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Das dunkle Paradies

Das dunkle Paradies

Titel: Das dunkle Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Ness
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Abendessen brachte und Bürgermeister Ledger beide Portionen aß. Ich bin nicht aufgewacht, als man uns zur Nacht einschloss: Tschack!
    Aber ich bin aufgewacht, als – Wumm! – ein lauter Knall die Stadt erzittern ließ.
    Aber sogar als ich mich dann in der Dunkelheit aufsetzte und das mulmige Gefühl in meinem Magen gespürt habe, das von den Schmerzmitteln kam, sogar ohne zu wissen, woher dieses Wumm! kam, geschweige denn, was es zu bedeuten hatte, sogar da habe ich gewusst, dass sich wieder einmal alles geändert hat, dass die Welt schon wieder mit einem Schlag eine andere geworden ist.
    Und tatsächlich, wir sind, verletzt oder nicht, beim ersten Morgengrauen mit dem Bürgermeister und seinen Leuten hinaus zum Bombenkrater gegangen. Er saß auf Morpeth. Die Sonne in seinem Rücken machte, dass sein Schatten alles überdeckte.
    »Kann ich sie trotzdem sehen, heute Nacht?«, fragte ich ihn.
    Er schwieg lange, blickte starr vor sich hin.
    »Mr Präsident?«, rief Korporal Parker, als seine Leute ein langes Holzbrett wegzerrten, das gegen einen Baum geschleudert worden war.
    Auf den Baumstamm war etwas gemalt.
    Ohne zu wissen, wie man …
    Sogar ohne viel zu wissen, habe ich gewusst, was es ist.
    Nur ein einzelner Buchstabe war in blauer Farbe auf den Baumstumpf gepinselt.
    A. Nur der Buchstabe A.
    »Ich kann es nicht fassen, dass er uns, verdammt noch mal, zwingt, dorthin zurückzugehen, nur einen Tag, nachdem wir uns gegen diesen Angriff wehren mussten«, brummt Davy ärgerlich vor sich hin, als wir uns auf den langen Weg zum Kloster machen.
    Offen gesagt, ich kann es auch nicht fassen. Davy kann kaum laufen, und obwohl mein Knochenbruch gut heilt, wird es noch ein paar Tage dauern, bis alles wieder in Ordnung ist. Ich kann den Arm schon wieder ein bisschen beugen, aber ich kann mir, verflucht noch mal, kein Heer von Spackle vom Leib halten.
    »Hast du ihm gesagt, dass ich dir das Leben gerettet habe?«, fragt Davy und schaut dabei ebenso wütend wie verunsichert drein.
    »Hast du es ihm nicht selbst gesagt?«, frage ich zurück.
    Davys Mund wird schmal, sein spärliches Barthaar wirkt jetzt sogar noch armseliger. »Er glaubt es mir nicht, wenn ich ihm so etwas erzähle.«
    »Ich hab es ihm gesagt«, seufze ich. »Er hat es ohnehin in meinem Lärm gesehen.«
    Eine Zeit lang reiten wir schweigend nebeneinanderher, ehe Davy schließlich fragt: »Hat er etwas dazu gesagt?«
    Ich zögere. »Er hat gesagt: ›Schön für ihn.‹«
    »Mehr nicht?«
    »Er sagte, es wäre auch schön für mich.«
    Davy beißt sich auf die Lippe. »Sonst nichts?«
    »Das war alles.«
    »Verstehe.« Mehr sagt er nicht, er treibt Deadfall nur noch mehr an.
    Obwohl nur ein Haus in der Nacht in die Luft gesprengt wurde, hat sich, wie uns beim Weiterreiten auffällt, die ganze Stadt verändert. Plötzlich patrouillieren viel mehr Soldaten, sie marschieren durch Straßen und Gassen, sie marschieren so schnell, dass man meinen könnte, sie rennen. Die Soldaten haben jetzt auch auf den Dächern Stellung genommen und spähen, spähen, spähen mit dem Gewehr in der Hand.
    Die wenigen Männer, die keine Soldaten sind, hetzen, so schnell sie können, von einem Ort zum anderen, gehen den Soldaten aus dem Weg, schauen nicht nach rechts und links.
    An diesem Morgen sehe ich keine Frauen. Nicht eine.
    (Sie nicht.)
    (Was hat sie mit ihm gemacht?)
    (Lügt sie ihn an?)
    (Glaubt er ihr?)
    (Hat sie etwas mit dem Anschlag zu tun?)
    »Wer soll etwas damit zu tun gehabt haben?«, fragt Davy.
    »Halt die Klappe.«
    »Versuch doch, mir das Maul zu stopfen«, erwidert er, aber er ist nicht bei der Sache.
    Wir kommen an einem Trupp Soldaten vorbei, die einen gefesselten Mann mit sich führen, er wurde offenbar geschlagen. Ich drücke meinen bandagierten Arm an mich und wir reiten weiter. Die Morgensonne steht hoch am Himmel, als wir den Hügel mit dem Metallturm erreichen und schließlich die letzte Biegung nehmen, die vor dem Kloster liegt. Jetzt können wir uns nicht länger davor drücken hinzugehen.
    »Was ist passiert, nachdem ich weg war?«, frage ich.
    »Wir haben sie alle zurückgeschlagen«, antwortet Davy und stöhnt leise auf, weil der Schmerz in seinem Bein stärker wird, ein Schmerz, den ich auch in seinem Lärm höre.
    »Wir haben sie zurückgeschlagen, so wie es sich gehört.«
    Etwas fliegt auf Angharrads Mähne und bleibt liegen. Ich wische es weg, und gleich darauf fliegt etwas auf meinen Arm. Ich schaue hinauf zum Himmel.
    »Was zum Teufel ist

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