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Das dunkle Paradies

Das dunkle Paradies

Titel: Das dunkle Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Ness
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hässliches Blauschwarz über.
    »Wir bringen dich zu einer Heilerin.« Er legt einen Arm um mich, um mich zu stützen.
    »Nein. Wir müssen die Antwort warnen. Das ist das Allerwichtigste.«
    »Viola …«
    »Die Leben der anderen zählen mehr als meines.«
    »Sie wollte dich töten, Viola. Sie hat versucht dich in die Luft zu jagen.«
    Ich atme tief durch und versuche den Schmerz in meinen Füßen zu ignorieren.
    »Du schuldest ihr gar nichts«, sagt er.
    Ich spüre, wie er mich im Arm hält, und mir wird klar, dass nichts mehr so unmöglich ist, wie es früher einmal schien. Todds Berührung erweckt Zorn in mir, aber nicht auf ihn. Stöhnend ziehe ich mich hoch und lehne mich an ihn, um nicht wieder hinzufallen.
    »Doch, ich bin ihr etwas schuldig«, sage ich. »Den Blick in ihren Augen, wenn sie sieht, dass ich noch lebe.«
    Ich versuche einen kleinen Schritt zu gehen, aber es ist zu viel. Vor Schmerz schreie ich wieder auf.
    »Ich habe ein Pferd«, sagt er. »Du kannst auf ihm reiten.«
    »Er wird uns nicht einfach gehen lassen. Er hat doch gesagt, dass uns die Wachen zu ihm bringen werden.«
    »Ja«, sagt er, »das werden wir schon sehen.«
    Er legt den einen Arm fester um mich und bückt sich, um mich mit der anderen Hand unter den Knien zu fassen.
    Und er hebt mich hoch.
    Meine Knöchel tun sogar bei dieser Bewegung weh, und ich schreie, aber dann hält er mich und trägt mich wie damals, als er mich den Hügel hinab nach Haven getragen hat.
    Er trägt mich.
    Und ihm gehen dieselben Erinnerungen durch den Kopf wie mir. Ich sehe es in seinem Lärm.
    Ich lege meinen Arm um seinen Hals. Er versucht zu lächeln.
    Es ist das schiefe Lächeln, das er immer aufsetzt.
    »Wir müssen einander immerzu retten«, sagt er. »Ob wir wohl jemals quitt sein werden?«
    »Ich hoffe nicht«, sage ich.
    Er zieht die Stirn wieder kraus und ich sehe, wie dunkle Wolken durch seinen Lärm ziehen. »Es tut mir leid«, sagt er sehr leise.
    Ich packe ihn vorne am Hemd und drücke ihn ganz fest. »Es tut mir auch leid.«
    »Also sind wir einander nicht mehr böse?« Er verzieht seinen Mund wieder zu einem schiefen Lächeln. »Wieder einmal?«
    Ich schaue ihm tief in die Augen, schaue so tief in seine Seele, wie ich nur kann, denn ich möchte, dass er mich versteht, dass er alles versteht, was ich meine, fühle und sage.
    »Immer«, sage ich. »Immer, immer wieder.«
    Er trägt mich zu einem Stuhl, dann geht er zur Tür und hämmert dagegen. »Lasst uns hier raus!«, schreit er.
    »Es ist von großer Bedeutung«, sage ich und atme, so flach ich kann, denn der Schmerz pulsiert durch meine Füße. »Etwas, was wir nie vergessen dürfen.«
    »Was?« Er trommelt wieder gegen die Tür und flucht leise: »Autsch«, weil ihm die Hände wehtun.
    »Der Bürgermeister weiß, dass ich dein Schwachpunkt bin«, sage ich. »Er muss nur mein Leben bedrohen, und du wirst alles tun, was er von dir verlangt.«
    »Ja«, erwidert Todd, ohne sich umzudrehen. »Das weiß ich längst.«
    »Und er wird es auch in Zukunft so machen.«
    Jetzt dreht er sich doch um, seine Arme hängen herab, aber seine Fäuste sind geballt. »Er wird dich niemals wieder zu Gesicht bekommen. Nie wieder.«
    »Nein.« Ich schüttle den Kopf und zucke vor Schmerz zusammen. »So geht das nicht. Man muss ihm das Handwerk legen.«
    »Und weshalb müssen ausgerechnet wir es sein, die ihm das Handwerk legen?«
    »Irgendjemand muss es tun.« Ich lehne mich auf meinem Stuhl zurück, um die Füße nicht auf den Boden stellen zu müssen. »Er darf nicht gewinnen.«
    Todd tritt jetzt gegen die Tür. »Dann sollen es deine Heilerinnen machen. Irgendwie schaffen wir es schon, zu ihnen zu gehen und sie zu warnen, und dann sind wir weg von hier.«
    »Weg von hier, wohin?«
    »Ich weiß es nicht.« Er schaut sich um auf der Suche nach etwas, mit dem er die Tür aufbrechen kann. »Wir gehen zu einer der verlassenen Siedlungen. Wir verstecken uns dort, bis deine Raumschiffe hier sind.«
    »Er wird Mistress Coyle besiegen und sich dann so schnell wie möglich aufmachen, um die Raumschiffe zu empfangen. Wenn sie landen, werden nur sehr wenige Leute wach sein. Die kann er überrumpeln und alle anderen so lange schlafen lassen, wie er will. Er muss sie überhaupt nicht aufwecken, wenn er nicht will.«
    Todd hält inne. »Ist das wahr?«
    Ich nicke. »Wenn die Antwort besiegt ist, wer soll ihn dann noch aufhalten?«
    Er ballt die Fäuste und öffnet sie wieder. »Wir müssen es tun.«
    »Zuerst müssen

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