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Das dunkle Schweigen: Denglers zweiter Fall (German Edition)

Das dunkle Schweigen: Denglers zweiter Fall (German Edition)

Titel: Das dunkle Schweigen: Denglers zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schorlau
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viermotorige Bomber an ihnen vorbei. Sie sind so nahe, dass sie glauben, sogar die Bordschützen in ihren Kanzeln erkennen zu können. Sie fliegen über den Hügel vor ihnen.
    »Die fliegen direkt über Bruchsal«, sagt aufgeregt sein Freund.
    Plötzlich sieht er die Luft unter den Flugzeugen glitzern.
    Schau, die werfen Stanniolstreifen ab«, ruft er.
    Auch das haben die Buben schon öfter gesehen.
    Doch dann kracht es.
    »Bomben«, flüstert Fritz.
    »Jabos.« Er zeigt auf den Jagdbomber, der direkt auf sie zufliegt.
    Die beiden Buben springen auf und ducken sich hinter einem alten Brombeerstrauch. Sie starren hinauf zum Himmel.
    Ein brennendes Flugzeug rast über sie hinweg. Zieht eine endlose Rauchwolke hinter sich her.
    Sie lauschen dem ansteigenden Pfeifton.
    »Den hat's erwischt«, sagte Fritz' Freund.
    Sie hören das Krachen und Splittern. Dann den dumpfen
    Aufschlag.
    »Komm! Nichts wie hin!«, schreit Fritz.
    »Und das Feuerholz?«, fragt sein Freund.
    »Später.«
    Sie schieben den Leiterwagen hinter den Brombeerbusch und laufen in die Richtung, aus der sie den Absturz gehört haben.

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    11. Pünktlich um Viertel nach sieben sah er das Wiesel
    Pünktlich um Viertel nach sieben sah er das Wiesel in einem alten Audi am rechten Fahrstreifen sitzen. Er setzte den A6 davor und stieg aus. Als Dengler auf den Mann zuging, bemerkte er, wie dieser missgünstig den neuen Wagen Denglers taxierte. Durch die verschlossenen Türen drang laute Volksmusik, so laut, wie sonst nur Jugendliche mit Bass 'n' Drums die Umwelt quälen.
    Sie befanden sich in der Scharrstraße in Stuttgart-Vaihingen, einer Seitenstraße in der Nähe von Schillerplatz und Bahnhof. Wohnhäuser aus der Nachkriegszeit säumten die Straße. Nur ein neuerer Komplex stand auf der rechten Seite. Davor hatte das Wiesel geparkt.
    Endlich stieg Rümmlin aus. Er trug die gelbliche Lederjacke, die er auch beim Jour fixe angehabt hatte. Den dünnen Schnurrbart schien er am Morgen sorgfältig geschnitten und gestriegelt zu haben. Jedes Haar lag so glatt auf der Oberlippe, als folge es einem strengen Befehl. Als er den Mund öffnete, blinkte Dengler der Goldzahn entgegen.
    »So schlecht kann es unserem Superbullen ja nicht gehen«, sagte er und deutete auf den neuen A6.
    Dengler antwortete nicht.
    Das Wiesel reckte die Arme: »So, dann wollen wir mal.«
    Er sah Dengler an: »Du bleibst hinter mir. Mach einfach gar nichts. Guck einfach zu. Und lerne, wie man so eine Aktion durchführt. Entscheidend ist das Überraschungsmoment.«
    Er schlug zweimal mit der Faust durch die Luft wie ein Boxer, der sich warm macht. Dann reckte er das Kinn vor und marschierte auf das neuere Haus zu. Dengler folgte ihm.
    Briefkästen und Klingeln waren vor der Eingangstür in einem silbernen Kasten untergebracht. Das Wiesel bückte sich davor und zog ein grünes Formular aus der Innentasche seiner Lederjacke. Er verglich die Namen auf dem Formular mit denen auf den Klingeln. Dann schien er gefunden zu haben, was er suchte. Schnell wandte er sich noch einmal nach Georg Dengler um.
    »Jetzt geht's los«, sagte er und drückte einen Klingelknopf.
    Sofort drückte er ein zweites Mal. Länger und dringlicher. Und dann noch einmal.
    Eine Frauenstimme meldete sich. Noch schläfrig.
    »Schnell machen Sie auf. Stadtverwaltung! Dringend. Um Gottes willen! Machen Sie auf! Machen Sie sofort auf«, schrie das Wiesel in die Gegensprechanlage.
    Dengler spürte förmlich, wie die Frau am anderen Ende der Leitung erschrak.
    Der Türöffner summte, und das Wiesel rannte ins Treppenhaus. Mit einer Hand hielt er sich am Geländer fest, nahm zwei Stufen gleichzeitig. Im zweiten Stock stand eine Frau im Bademantel in der Tür. Dengler schätze sie knapp über zwanzig. Sie hielt ein Baby im Arm und wirkte noch verschlafen.
    Das Wiesel hielt ihr den grünen Zettel entgegen. »Stadtverwaltung. Kontrolle«, brüllte er die Frau an. Er schob sie zur Seite und rannte in ihre Wohnung.
    »Was machen Sie da?«, schrie die junge Frau und lief hinter ihm her.
    Dengler blieb an der offenen Haustür stehen.
    Hausfriedensbruch, dachte er. Was der Kerl hier macht, ist eindeutig Hausfriedensbruch.
    Durch die Tür sah er das Wiesel durch die Zimmer der Wohnung laufen.
    »Ahh«, hörte er ihn dann rufen, »hab ich mir's doch gedacht.«
    Rümmlin stand plötzlich im Flur und grinste.
    »Komm her, ich zeig dir was.«
    Dengler betrat die Wohnung.
    Die junge Frau stand im Flur. Das Wiesel zog Dengler in ein kleines

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