Das dunkle Schweigen: Denglers zweiter Fall (German Edition)
hinterließ seine Telefonnummer.
Er warf den Rechner an und loggte sich ins Internet ein.
Er probierte es zunächst mit dem Suchbegriff »Vermisste Flieger«. Es gab nur zwei Treffer. Er landete auf der Buchseite eines Autors, der im Selbstverlag ein Buch über einen Ort namens Longuich-Kirsch herausgab. Dengler las einige Seiten, die der Autor im Netz veröffentlicht hatte. Bei Luftkämpfen zwischen alliierten Lightnings und einigen deutschen Fw 190 starb ein amerikanischer Flieger. Sein Name war James O. Baxter, nicht Blackmore.
Fehlanzeige.
Der zweite Beitrag war ein Archivartikel der Osnabrücker Zeitung. Im November 1944 war eine B 24 Liberator auf eine Bahnlinie bei Erpen gestürzt.
Liegt zu hoch im Norden.
Der Suchbegriff »Vermisste US-Piloten« ergab einen Treffer. Es handelte sich um eine Sendung des WDR über vermisste US-Piloten im Irak-Krieg.
Nun versuchte er es auf Englisch.
Nach einer Stunde fand er eine amerikanische Einrichtung in Landstuhl bei Kaiserslautern. Es handelte sich um eine Einrichtung der US Army, sie hieß US Army Memorial Affairs Activities. Das Telefon klingelte.
Eine Männerstimme meldete sich: »Föll hier. Haben Sie schon was rausbekommen?«
Da Dengler nicht reagierte, fuhr der Mann nach einer kleinen Pause fort:
»Wegen der Kondome ...«
Anton Föll! Dengler griff sich an den Kopf. Scheiße, den hatte er völlig vergessen.
»Noch nicht«, erwiderte er rasch, »ich werde Ihnen aber in zwei oder drei Tagen mehr sagen können. Ihre Frau – sie arbeitet doch noch auf dem Kreiswehrersatzamt?«
»Ja, macht sie«, sagte Föll.
Er klang niedergeschlagen. Dengler hatte ein schlechtes Gewissen. Föll tat ihm Leid.
»Ich vermute aber, dass das Ganze ein Missverständnis ist.
Wie beim letzten Mal«, sagte er.
»Wie beim letzten Mal«, echote der Mann mit brüchiger Stimme.
»Meistens gibt es ganz simple Erklärungen für Dinge, die einem anfangs merkwürdig vorkommen und beunruhigen.«
»Aber was will sie denn mit den Kondomen, wenn wir doch ...«
»Noch weiß ich es nicht. Aber ich werde es Ihnen bald sagen.«
Er spürte, wie der Mann am anderen Ende der Leitung Mut schöpfte.
»Sie meinen: Alles findet... eine einfache Erklärung?«
»Oft«, sagte Dengler.
Dann legte er auf.
Das Telefon klingelte sofort wieder.
Es war die Pressestelle der US Army.
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53. Die Frau sagte ihm zunächst, was er schon wusste
Die Frau sagte ihm zunächst, was er schon wusste.
»Die US Army unterhält in Landstuhl eine Dienststelle, die US Army Memorial Affairs Activities heißt. Diese Kollegen forschen nach vermissten amerikanischen Soldaten in ganz Europa.«
»Ich suche einen abgeschossenen Piloten aus dem Zweiten Weltkrieg.«
Er hörte die Frau in einigen Blättern rascheln.
»Da ist Major Hooker zuständig«, sagte sie schließlich und gab ihm eine Telefonnummer.
Dann legte sie auf.
Dengler wählte die Nummer.
Besetzt.
Er probierte es mehrmals, aber die Nummer war immer belegt.
Er sah auf die Uhr.
In einer halben Stunde hatten die Angestellten im Kreiswehrersatzamt Mittagspause.
* * *
Susanne Föll verließ ihre Arbeitsstelle zusammen mit einer Kollegin. Die beiden Frauen trugen sommerliche Kleidung und freuten sich wie alle Bewohner Stuttgarts über den warmen Frühlingstag.
»Hallo, Susanne«, sagte Dengler.
Susanne Föll hob kurz den Kopf, überlegte einen Augenblick, dann erkannte sie ihn.
»Aha, der falsche Doktor«, sagte sie spöttisch, »tut mir Leid, aber ich habe jetzt leider keine Zeit für dich.«
Und ging weiter.
Dengler lief neben ihr her und reichte ihr seine Visitenkarte. Er beobachtete, wie sie im Gehen die Karte kurz überflog. Bei seiner Berufsbezeichnung blieb ihr Blick hängen.
»Du ... du bist Privatdetektiv?«, sagt sie gedehnt und blieb stehen.
»Ja. Und ich arbeite für deinen Mann.«
Sie drehte sich zu ihrer Kollegin um, die ebenfalls stehen geblieben war.
»Geh' schon vor. Ich komme gleich nach«, sagte sie zu ihr. Susanne Föll wartete, bis ihre Kollegin im Verkehrsgewühl verschwand.
»Sag das nochmal.«
»Ich arbeite für deinen Mann. Er hat drei Kondome in deiner Handtasche gefunden und macht sich Sorgen um deine eheliche Treue.«
Sie biss sich auf die Lippen.
»Und jetzt haust du mich in die Pfanne?«
»Nein. Ich möchte, dass du ihm beiläufig eine vernünftige Erklärung für die drei Kondome präsentierst und in Zukunft vorsichtiger bist.«
Und dann: »Er liebt dich und macht sich Sorgen.«
»Und du verrätst
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