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Das dunkle Schweigen: Denglers zweiter Fall (German Edition)

Das dunkle Schweigen: Denglers zweiter Fall (German Edition)

Titel: Das dunkle Schweigen: Denglers zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schorlau
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Badezimmer.
    »Hier, das ist der Beweis«, schrie er und zeigte auf einen Zahnbecher. Darin standen eine rote und eine blaue Zahnbürste.
    »Probier mal, probier mal«, triumphierte das Wiesel und fuhr mit dem Daumen über die Borsten. »Nass. Beide nass. Damit haben sich heute Morgen zwei Personen die Zähne geputzt. Zwei Leute, Georg, zwei waren hier, das sag ich dir.«
    Er rannte aus dem Bad und zog Dengler an dem Arm hinter sich her.
    »Was wollen Sie hier?«, schrie die Frau im Flur, und das Baby begann zu weinen.
    Sie standen in einem kleinen Schlafzimmer. In der Mitte stand ein Doppelbett. Ein Schrank stand offen, und auf einem Wickeltisch lagen verstreut Strampler, Pflegemittel und andere Babysachen.
    »Guck mal hier.«
    Das Wiesel riss die Bettdecken zurück und betastete mit beiden Händen die Leintücher.
    »Da war ein Mann heute Nacht hier. Hier schläft doch Ihr Mann, oder?«
    Er zog aus der Lederjacke eine Digitalkamera und fotografierte das Bett.
    »Was wollen Sie von mir?« Die junge Frau schrie das Wiesel an. »Wer sind Sie überhaupt?«
    Tränen liefen über ihr Gesicht.
    Das Wiesel fotografierte noch zweimal das Bett, und dann drehte er sich zu der Frau um.
    »Sie brauchen nicht so scheinheilig zu tun. Sich arbeitslos melden und dann mit einem Kerl zusammenleben. Mit der dicken Knete von Vater Staat ist es jetzt erst mal vorbei. Jetzt muss der Kerl erst mal zahlen.«
    Er öffnete die Tür ihres Kleiderschrankes. Durchwühlte ihre Sachen.
    »Hier.« Triumphierend zog er eine Männerunterhose aus einem Fach und schwenkte sie über dem Kopf.
    Zu Dengler sagte er: »Du musst nach Männersachen suchen, Georg, am besten ist es natürlich, du triffst morgens einen Mann in Unterhosen an.«
    Das Wiesel legte die Unterhose ausgebreitet in einem Schrankfach aus und fotografierte sie.
    Dann fand er ein Männerhemd und knipste es ebenso.
    Er wollte an der Frau vorbei ins Bad.
    »So, und jetzt noch zwei Bilder von den Zahnbürsten. Komm, Georg!«
    Die Frau rastete aus.
    Sie griff in Wiesels Haar und zerrte daran.
    »Weißt du, mit wie viel ich hier leben muss?«, schrie sie. »Mit 534 Euro, du Arschloch. Für das Kind und für mich.«
    Sie riss den Kopf des Wiesels zurück.
    Der kleine Mann schlug ihr in den Magen. Sie ließ ihn los, krümmte sich und klammerte sich an dem Baby fest, das nun laut schrie. Sie rang um Atem. Jemand klopfte von der Nebenwohnung an die Wand.
    Als das Wiesel sich an der Frau vorbeidrücken wollte, um weitere Fotos in ihrem Bad zu machen, griff Dengler Rümmlin am Kragen der Lederjacke und zog ihn hoch.
    »Entschuldigen Sie unseren Auftritt«, sagte Dengler zu der Frau.
    Sie starrte ihn verblüfft an. Das Wiesel zappelte in der Luft und röchelte. Er war zu überrascht, um irgendwas zu sagen. Auch das Baby musste die Änderung der Situation gespürt haben, denn es war plötzlich still.
    Dafür wimmerte das Wiesel nun, zappelte und röchelte, Dengler solle ihn runterlassen. Dengler nahm ihm die Kamera ab.
    Dann stellte er das Wiesel wieder auf den Boden. Der kleine Mann war rot im Gesicht und hielt sich mit beiden Händen am Hals fest.
    »Wolltest du mich ersticken?«, keuchte er.
    Georg Dengler zog seinen Geldbeutel aus der Tasche und gab der Frau die 200 Euro, die er in der Gündlinger Bankfiliale aus dem Sternberg-Vorschuss eingelöst hatte.
    »Mehr habe ich leider nicht. Entschuldigen Sie bitte die Störung. Und lassen Sie nie wieder so frühmorgens jemanden in Ihre Wohnung.«
    Dann stieß er Rümmlin in die Rippen und schob ihn vor sich her. Sie gingen durch die Tür hinaus in den Flur. Die junge Frau verschloss sofort hinter ihnen die Tür. Georg Dengler hörte, wie sich ein Schlüssel zweimal im Schloss drehte.
    Noch im Flur löschte er alle Fotos in der Kamera und gab sie dem sprachlosen Wiesel zurück.
    Er verließ das Haus, setzte sich in den Audi und fuhr zurück ins Bohnenviertel.

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    12. Olga sah ihn entgeistert an
    Olga sah ihn entgeistert an.
    »Das hast du getan?«, sagte sie. »Du bist mit diesem ... diesem Arschloch in eine fremde Wohnung eingedrungen? Wolltest einer jungen Frau die paar Euro wegnehmen, die sie bekommt, um sich und ihr Kind durchzubringen?«
    Ihre Stirn legte sich in unzählige Längsfalten.
    Sie saßen im Basta. Georg Dengler hatte Olga und Martin Klein von seinem Erlebnis vom frühen Morgen berichtet, dabei allerdings sein eigenes Eingreifen verschwiegen. Auch dass er der jungen Frau 200 Euro gegeben hatte, erzählte er seinen Freunden

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