Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das dunkle Schweigen: Denglers zweiter Fall (German Edition)

Das dunkle Schweigen: Denglers zweiter Fall (German Edition)

Titel: Das dunkle Schweigen: Denglers zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schorlau
Vom Netzwerk:
trank das Glas in einem Zug aus.
    Er sah Georg Dengler an und schüttelte langsam den Kopf. »Ich kann Ihnen nicht helfen«, sagte er, »selbst wenn ich wollte: Ich kann Ihnen nicht helfen.«
    Dann stand er auf und ging mit unsicheren Schritten zurück hinter die Theke. Seine Tochter ergriff seinen rechten Oberarm und stützte ihn. Der alte Mann mit der Schiebermütze an dem runden Tisch erhob sich und folgte ihm.
    Kurz danach kam die junge Frau zurück.
    »Sie gehen jetzt besser«, sagte sie und nahm ihm die noch volle Tasse Kaffee weg.
    Jetzt erst sah Dengler, wie schön sie war.

[ Menü ]
    9. Das macht doch keinen Sinn
    »Das macht doch keinen Sinn«, sagte Martin Klein und hob das Glas.
    Olga wandte sich an Dengler: »Hat er unmittelbar auf den Vertrag hin so reagiert oder war sein Unwohlsein ein Zufall?«
    »Im ersten Augenblick dachte ich, er hat einen Schlaganfall. Oder einen Herzinfarkt. Er saß plötzlich da, erstarrt, bewegungslos, mit offenem Mund. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das dadurch ausgelöst habe, dass ich ihm den Vertrag gezeigt habe. Andererseits, er sah den Vertrag an, las ihn aber nicht, starrte ihn nur an und fing an zu zittern. Das bedeutet, dass er den Inhalt kannte.«
    »Aber schon lange nicht mehr an ihn gedacht hat«, sagte Olga.
    »Ihr liegt falsch, ihr Superdetektive«, sagte Martin Klein, »völlig falsch! Dieser Vertrag kann ihn nicht überrascht haben. Er muss ihn doch kennen. Hast du nicht gesagt, dass Kurt Roth in dem Vertrag der Begünstigte ist?«
    »Ja. Ihm wird das Eigentum an dem Hotel überschrieben.«
    »Wie alt war er denn da?«, fragte Olga.
    Dengler sagte: »Er war fünfzehn Jahre alt, als er Hotelbesitzer wurde.«
    »Fünfzehn Jahre alt? Nicht schlecht. Mir hat niemand ein Hotel überschrieben, als ich fünfzehn war ... Aber den Vertrag, den muss er doch kennen. Deshalb kann er nicht die Fassung verloren haben.« Martin Klein lehnte sich zurück.
    »Vielleicht«, sagte Olga, »hat ihn die Situation aber an die Umstände erinnert, unter denen der Vertrag abgeschlossen wurde. Die scheinen dann nicht besonders glücklich gewesen zu sein.«
    »Aber hör mal«, protestierte Martin Klein, »du bekommst ein komplettes Hotel geschenkt – und das soll kein besonders glücklicher Tag gewesen sein?«
    Er dachte kurz nach und fuhr dann fort: »Wie auch immer, für einen Kriminalroman gibt das nichts her. Da muss schon jemand umgebracht werden, sonst lohnt es sich nicht, zur Feder zu greifen.«
    Stattdessen griff er zum Glas.
    »Machte die Familie einen zufriedenen Eindruck?«, fragte Olga.
    Dengler überlegte.
    »Ich habe nur Vater und Tochter kennen gelernt«, sagte er.
    »Die Tochter half ihrem Vater sofort und stützte ihn, es war ein sehr inniges Bild.«
    »Und welchen Eindruck machte das Hotel auf dich?«, fragte Olga.
    »Es hat seine besten Tage hinter sich. Es ist auch kein richtiges Hotel mehr, Zimmer werden nicht mehr vermietet, es ist nur eine Gastwirtschaft. Gemütlich, faire Preise. Man bekommt dort eine Hühnersuppe für zwei Euro.«
    »Dann sollten wir mal dahinfahren, um zu essen«, sagte Martin Klein. »Die Leute sind mir sympathisch. Sie wollen nicht auf dem schnellsten Weg reich werden. Wir könnten morgen dort zu Mittag essen.«
    »Morgen gehe ich mit einem Kollegen Sozialschmarotzer jagen«, sagte Dengler.
    Olga rang nach Luft: »Was machst du?«
    »Ich begleite einen Kollegen, der für die Stadt arbeitet. Er sagte, man könne leicht Geld verdienen. Ich weiß nicht, was ich davon zu halten habe. Will es mir morgen nur mal anschauen.«
    »Das hört sich gar nicht gut an«, sagte Olga.

[ Menü ]
    10. Die beiden Buben sitzen im Gras
    Die beiden Buben sitzen im Gras. Sie kommen aus dem Büchenauer Hardt, in den ihre Mütter sie geschickt haben. Mit einem Leiterwagen. Um Feuerholz zu suchen. Nun ist der Leiterwagen beladen bis oben, sie haben sogar einige dicke Äste gefunden, und ihre Mütter werden am Abend etwas für die Familie kochen können.
    Fritz hat das anschwellende sonore Brummen der Flugzeuge zuerst gehört. Er denkt sich nichts dabei, denn sie sehen fast täglich die vorbeifliegenden Bombergeschwader, und sie haben gelernt, dass die Fliegerverbände stets ein bestimmtes Ziel ansteuern und ihnen deshalb nicht gefährlich werden.
    »Komm, wir zählen sie«, ruft er seinem Freund zu, und sie werfen sich auf den Rücken ins Gras, bereit, die Flugzeuge zu zählen, so wie sie es schon oft getan haben.
    Dann kommen sie: Vom Eichelberg her ziehen

Weitere Kostenlose Bücher