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Das Dunkle Netz Der Rache

Das Dunkle Netz Der Rache

Titel: Das Dunkle Netz Der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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Hugh heute Nachmittag zur großen Eröffnungsfeier.« Sie versuchte neutral zu klingen. »Ich begleite ihn.«
    Darauf folgte lange Zeit nichts. Irgendwie glaubte sie nicht, dass er wieder seine Nasenwurzel rieb. »Niemand kommt wegen einer Party aus New York und fährt danach sofort wieder zurück«, sagte er. »Wo schläft er heute Nacht?«
    Sie zwinkerte. »Wie bitte?«
    »Ich denke nur an deinen Ruf.«
    »Klingst du mit Absicht wie ein aufgeblasener Heuchler, oder war das Zufall?«
    »Ich mache mir eben Sorgen, was die Leute über dich reden könnten!«
    »Du bist eifersüchtig.«
    »Darauf werde ich jetzt nicht eingehen.«
    »Heuchler!« Sie wusste, wie kindisch und bockig sie klang, aber sie konnte sich nicht bremsen.
    »Ich bin nicht derjenige, der seiner Herde mit gutem Beispiel vorangehen muss. Was lehrt deine Kirche gleich noch? Sex sollte der Ehe vorbehalten bleiben?«
    »Einer engen, monogamen Beziehung«, gab sie schnippisch zurück. »Und da ich seit zwei Jahren mit niemand anderem außer Hugh ausgehe, denke ich, dass wir dafür qualifiziert sind.«
    »So ein Überflieger aus New York ist doch nur an einem interessiert, und das ist nicht das Gebetbuch.«
    Plötzlich wurde sie ganz ruhig. »Irgendwie wünschte ich, es wäre so«, sagte sie leise. »Aber so ist es nicht. Er mag mich. Sehr.«
    Langes Schweigen war die Antwort. Als er endlich wieder sprach, war Russ’ Stimme kaum mehr als ein Flüstern. »Es tut mir leid. Ich habe kein Recht, meine Nase in deine Beziehung zu ihm zu stecken. Vergiss, was ich gesagt habe.« Er zögerte, dann fuhr er mit aufgesetzter Fröhlichkeit fort: »Wenn ihr zwei, du weißt schon, weiterkommt … das ist toll. Das ist mein Ernst.«
    »Na, da hast du’s, wie es in dem Lied heißt. Er ist weiter, ich nicht.« Sie starrte auf die Flecken auf ihrer Hose, als ständen dort die Geheimnisse des Universums geschrieben. »Ich kann ihm nicht geben, was schon einem anderen gehört.« Sie gab sich einen Ruck. »Und weißt du, was? Du hast recht, das ist nicht der richtige Zeitpunkt, um darüber zu sprechen. Verglichen mit den Castles und den van der Hoevens habe ich keine Probleme.« Sie lächelte strahlend. »Zeit, mich irgendwo nützlich zu machen. Mach dir keine Gedanken, wo du mich nachher finden kannst. Du wirst alle Hände voll zu tun haben.«
    »Wir sehen uns heute Abend«, sagte er.
    Sie zögerte. »Nein, ich werde bei der …«
    »Wir gehen auch hin. Linda und ich.« Sie konnte sein humorloses Lächeln hören. »Wir treffen dich und Hugh dort.«

14:30 Uhr
    Sie würde sterben. Jetzt, zu spät, wurde ihr klar, dass ihre Panik beim Aufwachen in der Turmkammer des alten Hauses eher Theater als Wirklichkeit gewesen war. Sie hatte gewütet und geweint, sich gegen das Unbekannte gewehrt, gegen die gesichtslose Bedrohung, aber zumindest war sie in Haudenosaunee gewesen, gewissermaßen zu Hause, und einem Teil von ihr hatte dieses Wissen Trost und Kraft gegeben. Sie bereitete sich darauf vor, die Heldin in ihrem eigenen Actionfilm zu spielen, und zählte dabei auf einen glücklichen Zufall in der Art, wie er der Heldin immer am Ende der dritten Filmrolle zu Hilfe kam.
    Eingepfercht in den Kofferraum eines Autos, verlor sie die letzten Illusionen, die ihr geblieben waren. Es gab nur Dunkelheit und Lärm und das fortgesetzte Rollen und Stoßen und Rütteln, und sie war voller blauer Flecke, bekam keine Luft und war unfähig zu denken. Sie befand sich in den Händen des Mannes, der ihren Bruder getötet hatte, und sie war so verängstigt, dass sie nicht einmal um ihn trauern konnte.
    Das Auto blieb stehen. Sie hörte, wie sich die Fahrertür öffnete, dann eine der hinteren Türen. Ein Klirren und Schritte, die sich entfernten. Nach einer Weile kehrten sie zurück. Sie wappnete sich, aber wieder hörte sie ein Klirren vom Rücksitz und dann sich entfernende Schritte. Doch als die Schritte das nächste Mal zurückkehrten, gab es ein elektrisches Klicken, der Kofferraum sprang auf, und sie blinzelte ins Licht, konnte nichts erkennen außer einer verschwommenen schwarzen Silhouette. Er schlang seine Hände um die Decke, in die sie noch immer gewickelt war, und hob sie heraus, ehe sie sich zusammenreißen konnte, um sich zu wehren.
    Sie öffnete den Mund, um zu schreien, aber ihr blieb die Luft weg, als er sie über die Schulter warf. Unter ihrem Gewicht schwankend, stieg er eine kurze Treppe hinauf, und sie überkam die schwindelerregende Angst, zu fallen. Die Stufen waren aus alten

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