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Das Dunkle Netz Der Rache

Das Dunkle Netz Der Rache

Titel: Das Dunkle Netz Der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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unterwegs, um seine Frau abzuholen. Er war zerstreut. Er hatte geglaubt, dies sei der richtige Weg. Wer wollte das Gegenteil behaupten?
    Selbstverständlich hoffte er, dass niemand da sein würde, der das Gegenteil behauptete. Er fuhr langsamer, als er sich der Mündung des Holzwegs näherte. Keine Anzeichen von Aktivität. Er blinkte und bog ab. War sie dort? Unentdeckt? Sollte er riskieren, weiterzufahren? Er beschleunigte ein wenig, fuhr den Hügel hinauf. Nur ein Typ, der seine Frau abholt. Das war alles. Er fuhr um die Kurve.
    Beinah hätte er den roten Pick-up gerammt, der mitten auf dem Weg stand. Er trat auf die Bremse, und während er schleudernd zum Stehen kam, hüpfte sein Magen wie in einer Achterbahn. Hinter dem Pick-up konnte er einen – Scheiße – Streifenwagen erkennen. Keinen Krankenwagen, keinen Leichenwagen, keine Spur von ihr. Er sah niemanden. Er verzog den Mund. Sollte er abhauen? Würde das verdächtiger oder unverdächtiger wirken, als auszusteigen und sich umzuschauen? Er saß auf dem Fahrersitz, wie gelähmt von der Vielzahl der Möglichkeiten, als ein Mann in Jagdkleidung und leuchtend orangefarbener Weste sich durch das am Wegrand wachsende Gestrüpp kämpfte und auf ihn zukam.
    Ein Jäger. Er begann erleichtert zu lächeln, bis der Mann Mikes Nummernschild musterte. Die Reifen betrachtete. Der Mann näherte sich Randy in weitem Bogen, vielleicht, weil eine Furche im Weg ihn dazu zwang, aber gleichzeitig befand er sich so in einer Position, in der er sehen konnte, was auf ihn zukam, falls Randy die Tür öffnete. Er nahm seine Mütze ab, und in diesem Moment erkannte Randy den Polizeichef.
    Russ Van Alstyne lächelte und bedeutete ihm, die Scheibe herunterzukurbeln. Der Fensterheber blieb bei jeder Umdrehung stecken, und das daraus resultierende Quietschen von Glas auf Gummi klang in Randys Ohren wie ein Chor: Du bist dran, du bist dran, du bist dran.
    »Hey, Sohn«, sagte der Chief. »Was machen Sie hier oben?«
    Randy war verwirrt. Was tat er hier? Er war … er war … »Ich suche meine Frau.«
    Van Alstynes blauer Blick wurde schärfer. »Wann haben Sie sie zum letzten Mal gesehen?«
    Oh, Scheiße. Der Chief dachte, er meinte Becky Castle. Vermutlich hielt er ihn für einen Brutalo. Randy schüttelte den Kopf. »Sie arbeitet in Haudenosaunee. Als Putzfrau. Unser Wagen ist in der Werkstatt, deshalb muss ich sie abholen.«
    »Sie putzt für Eugene van der Hoeven? Ich glaube, ich habe sie heute Morgen gesehen.« Van Alstyne trat näher und spähte durchs Fenster. »Ich kenne Sie«, sagte er. »Sie sind doch Mark Durkees Schwager, oder? Schoof? Randy Schoof?«
    Randy nickte. Wenn die angeheiratete Verwandtschaft mit Mark ihn rettete, würde er dem selbstgerechten Arsch beim nächsten Mal um den Hals fallen.
    »Und Sie suchen nach Ihrer Frau, Randy?« Der Chief klang entspannt, freundlich. Doch sein Blick war so scharf wie immer, er glitt rasch vom Rücksitz zur Beifahrerseite, über die Vertiefung neben der Tür zu Randys Kleidung. »Was haben Sie da an der Hose, dort?«
    Randy schaute in seinen Schoß. Zu seinem Erschrecken verschmierte ein Blutfleck seine Jeans. Sein Mund arbeitete lautlos, suchte nach einer Erklärung. Warum war Blut auf seiner Hose? Hatte er sich beim Rasieren geschnitten? Jesus, das war lächerlich. Er starrte den Chief an wie ein Reh im Scheinwerferlicht. Ein Reh. Mikes Hirsch. »Ich war heute Morgen auf der Jagd. Mein Freund hat einen Hirsch geschossen. Ich habe ihm damit geholfen.« Die Erleichterung wegen der einleuchtenden Erklärung machte sein Lächeln echt. Er zeigte auf die Jagdausrüstung des Chiefs. »Wie läuft’s bei Ihnen? Schon was geschossen?«
    Van Alstyne schüttelte den Kopf. »Ich hatte lausiges Pech.« Er grinste. »Aber ich bin hartnäckig. Sie suchen also Ihre Frau?«
    »In Haudenosaunee«, wiederholte Randy. »Ist das nicht der Weg zum Haus?« Er klopfte seine Taschen ab, als suchte er nach einem verräterischen Papierrascheln. »Ich hab hier irgendwo einen Zettel mit der Wegbeschreibung.«
    »Waren Sie schon mal hier?«
    Randy erstarrte. »Schon mal hier?« Scheiße. Wenn er dem Chief erzählte, er wäre noch nie hier gewesen, konnte man ihn leicht der Lüge überführen. Sein Schwager könnte verraten, dass er für Ed Castle gearbeitet hatte.
    »Ja. Haben Sie und Ihr Freund hier gejagt?«
    Randy versuchte entspannt zu klingen. »Nein. Wieso?«
    »Ein paar Jäger haben hier auf dem Weg eine junge Frau gefunden. Sie war ziemlich schlimm

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