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Das Dunkle Netz Der Rache

Das Dunkle Netz Der Rache

Titel: Das Dunkle Netz Der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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bezweifle, dass ihn jemand aus dem Krankenhaus angerufen hat, um das richtigzustellen. Hast du angerufen?«
    Russ schüttelte den Kopf.
    »Ich hatte Angst, dass Ed Eugene etwas antun könnte. War das übertrieben?«
    Russ sah sie an. »Nein. Ed Castles Temperament ist berüchtigt. Man kann nicht vierzig Jahre erfolgreich ein Holzgeschäft führen und dabei immer ein netter Kerl sein.« Er warf einen Blick auf seine Uhr. »Sag Suzanne, dass ein Officer kommt, um mit ihr zu reden und so viele Informationen wie möglich über Becky zu sammeln.«
    Sie nickte. »Ich bleibe bei ihnen, bis Becky aus dem OP kommt.«
    »Okay. Ich mach mich lieber auf den Weg und halte Ed auf, bevor er eine Dummheit begehen kann.«
    »Ich hole mein Handy aus dem Auto. Rufst du mich an und sagst mir, was passiert?«
    Er hatte sich schon abgewandt, bereit zum Aufbruch, blieb aber stehen. Er sah sie an, sah in ihr Innerstes, seine blauen Augen waren voller Dinge, die er nicht aussprechen würde. Er nickte.
    Dann war er fort und überließ sie der Aufgabe, die vor ihr lag.

13:35 Uhr
    Shaun Reid kauerte wie erstarrt neben der Schubkarre, während die Schritte immer näher kamen.
    »Ist jemand zu Hause?«, rief ein Mann. Shaun zog den Kopf ein, als würde er unsichtbar, wenn er den Blick abwandte. Die Schritte verharrten. Shaun hielt die Luft an. Dann hörte er, wie der Mann sich entfernte. Er lauschte, während das Geräusch der Steinchen unter den Schuhen immer schwächer wurde. Er glaubte, ein anderes Geräusch zu hören – das Öffnen einer Tür? Er schob die Karre leise vorwärts, einen halben Meter, einen, zwei. Dann hörte er erneut Schritte. Sie bewegten sich nicht in seine Richtung, klangen aber irgendwie schwerer, als trüge der Mann eine Last. Shaun wartete regungslos, bis er das entfernte Geräusch eines startenden Motors hörte.
    Er stand auf und streckte sich, und als er wieder locker war, schob er die Karre eilig durch den Wald, die harten Gummireifen rollten mühelos über Wurzeln und Steine. Als er das alte Camp erreichte, war er überhitzt, schwitzte und war bestrebt, die Angelegenheit endlich beenden zu können.
    Er ließ die Karre am Eingang zum Turm stehen, streifte seine Jacke ab und warf sie hinein, ehe er die Treppe hinaufstieg. Sie schien noch schmaler und düsterer als beim ersten Mal. Wenn er sich hier noch lange aufhalten musste, würde sich sein leichter Anflug von Klaustrophobie in eine ausgewachsene Panikattacke verwandeln. Aber jetzt noch nicht. Er musste zuerst das Mädchen aus dem Turm holen.
    Er lächelte grimmig, als er vor der Holztür stand. Er zog den übergroßen Schlüssel aus der Tasche, und in Erinnerung daran, wie sie ihren Bruder umgerannt hatte, drehte er den Schlüssel, trat die Tür auf und machte einen Schritt zurück zum Treppenabsatz.
    Nichts. Er betrat die Zelle. Millie van der Hoeven kauerte auf den Fersen an der gegenüberliegenden Wand. Sie hatte es irgendwie geschafft, an den Inhalt des Rucksacks zu gelangen; das leere Butterbrotpapier und das Apfelgehäuse sprachen für ihre Fähigkeit, mit auf den Rücken gefesselten Händen zu essen.
    Sie starrte ihn an. Er bemerkte die Ähnlichkeit mit der unversehrten Hälfte ihres Bruders – die helle Haut, das blonde Haar. Ihre Augen, geschwollen und gerötet, waren von demselben kühlen Graublau. Sie sagte nichts. Starrte ihn nur an.
    »Ich hole Sie hier raus«, erklärte er, in der Stille klang seine Stimme laut. »Ich werde Ihnen nichts tun.« Sie reagierte nicht. »Ich bringe Sie zu einem Ort, an dem Sie in Sicherheit sind.«
    Ihr Gesichtsausdruck wechselte von offener Feindseligkeit zu Hohn. Shaun sprach noch lauter, als könnte die Lautstärke sie von seiner Aufrichtigkeit überzeugen. »Ich werde Sie über Nacht dort behalten. Das ist alles. Ich weiß nicht, was Ihr Bruder vorhatte oder wovor er Sie beschützen wollte, aber ich verspreche Ihnen, dass Ihnen nichts geschehen wird. Morgen können Sie gehen, wohin Sie wollen.«
    Er war nicht sicher, ob er log.
    Vorsichtig näherte er sich ihr. Er hatte gesehen, dass sie sich bewegen konnte – trotz ihrer Fesseln. Eine lavendelfarbene Decke lag zerknüllt unter einer der Schießscharten. Er hob sie auf und schüttelte sie glatt.
    »Ich werde Sie hier hineinrollen, damit ich Sie leichter die Treppe hinuntertragen kann. Ich will Ihnen nicht weh tun, also machen Sie es uns beiden nicht noch schwerer.«
    Sie saß einfach da. Starrte.
    Er näherte sich ihr in Verteidigungshaltung, gebückt, mit

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