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Das dunkle Paradies

Das dunkle Paradies

Titel: Das dunkle Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert B. Parker
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Stimme wurde wieder kräftiger, obwohl es immer noch in ihm rumorte.
    »Ich weiß, dass viele von euch Jesse Stone schätzen gelernt haben, aber das ist Teil seiner Taktik. Genau genommen ist er nur der Strohmann der Staatspolizei.«
    Aus der Innentasche seiner Armeejacke holte er das Polaroid-Foto von Cissy und hielt es hoch.
    »Er hat es sogar gewagt, solche ekelerregenden Drecksbilder zu verbreiten. Ich weiß nicht, ob irgendeiner von euch eins bekommen hat; es ist ganz offensichtlich eine Fotomontage, die meine Frau in den Schmutz ziehen soll. Ein Mann, der zu so etwas fähig ist, ist zu allem fähig.«
    Einige Männer lehnten sich nach vorn, um erkennen zu können, was auf dem Foto drauf war. Hasty machte eine Pause und ließ seine Augen durch den Raum gleiten, um mit so vielen Männern wie möglich Blickkontakt zu bekommen. Er wartete ab. Nach einer Weile steckte er das Bild wieder in die Jackentasche. Seine Eingeweide beruhigten sich. Dank seiner Rede hatte er sich wieder im Griff. Als er das Bild seiner nackten Frau gezeigt hatte, hatte er so etwas wie Genugtuung gespürt. Diese Nutte. Er fühlte sich stark. Seine Stimme klang fest.
    »Er muss gestoppt werden«, sagte er ruhig.
    Hasty hielt wieder inne und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. Einige Männer nickten.
    »Wir werden unseren Plan zur Eroberung des Rathauses durchführen«, sagte Hasty. »Wir werden Jo Jo rausholen … und wir werden Jesse Stone eliminieren.«
    »Du meinst, ihn töten?«, fragte einer der Männer im hinteren Bereich des Schuppens.
    »In einem Befreiungskrieg muss man tun, was man tun muss. Unsere Vorfahren haben Agenten der britischen Repression in Lexington und Concord ausgeschaltet. Wir haben die Übung oft genug durchgeführt. Wir wissen, wie es funktioniert. Jeder von euch sollte sich nun an seinen Gruppenführer wenden. Die erste Einheit wird die Telefonverbindung zum Rathaus kappen. Die zweite Einheit wird sich um die Elektrizität kümmern. Die dritte und vierte Einheit werden vor dem Rathaus aufmarschieren und es abschirmen.«
    Die schweigende Menge war nun auf das Höchste erregt. Was bisher immer nur ein Kriegsspiel gewesen war, wurde jetzt plötzlich Wirklichkeit. Die Männer fühlten sich ängstlich und heldenhaft zugleich.
    »Unser Tag ist gekommen«, sagte Hasty ruhig. »Paradise wird uns gehören. Ganz leise, ohne Fanfaren und ohne Widerstand werden wir hier eine freie weiße und christliche Gemeinde etablieren. Und Schritt für Schritt, Gemeinde für Gemeinde, wird unsere Gemeinschaft sich verbreiten, während sie sich mit anderen Gemeinden verbindet, und wir werden dieser Nation wieder die Freiheit und Bürgerrechte zurückgeben, von denen unsere Ahnen geträumt haben, als sie das britische Joch abgeschüttelt haben.«
    Hinter einer zusammengefalteten Leinwand, die zum Abdecken des Pools diente, lag Michelle Merchant auf dem Bauch und hörte sich alles an. Ihr Vater und ihr Bruder waren Mitglieder der Horsemen. Sie hatte immer gedacht, dass das ganze Getue von HathawayBlödsinn war, aber sie hatte die Horsemen gemocht, weil sie, ähnlich wie sie selbst, gegen die herrschenden Verhältnisse waren. Und wenn ihr Vater sich manchmal über ihr Leben aufregte, konnte sie sagen, dass sie auch mit rebellierte, genau wie er. Ihr Vater fand es nicht gut, dass sie soviel über die Horsemen wusste, weshalb sie sich gerne im Schuppen versteckte, um ihre Zusammenkünfte zu belauschen. Das lieferte ihr Argumente für den Fall, dass er sie mal wieder anbrüllte. Ihrer Mutter war das egal. Michelle hatte den Verdacht, dass ihre Mutter es gut fand, wenn sie gegen ihren Vater anging, weil sie es selbst gerne getan hätte, wenn sie nicht so feige gewesen wäre.
    Unter ihr hatten sich die Männer jetzt in vier Gruppen aufgeteilt. Sie verglichen ihre Uhren. Dann marschierten die ersten beiden Einheiten nach draußen.
    Die anderen warteten ab. Die Spannung war so groß, dass sogar Michelle oben auf dem Heuboden davon ergriffen wurde, obwohl sie für solchen Mummenschanz eigentlich nichts übrig hatte. Sie spürte, wie ihr Herz schneller schlug. Die Männer verglichen noch einmal ihre Uhren und nach einer für Michelles Empfinden endlosen Zeit verließen auch die letzten beiden Einheiten den Schuppen.
    Michelle atmete schwer. Würden sie wirklich das Rathaus angreifen und Jesse umbringen? Glaubten sie wirklich an diesen Unsinn von der Gründung einer freien Stadt, was immer das auch heißen sollte? Das war doch völliger

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