch immer wie ein Mann unter Schock.
    »Leider nicht.«
    »Sie wissen also nicht, was ihr zugestoßen ist? War es ein Unfall? Wurde sie überfallen?«
    »Es tut mir leid, ich weiß es nicht.« Sie legte ihm die Hand auf den Arm. »Hören Sie, ich muss Ihre Haushälterin nach Hause bringen. Wollen wir uns hinterher im Krankenhaus treffen?« Sie hoffte, dass seine Platzangst ihn nicht daran hinderte, sich ans Bett seiner Schwester zu setzen.
    »Das Krankenhaus«, sagte er.
    »Ich könnte …« Clare suchte nach einem Weg, ihr Angebot taktvoll zu formulieren. »Ich könnte wiederkommen und Sie hinbringen. Schlechte Nachrichten beeinträchtigen die Konzentration. Die einfachsten Dinge fallen einem dann oft schwer, wie telefonieren oder Auto fahren. Ich mache das gern.«
    Sein Blick wurde wieder scharf. »Nein«, sagte er. »Danke. Ich schaffe es bis zum Krankenhaus. Ich habe nur gerade daran gedacht, dass ich zuerst die Suchmannschaft informieren muss.« Er schulterte den Rucksack, den er auf den Boden hatte gleiten lassen, während sie telefonierte. »Auf geht’s.«
    Draußen blieb sie am Fuß der Verandatreppe stehen. »Ich komme, sobald ich kann, zu Ihnen ins Krankenhaus.«
    »Ja.«
    Eugene trabte ums Haus und war verschwunden, ehe Clare ihren Wagen erreichte. »Er gibt der Suchmannschaft Bescheid, dass Millie gefunden wurde«, sagte sie zu Lisa, während sie sich anschnallte. »Fahren wir zu den Jägern und sagen ihnen, dass Hilfe unterwegs ist.« Clare raste die Zufahrt hinunter, während Lisa sich an Tür und Armaturenbrett klammerte. Der Shelby hüpfte auf der kurzen Strecke so heftig, dass sich seine Lebensspanne vermutlich um ein Jahr verkürzte. Dennoch schien es viel zu lange gedauert zu haben, als sie endlich neben dem Jäger hielten, der an der Wegmündung Wache hielt.
    »Der Krankenwagen ist unterwegs«, verkündete Clare durch die geöffnete Scheibe. »Brauchen Sie Hilfe?«
    »Nein, danke«, erwiderte er. »Mein Freund Billy ist eine Nervensäge, aber gut in Erster Hilfe. Wir kümmern uns um sie, bis die Sanitäter eintreffen. Sie müssen nicht bleiben.«
    »Sie heißt Millie van der Hoeven.«
    »Sie meinen, wie die van der Hoevens?« Er schaute sich um, als könnten noch mehr Mitglieder dieser Gesellschaftsklasse aus den Wäldern stürmen. »Himmel, denen gehört das alles hier.« Er wandte den Blick wieder zu Clare, ein bisschen verlegen wegen seiner Faszination. »Machen Sie sich keine Sorgen. Billy und ich werden uns um sie kümmern, egal, wer sie ist.«

12:40 Uhr
    Die Sirene des Krankenwagens schreckte Shaun Reid auf. Er bremste ab und steuerte an den Rand der ansonsten leeren Landstraße. Der Krankenwagen schoss um die Kurve vor ihm und raste in einem Wirbel aus Licht und Lärm an ihm vorüber. Aus den Bergen nach Millers Kill zum Washington County Hospital. Er fuhr zurück auf den Highway, nahm die letzte Meile zu seinem Ziel. Er wollte gerade auf den Privatweg nach Haudenosaunee abbiegen, als ihm ein rostiger Jeep Cherokee entgegenholperte. Shaun lenkte seinen Wagen einmal mehr zum Fahrbahnrand; das Letzte, was er brauchen konnte, war ein Zusammenstoß mit einem anderen Fahrer, dem es völlig egal war, ob sein Untersatz dem Mercedes Tetanus bescherte. Nachdem der Jeep ihn passiert hatte, bog Shaun auf den Weg nach Haudenosaunee ab, nur um sich Stoßstange an Stoßstange mit einem weiteren Geländewagen wiederzufinden, diesmal ein Pick-up, der eindeutig mehr als die übliche Anzahl von Reifen brauchte.
    Beide Fahrer steuerten so weit wie möglich an den Waldrand und krochen aneinander vorbei. Shaun ließ seine Scheibe herunter und winkte dem anderen Fahrer zu, einem jungen Mann mit militärischem Bürstenschnitt, der im Gegensatz zu dessen Ohrring stand.
    »Was ist los?«, fragte Shaun. »Normalerweise ist es hier so ruhig wie in einem Kloster, aber heute herrscht mehr Verkehr als auf dem Northway.«
    »Wir gehören zur Suchmannschaft«, erwiderte der Mann. »Sind Sie ein Freund der Familie?«
    »Nein, nur geschäftliche Beziehungen.« Das stimmte. Über die Jahre hatte er hin und wieder mit dem verstorbenen Mr. van der Hoeven Geschäfte gemacht. »Ich will zu Eugene van der Hoeven.«
    »Mr. van der

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