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Das dunkle Schweigen: Denglers zweiter Fall (German Edition)

Das dunkle Schweigen: Denglers zweiter Fall (German Edition)

Titel: Das dunkle Schweigen: Denglers zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schorlau
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Mittelfinger umschließen noch immer den untersten Knopf seines Hemdes.
    Sie löst die Spannung und gleitet in die Duschkabine. Er sieht noch ihren Arm, der ihm winkt, er solle endlich kommen, dann rauscht Wasser. Er will den Hemdknopf öffnen, doch der gibt sich widerspenstig und will nicht durch das enge Knopfloch. Georg Dengler sieht Marie-Louises Gestalt hinter der milchigen Glasscheibe der Duschkabine und zieht und drückt an dem Knopf. Schließlich reißt er den untersten Knopf des Hemdes ab und löst den Gürtel, kann kaum auf einem Bein stehen, so sehr zittert sein Knie, als er die Hose auszieht, dann endlich das T-Shirt, die Socken und zuletzt den Slip abstreift.
    Sie steht unter dem prasselnden Strahl, als er zu ihr tritt, sie hat die Arme hinter dem Kopf verschränkt, die Augen geschlossen, um sie vor dem Wasser zu schützen. Als er vor ihr steht, nimmt sie die Seife und reibt seine Brust damit ein. Und er rührt sich nicht. Und er rührt sich nicht, als die Seife Kreise auf seinem Rücken zieht und Bahnen auf seinen Beinen. Sie geht nun vor ihm in die Hocke und nimmt sein Geschlecht in die rechte Hand. Er sieht, wie sie es aufmerksam, fast neugierig betrachtet.
    Später trocknet sie ihn ab und führt ihn durch den Flur in ihr Schlafzimmer. Ihr Bett ist groß. Mit einer einzigen raschen Bewegung zieht sie die weiße Tagesdecke weg und drückt ihn vorsichtig auf das kühle Leintuch.

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    51. Sie streiften gemeinsam durch die Stadt
    Am anderen Morgen streiften sie gemeinsam durch die Stadt. Sie zeigte ihm die Stadt, die Hochhäuser, nahm ihn mit der red line mit in das Getto der South Side, zeigte ihm die Taylor Homes, die von den Gangs beherrschten Hochhäuser in der West Side.
    Erst am Nachmittag verabschiedete sie sich von ihm mit einem zarten Kuss.
    »Ich muss zurück zur Uni.«
    »Sehen wir uns heute Abend – bei Theresa?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Ich kann nicht.«
    »Es ist mein letzter Abend.«
    »Ich weiß.«
    Sie lief einfach los, drehte sich noch einmal um und winkte ihm. Lief weiter, mit großen Schritten, bis er sie aus den Augen verlor.
    Als er am Abend neben Mark an der Bar stand, wartete er vergebens auf sie. Sie lauschten Junior, der in Höchstform sang und spielte. Und als es zwei Uhr nachts war, kam Theresa zu ihnen und stellte die Flasche Jim Beam auf den Tisch. Junior setzte sich dazu.
    »Eigentlich mag ich Germany nicht besonders«, sagte der Musiker.
    Dengler sah ihn fragend an.
    »Mein Vater ist dort gestorben – während des Krieges.«
    Schweigen am Tisch.
    »Eigentlich ist er gar nicht richtig gestorben«, sagte er weiter, »er wird vermisst.«
    »Und die Army hat nicht herausgefunden, was mit ihm passiert ist?«, fragte Mark.
    »Die Army interessierte es 1945 einen Bullshit, was mit einem Nigger passiert. Und wenn es nicht gerade ein General ist, interessiert es sie heute genauso wenig.«
    Er sah zu Dengler hinüber.
    »Du bist doch ein private eye.«
    Dengler nickte.
    Er benutzt die gleiche Formulierung wie Martin Klein.
    »Würdest du nach ihm suchen?«
    »Das ist mein Beruf – und das, was ich am besten kann.«
    Junior Wells schien zufrieden.
    »Und wie viel Dollar nimmst du mir ab?«
    Dengler dachte einen Augenblick nach.
    »Wenn ich ihn finde, spielst du ein Konzert in Stuttgart.«
    Junior lachte.
    »O. k.«, sagte er, »aber nur, wenn du meinen Daddy gefunden hast. Und Flug und Hotel zahle ich niemals selbst.«
    Sie reichten sich die Hände, und Wells füllte die Gläser mit Jim Beam nach.
    Georg Dengler sah zur Tür.
    Sie kommt nicht mehr.
    Dann wandte er sich Junior Wells zu.
    »Ich brauche noch einige Informationen. Ich muss noch einiges von dir wissen.«
    Er zog sein Notizbuch aus der Tasche.
    »Den Namen«, fragte er und gab sich selbst die Antwort, die er auch niederschrieb:
    »Wells – natürlich, aber wie lautet denn dein richtiger Vorname?«
    »No«, sagte Junior.
    »Was heißt ›No‹?«
    »Ich heiße nicht Wells – ist bloß mein Künstlername.«
    »Und wie lautet dein richtiger Name?«
    »Blackmore – Amos Blackmore.«
    »Und dein Vater? Wie ist sein Name?«
    »Steven. Steven Blackmore.«
    Georg Dengler notierte den Namen und stellte weitere Fragen.

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    52. Der Rückflug verlief ruhig
    Der Rückflug verlief ruhig. Dengler saß in der riesigen Airbusmaschine in der mittleren Sitzreihe. Die Plätze rechts und links waren frei geblieben, und so konnte er die Armlehnen hochklappen und sich über die drei Plätze hinweg hinlegen. Erst über

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