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Das Dunkle Netz Der Rache

Das Dunkle Netz Der Rache

Titel: Das Dunkle Netz Der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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Dad?« Sie eilte mit ausgebreiteten Armen auf ihre Eltern zu.
    »Wie geht es ihr? Habt ihr schon mit dem Arzt gesprochen?«
    »Nur ganz kurz«, antwortete Suzanne. »Sie wird gerade operiert. Sie hat innere Blutungen.« Ihre weichen Züge zerfielen. Sie ließ den Kopf an die Schulter ihrer Tochter sinken und begann zu weinen.
    Die Frau – Bonnie, vermutete Clare – sah über den Kopf ihrer Mutter hinweg ihren Vater an. »Was ist passiert?«
    »Innere Blutungen als Folge eines Überfalls«, sagte Ed mit leiser, harter Stimme. »Weißt du, was das heißt? Irgendein Hurensohn hat ihr die Scheiße aus dem Leib geprügelt. Ihr die Rippen gebrochen, so dass in ihrem Innern was geplatzt ist, und dann hat er sie auf einem meiner Holzwege oben in Haudenosaunee liegenlassen. Auf einem meiner Wege.« Ed Castle senkte wieder den Kopf, und man sah seinen glänzenden Schädel und das dünne silberne Haar. Ein Büßer, der ohne Hoffnung um Vergebung flehte. »Es ist meine Schuld.« Seine Stimme brach. »Ich hätte sie niemals allein nach Haudenosaunee schicken dürfen. Ich wusste, dass das andere Mädchen verschwunden war. Aber ich hab nur an mich gedacht, statt ihr einfach die lausigen Versicherungsunterlagen zu geben.«
    Seine Frau, die noch immer weinte, löste sich von ihrer Tochter und legte ihm die Hände auf die Schultern. »Es war nicht deine Schuld, Ed. Es war nicht deine Schuld.«
    »Doch!« Ed Castle erhob sich abrupt und lief in kurzen, abgehackten Schritten im Kreis, angetrieben von seinem Schmerz. »Wer hat ihr gesagt, sie soll sich an Eugene van der Hoeven wenden? Ich!«
    Okay. Zumindest diesen Stachel konnte sie entfernen. »Becky wurde nicht verletzt, als sie bei Eugene van der Hoeven war«, sagte Clare, die die Stimme gerade so weit hob, dass Ed Castle sie registrierte.
    »Was?« Er drehte sich zu ihr um.
    »Ich war dort. Ich habe die Auseinandersetzung miterlebt. Die Lage war ziemlich gespannt, aber als Becky ging, war sie gesund und munter. Tatsächlich« – Clare lächelte schief – »›spuckte sie Gift und Galle‹, wie meine Großmutter gesagt hätte. Sie brüllte Eugene an, sie würde wiederkommen und er könnte sie nicht daran hindern.«
    Bonnie und Suzanne schmiegten sich aneinander und hielten sich fest umschlungen. Ed Castle blickte Clare mit zusammengekniffenen Augen an. »Was meinen Sie mit ›die Lage war gespannt‹?«
    Clare zögerte beklommen. Sie hatte keine Möglichkeit gehabt, Russ von Eugenes seltsamem Verhalten an diesem Morgen zu erzählen. »Sie wissen schon. Eine Streiterei. Geschrei. Eugene wollte sie nicht ins Haus lassen.«
    »Hat er … hat er Hand an sie gelegt?«
    »Allmächtiger, nein. Er … okay, er richtete eine Waffe auf sie und befahl ihr, von seinem Land zu verschwinden. Aber ich schwöre, dass nichts passiert ist. Er war überreizt, und sie war überreizt. Sie verschwand, und er stellte das Gewehr zurück in den Schrank, und damit hatte es sich.«
    »Wann war das?«
    »Vormittags. Ungefähr eine Stunde, nachdem Sie gefahren sind, schätze ich.«
    Eds kahler Kopf lief rot an. Seine Wangen brannten. »Ich habe sie heute Mittag zu Eugene geschickt, um die Versicherungsscheine zu holen. Um die Essenszeit.«
    Grauenhafte Stille breitete sich im Zimmer aus. Niemand regte sich. Ed starrte blicklos ins Leere. »Eugene van der Hoeven«, flüsterte er. Er zwinkerte, eine Träne rann über seine Wange. Clare dachte: Alles wird gut, das ist die Trauer, die Trauer, aber dann verzerrte sich Eds Gesicht zu einer Maske des Zorns.
    »Eugene van der Hoeven!«, knurrte er. »Ich bringe den Scheißkerl um! Ich bring ihn um.« Dann war er fort, donnerte den Flur hinunter.
    Suzanne Castle schrie auf. Clare wandte sich ihr zu. Sie war in Bonnies Armen zusammengebrochen und heulte. Ihre Tochter schaute Clare fassungslos an. »Ich hole ihn«, sagte Clare.
    Sie sprintete zum Fahrstuhl, aber als sie schlitternd davor zum Stehen kam, hatten sich die Türen bereits geschlossen, und er war auf dem Weg nach unten. »Treppe?«, schrie sie einen entnervten Laboranten an. Er zeigte zum Ende des Flurs. Sie raste an ihm vorbei, wich einer alten Dame im Gehgestell aus und riss die schwere Tür auf. Sie stürzte die Treppen hinunter, zwei Stufen auf einmal nehmend, bis sie im Erdgeschoss ankam. Sie riss die Tür auf, entdeckte Ed am anderen Ende der Eingangshalle, startete in seine Richtung, rutschte auf einer nassen Stelle auf dem Boden aus und stürzte. Der Aufprall raubte ihr den Atem. Das Erste, was sie

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