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Das dunkle Schweigen: Denglers zweiter Fall (German Edition)

Das dunkle Schweigen: Denglers zweiter Fall (German Edition)

Titel: Das dunkle Schweigen: Denglers zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schorlau
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mucksmäuschenstill erwartete er Blackmore, der ihn mit einem großen Happen belohnte.
    Am fünften Tag – Billy hatte sich gerade über eine weitere große Portion Fuchsfleisch hergemacht – hörte Steven Blackmore hinter sich einen Schrei.
    Der Bauer kam auf ihn zugelaufen. Mit einer Mistforke in der Hand.
    Der Mann war klein, untersetzt, mit einem runden Gesicht und einer kräftigen Nase, die an der Spitze von einem Geflecht von roten und blauen Adern überzogen war. Er erinnerte Blackmore auf den ersten Blick an die Red Necks aus dem Süden der Vereinigten Staaten, die großen Hasser seines Volkes. Er erschrak. Und instinktiv verhielt er sich, als wäre er im Süden. Blackmore hob die Linke, um seine friedlichen Absichten zu demonstrieren. Der Farmer aber glaubte, er sei der Stärkere, und hob die Forke. Blackmore zog seine Pistole, entsicherte sie und zielte auf den Kopf des Mannes. Dieser hielt jäh in der Bewegung inne.
    Mit einer knappen Bewegung der Pistole forderte Blackmore den schwer atmenden Bauern auf, die Mistgabel beiseite zu legen. Der Mann ließ die Forke fallen.
    Billy hatte derweil die Kartoffeln aufgefressen und kam schwanzwedelnd zu dem schwarzen Soldaten. Blackmore warf ihm das letzte Stück Fleisch vor die Schnauze, und der Hund schnappte selig und stumm danach.
    Langsam, Schritt für Schritt, ging Blackmore rückwärts. Den zitternden Farmer ließ er nicht aus den Augen.
    Dieses Versteck ist verloren.
    Als er hinter die Scheune trat, sicherte er die Waffe, dann rannte er, so schnell er konnte, über die Straße, die Böschung hinauf ins Unterholz.
    Er rannte, bis ihm die Lungen zu platzen schienen. Bis er nicht mehr konnte. Dann blieb er stehen.
    Erst einmal nachdenken.
    Er lehnte sich mit dem Rücken gegen einen Baumstamm.
    Blackmore keuchte.
    Die Krauts würden ihn suchen.
    In diesem Augenblick hörte er von Ferne schwere Artillerie donnern. Die Front kam immer näher. In wenigen Tagen würden amerikanische Truppen hier sein. So lange musste er sich noch verstecken.
    Aber wo?
    Ein Eichelhäher schlug Alarm und ließ sich auf den Ast einer Fichte wenige Meter von ihm entfernt nieder.
    Ob der Vogel essbar ist?
    Vorsichtig zog er seine Pistole. Doch der Eichelhäher flog schimpfend auf, bevor Blackmore zielen konnte.
    Auf den Baum. Auf dem Baum werde ich mich verstecken.
    Geduckt lief er zu der Fichte hinüber und griff nach den unteren Ästen.
    Er zog sich hoch. Dann wand er sich um die eng stehenden Äste des Baumes, deren Nadeln ihn bald versteckten. Er kletterte bis dicht unter den Wipfel.
    * * *
    Den nagenden Hunger bekämpfte er, indem er Kiefernnadeln kaute, bis sie wie ein bitterer Brei in seinem Mund lagen. Dann schluckte er sie herunter.
    Gegen Nachmittag hörte er einen Hund bellen. Das Gebell schien weit weg. Dann war wieder Stille. Blackmore überlegte, ob er die Nacht über auf dem Baum bleiben sollte. Für einen Augenblick dachte er sogar daran, für die eine Nacht in die Scheune zurückzukehren. Dort würden sie ihn bestimmt nicht mehr vermuten.
    Dann hörte er erneut den Hund bellen.
    Diesmal viel näher.
    Stille.
    Wieder bellte das Tier. Ganz nah.
    Dann stand das Tier unter seinem Baum und jaulte.
    Blackmore kletterte langsam den Stamm hinunter. Die Äste standen eng am Stamm, und er brauchte für den Abstieg länger, als er angenommen hatte.
    Dann konnte er den Hund sehen.
    Billy .
    Blackmore zog die Pistole, legte den Lauf auf den Arm und zielte auf den Kopf des Hundes.
    Er zögerte.
    Dann sprang er einfach auf den Boden.
    Billy war außer Rand und Band.
    Er schien sich zu freuen, seinen Fleischlieferanten wiedergefunden zu haben.
    Blackmore hielt ihm die Schnauze zu, aber der Köter riss sich wieder los und bellte erneut laut vor Freude.
    Es gibt kein Fleisch mehr, Billy
    »Hands up!«, sagt eine Stimme.
    Steven Blackmore sieht auf und schaut in die Mündung eines deutschen Karabiners.
    Ein junger Mann in Uniform wiederholt die Aufforderung: »Hands up!« Dann ruft er etwas laut auf Deutsch, und gleich danach sind weitere Soldaten da und zielen auf Blackmore. Er hebt die Hände.
    O.k., dann eben Kriegsgefangenschaft.
    * * *
    Es sind fünf Soldaten, die ihn durch den Wald führen. Die Pistole und das Messer haben sie ihm abgenommen. Fünf Karabiner bedrohen ihn.
    Keine Chance zu fliehen.
    Sie führen ihn hinunter auf die Straße und zurück zu dem Bauernhof. Sie rufen den Bauern. Der sieht sich den schwarzen Soldaten an und nickt. Nicht feindselig. Aber wie jemand, der

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