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Das dunkle Schweigen: Denglers zweiter Fall (German Edition)

Das dunkle Schweigen: Denglers zweiter Fall (German Edition)

Titel: Das dunkle Schweigen: Denglers zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schorlau
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sagt: Dieses Huhn schlachten wir heute.
    Der jüngere Kraut scheint die Befehle zu geben. Er schreit etwas, und die anderen konzentrieren sich.
    »Go on«, sagt er zu Blackmore und deutet mit der Mündung des Gewehrs auf die Schienen.
    Blackmore geht langsam. Er sieht sich um. Die anderen vier Soldaten folgen.
    Sie betreten die Eisenbahnbrücke.
    »Go on«, schreit der Junge, zeigt mit der Waffe auf den Tunneleingang.
    Vielleicht kann ich im Tunnel fliehen?
    Er geht.
    Als sie zwanzig Meter vor dem Tunnel angekommen sind, hört Blackmore ein tiefes, brummendes Geräusch.
    Motoren.
    Gleichzeitig schreien seine Bewacher und rennen los.
    Sie suchen die Deckung des Tunnels.
    Blackmore bleibt stehen.
    Er sieht drei Lightnings im Tiefflug das Tal entlangrasen. Sie biegen in eine Linkskurve. Genau auf die Brücke zu.
    Er reißt die Hände nach oben.
    Er jubelt.
    Er winkt den Kameraden zu.
    Die eleganten doppelrümpfigen Flugzeuge gehen noch etwas tiefer.
    Aus den Augenwinkeln sieht Blackmore die deutschen Soldaten im Tunnel stehen. Der junge Soldat, der etwas Englisch sprechen kann, gibt ihm Handzeichen, er solle sich hinwerfen und auf der Brücke Deckung suchen. Dann sind die Lightnings da.
    Sie eröffnen das Feuer auf ihn, kaum hundert Meter von der Brücke entfernt.
    Blackmore sieht das Mündungsfeuer von neun Maschinengewehren gleichzeitig und lässt sich zwischen die Gleise fallen. Rechts und links von ihm schlagen die Geschosse ein. Als die drei Maschinen über ihn hinwegrasen, regnet es leere MG-Hülsen auf ihn herab.
    Er springt auf, und sofort durchfährt ihn ein höllischer Schmerz. In der Wade des rechten Beines. Er knickt ein und fällt auf die Schienen. Er sieht zum Fuß hinunter. Wade und Knie sind in rote Farbe getaucht. Er blutet stark. Steckschuss.
    Er sieht, wie die drei Lightnings eine enge Linkskurve fliegen, dann ziehen die Piloten ihre Maschinen hoch.
    Er kennt dieses Flugmanöver.
    Sie werden gleich wieder da sein.
    Er rappelt sich auf. Tritt auf mit dem rechten Fuß und knickt sofort wieder. Er schlägt mit dem Kopf auf die Schiene und verliert für Sekunden das Bewusstsein. Als er sich wieder hochzieht, kann er die Lightnings wieder sehen. Sie befinden sich erneut im Anflug.
    Können die denn nicht sehen, dass sie gerade einen Kameraden umbringen? Mich, einen Schwarzen?
    Plötzlich ist der junge deutsche Soldat bei ihm. Er greift mit dem rechten Arm unter seine Schulter und zieht ihn hoch. Dann schleppt er ihn in den Tunnel. Hinter ihnen erklingt hell das Metall der Schienen unter den Treffern der Maschinengewehre. Beide gehen zu Boden.
    Der Schmerz in seiner Wade ist höllisch. Ein pulsierender Schmerz. Das Blut aus seinem Bein färbt den Schotter dunkel.
    Nun erkennt er, dass er und seine Bewacher sich nicht allein im Tunnel befinden. In einiger Entfernung haben sich Frauen mit ihren Kindern an die feuchten Wände gedrückt. Keines der Kinder sagt einen Ton. Alle scheinen sie übernatürlich große Augen zu haben. Alle starren sie ihn an, aber niemand sagt ein Wort.
    Ein Junge, der an der Tunnelöffnung Wache gehalten hat, schreit etwas auf Deutsch. Die Frauen greifen die Kinder fester und ziehen sie näher zur Wand hin. Auch die Soldaten, die ihn bewachen, drücken sich an die Wand.
    Blackmore sieht zum Tunnel hinaus. Er sieht zwei Lightnings direkt über den Schienen, so tief, dass Blackmore für einen Augenblick annimmt, sie wollen in den Tunnel fliegen.
    Sie geben eine Salve ab, schießen in den Tunnel hinein. Dann ziehen die Maschinen hoch und sind verschwunden.
    Im Tunnel wird niemand verletzt. Die Menschen warten einige Minuten, dann gehen sie wort- und grußlos auseinander.
    Der junge Soldat gibt seinen Kameraden einige Befehle. Zwei Männer greifen Blackmore unter die Arme. Die anderen richten ihre Waffen auf ihn. So humpelt er mit seinen Bewachern aus dem Tunnel hinaus.
    Sie führen ihn nun ein kleines Stück die Schienen entlang. Dann steigen sie mit ihm die Böschung hinab auf eine Straße und führen ihn nach Gündlingen.
    Sie bringen den amerikanischen Gefangenen ins Spritzenhaus. Die Feuerwehr ist immer noch in Bruchsal und wird dort noch zu tun haben.
    Im Spritzenhaus binden sie ihn an ein Gestell, an dem einige ältere Spritzen und andere Gerätschaften hängen.
    Der junge Soldat verbindet Blackmore behelfsmäßig und verschwindet. Wenig später kommt er mit einem Arzt zurück, der Blackmores Wunde säubert und verbindet.
    Keiner spricht ein Wort mit ihm.
    Als die beiden Männer

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