Das dunkle Paradies
wie der Wagen ihres Mannes ansprang. Sie saß eine ganze Weile alleine da, bevor sie schließlich aufstand, langsam in die Küche ging und die Hintertür schloss, die ihr Mann offen gelassen hatte. Sie setzte sich an den Küchentisch, legte ihre Arme darauf, senkte den Kopf und begann zu weinen.
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Er hatte sie alle in Bob Merchants Geräteschuppen bestellt, wo sie ihre wöchentlichen Treffen abhielten; alle Horsemen trugen ihre Uniformen, waren bewaffnet und saßen auf Klappstühlen zwischen Kinderfahrrädern und Gartengeräten. Schubkarren, Rasenmäher, Schneeschippe, Rechen, Harke und Hacke. Schaufel und Gartenschlauch hingen an den Wänden. Es war ganz einfach gewesen, sie hier zu versammeln, es gab schließlich einen Plan für den Fall, dass die Horsemen zusammengerufen werden mussten. Nun kam es auf ihn allein an. Er stand wie in Trance am Rand des Raumesund wartete darauf, dass die Männer sich gesetzt hatten. Alles hing davon ab, was er ihnen sagen würde. Er fühlte sich gleichzeitig aufgewühlt und völlig ruhig. Er erinnerte sich an einen Ausdruck, den er mal in seiner Collegezeit irgendwo gelesen hatte: aufgewühlt und doch erstarrt. So fühlte er sich jetzt. Seit dem Gespräch mit Cissy war er außer sich. Wenn Jesse wusste, dass Jo Jo Tammy Portugal umgebracht hatte, dann würde er auch bald wissen, warum, und wenn Jo Jo erst mal auspackte, und Hasty zweifelte nicht daran, dass Jo Jo unter Druck reden würde, würde er alles sagen. Tammy, Lou Burke, Tom Carson, das Waffengeschäft, all das und alles, was Hasty ausgeheckt hatte, seine Pläne, der Aufbruch, die allmähliche Einflussnahme, das Ziel, die Horsemen, die Bank, alles, was ihn ausmachte, den wichtigsten Mann der Stadt. Er wusste nicht, wie Jo Jo an die Fotos herangekommen war, aber er wusste, warum er sie verschickt hatte. Er hätte niemals mit ihm über den misslungenen Waffenhandel streiten sollen. Er hätte ihn nicht dafür verantwortlich machen dürfen. Verantwortlich war allein der Kommandant. Es war ein Moment der Schwäche und Frustration gewesen und er hatte sich hinreißen lassen, wie das in solchen Momenten nun mal passierte, wenn ein einzelner Mann die ganze Last der Verantwortung spürt. Später würde er aus diesen Fehlern lernen. Nun musste er die Sache regeln. Stone wusste Bescheid. Hasty hatte keine Ahnung, wie viel Stone wusste, aber er hatte etwas über Lou Burke herausgefunden, bevor er ihn suspendiert hatte. Er wusste irgendwas über Jo Jo. Stone war auch ein Fehler gewesen. Hasty hatte einen fügsamen Alkoholiker gewollt. Man hatte ihn reingelegt.Auch dieser Fehler musste ausgemerzt werden. Normalerweise hätte Jo Jo das für ihn erledigt. Aber das ging nun nicht mehr. Nun hatte er nur noch eine Waffe, die Horsemen. Wie immer er die Situation bereinigen wollte, die Horsemen waren die naheliegendste Möglichkeit. Er hatte ihnen noch nichts von dem fehlgeschlagenen Waffengeschäft erzählt. Wenn er diese Sache hier erledigt hätte, würde kein Hahn mehr danach krähen. Sie würden die Waffen gar nicht mehr brauchen. Womöglich konnten sie die Stadt auch ohne sie beherrschen. Mit genug Männern, die sich der guten Sache verschrieben hatten … Im Schuppen war es jetzt ruhig. Hasty trat vor die versammelten Männer. Innerlich fühlte er sich unwohl. Mein Gott, dachte er, ich hoffe nur, ich verpatze das hier jetzt nicht. Er versuchte seinen Rücken zu straffen. Er holte tief Luft und versuchte, sich darüber klarzuwerden, was er nun tun musste.
»Männer«, sagte er, hielt inne und räusperte sich. »Männer, wir haben uns vorbereitet. Ich glaube sogar, es wäre angemessen zu sagen, dass einige von uns sich ihr ganzes Leben lang auf den Augenblick vorbereitet haben, der nun gekommen ist.«
Er spürte ein nervöses Vibrato in seiner Stimme. Sollte er gerade jetzt versagen? Kommandiere, forderte er sich auf, kommandiere!
»Ihr alle kennt ja Jo Jo. Er ist ein bisschen eigen, aber er ist immer einer von uns gewesen. Nun haben sie ihn aufgrund einer fadenscheinigen Anklage eingesperrt und sie wollen ihn dazu zwingen, falsche Dinge über uns zu behaupten. Er wird eine Weile standhalten, aber niemand hält ewig durch. Sie nutzen allerlei wissenschaftlichesTeufelszeug, um uns gefügig zu machen: Injektionen, Hypnose, Schlafentzug. Es wird nicht lange dauern, bis Jesse Stone all unsere Pläne kennt.«
Sie hörten ihm zu. Seine
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