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Das Dunkle Netz Der Rache

Das Dunkle Netz Der Rache

Titel: Das Dunkle Netz Der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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gesprüht war. »Dann bemerkte ich den Pfad links.« Ed wies darauf.
    Das hohe üppige Gras zwischen den Bäumen war vor kurzer Zeit niedergetrampelt worden. Ein einzelner Reifen, ungefähr so breit wie ein Radreifen, hatte sich in den Boden gegraben und eine Spur krümeliger brauner Erde hinterlassen.
    Russ’ Verstand assistierte ihm mit dem Bild der leeren Garage, die er vor ein paar Minuten gemustert hatte. LandCruiser, VW-Käfer. Und auf dem letzten Stellplatz eine Schubkarre, achtlos hineingeschoben, deren Griffe fast bis in die Einfahrt ragten.
    »Deshalb bin ich hier entlanggelaufen. Komm, er ist da oben.«
    Sie machten sich auf den Weg. Russ musterte ununterbrochen die Umgebung, das Gras, das Herbstlaub unter den Bäumen, die neblige Weite, die sich um sie schloss.
    Er erkannte die Ruinen auf den ersten Blick. Im Geist verglich er sie mit den Schwarzweißfotos, die er im Archiv der Historischen Gesellschaft gesehen hatte. Im honigfarbenen Licht der Nachmittagssonne wirkten selbst die gedämpften Novemberfarben schön: Granit und Flechten, Eiche und Hartriegel, grasgrün und leuchtend orange.
    »Dort drüben hab ich ihn gefunden.«
    Russ schnaubte leise. Er lief auf die reglose Gestalt im Gras zu, Ed an seiner Seite. »Ich habe seinen Hals angefasst, weißt du, nach dem Puls gesucht«, sagte Ed. »Nichts.«
    Russ wurde langsamer, als er sich Eugenes Leiche näherte. »O Gott, Ed. Allmächtiger.«
    »Was?« Ed richtete sich wutentbrannt auf. »Du glaubst doch nicht etwa, dass ich was damit zu tun habe?«
    »Ed. Du hörst, dass dieser Mann eine Waffe auf deine Tochter gerichtet hat. Du lässt deine Familie sitzen, rennst aus dem Krankenhaus und brüllst, dass du ihn umbringen wirst.« Ed senkte den Blick. Er errötete. »Als ich hier eintreffe, hast du dich im Haus versteckt, und Eugene van der Hoeven ist tot.« Russ beugte sich über die Leiche. Keine Schusswunden. Keine sichtbaren Stichverletzungen. Van der Hoevens Kopf schien in einem unnatürlichen Winkel zu liegen. »Was hast du getan?« Russ brachte die Frage kaum über die Lippen. Er atmete tief ein und sprach lauter. »Hast du ihn überfahren?«
    »Zur Hölle mit dir! Ich kam her, folgte dem Pfad und fand ihn. Punkt.«
    »Was hatte er hier draußen zu suchen?«
    »Woher, zum Teufel, soll ich das wissen?«
    Russ ließ seine Hand auf Eds Schulter fallen. »Komm mit zurück zum Haus.«
    Ed schüttelte ihn ab. »Wozu? Willst du mich verhaften?«
    »Ich will die Spurensicherung anrufen. Danach werde ich dich bitten, mich zum Revier zu begleiten und ein paar Fragen zu beantworten.«
    »Den Teufel wirst du! Ich war’s nicht.«
    Russ packte Eds Schulter ein wenig fester und drehte ihn zum Pfad. Der ältere Mann fuhr auf und wirbelte mit erhobenen Fäusten herum.
    Russ war fünfzehn Zentimeter größer und zwanzig Pfund schwerer als Ed, und jetzt ragte er drohend über seinem Jagdgefährten auf und erinnerte Ed mit seiner Größe daran, was für eine schlechte Idee das war. Er hatte weder eine Waffe noch Handschellen, Knüppel oder Funkgerät. Falls Ed ihn angriff, musste er dem Mann weh tun, um ihn unter Kontrolle zu bringen, und das wollte er nicht. Allmächtiger, das wollte er absolut nicht.
    »Ich will dich nicht verhaften«, sagte Russ ruhig. »Ich bitte dich, mitzukommen und einige Fragen zu beantworten.« Er machte einen Schritt in Richtung Pfad.
    Ed trat zurück. »Ohne Anwalt sage ich kein einziges Wort.«
    »Du hast das Recht, dir einen Anwalt zu nehmen.« Russ ging einen weiteren Schritt. Ed wich zurück. »Ich hoffe, dass es nicht so weit kommen muss.« Noch ein Schritt. Ein weiteres Zurückweichen. »Es ist nur eine Vernehmung. Du bist nicht angeklagt.«
    »Noch nicht.« Ed drehte sich um und ging ihm voran in den Wald.
    Als sie das große Camp erreichten, bat Russ Ed um dessen Autoschlüssel.
    »Was?« Ed kramte in seiner Jackentasche. »Nein, schon gut. Ich weiß.« Er zog die Schlüssel heraus und schleuderte sie auf den Kies. »Hier. Jetzt kann ich nicht mehr fliehen. Bist du sicher, dass du mich nicht fesseln willst? Könnte doch sein, dass ich dir eins über den Schädel ziehe und mit deinem Pick-up abhaue. Du kannst ja nicht wissen, was ich vorhabe, oder?«
    Russ bückte sich und hob kommentarlos die Schlüssel auf. »Du kannst im Haus warten«, sagte er.
    »Ich werde telefonieren«, kündigte Ed an und stapfte die Verandastufen hoch.
    »Es steht in der Küche«, sagte Russ. Ed ignorierte ihn und knallte die Tür zu. Russ legte den Kopf in

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