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Das dunkle Schweigen: Denglers zweiter Fall (German Edition)

Das dunkle Schweigen: Denglers zweiter Fall (German Edition)

Titel: Das dunkle Schweigen: Denglers zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schorlau
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vielleicht können Sie mir dabei behilflich sein. Es ist eine Angelegenheit, die schon lange zurückliegt.«
    »Bitte. Wenn ich kann.«
    »Waren Sie in den beiden letzten Kriegsmonaten in Gündlingen?«
    Roth nickte vorsichtig.
    »Ich war Soldat, aber auf Heimaturlaub wegen einer Verwundung.«
    Seine rechte Hand schlug auf sein Knie.
    »Durchschuss. Mitten durch die Wade«, sagte er. »Es geht um einen amerikanischen Piloten«, sagte Dengler, »der am 1. März 1945 bei der Bombardierung Bruchsals abgeschossen wurde und dessen Maschine im Gündlinger Forst abstürzte. Der Pilot kam mit dem Fallschirm herunter. Hier irgendwo.«
    Plötzlich fing Albert Roths Hand an zu zittern. Sein Gesicht färbte sich knallrot. Er rang nach Luft. Olga sprang auf. Sie drückte den Oberkörper von Albert Roth zurück, damit er besser atmen konnte. Der alte Mann bekam einen heftigen Hustenanfall.
    Kurt Roth kam hinter der Theke hervorgeschossen und schob einen Arm um die Schulter seines Vaters.
    »Ich bringe dich nach oben, Vater«, sagte er.
    Doch der alte Mann schob seine Hand weg.
    Zitternd stand er vor dem Tisch und starrte Dengler an.
    »Verlassen Sie unser Haus, verstehen Sie, unser Haus, sofort – und lassen Sie sich nie wieder hier blicken.«
    Kurt Roth lief zur Tür und hielt sie weit auf. Georg Dengler und Olga gingen hinaus.
    »Verstehst du das?«, fragte er Olga, als sie vor dem Schlosshotel standen.
    »Nein«, sagte sie, »aber so wie ich das sehe, gefährdest du mit deinen Fragen jedes Mal ernstlich die Gesundheit der männlichen Roths. Du hast Martin und mir doch erzählt, dass Kurt Roth fast einen Herzinfarkt bekommen hat, als du ihm damals den Vertrag, diese Urkunde vom Schlosshotel unter die Nase gehalten hast. Und jetzt kriegt sein Vater, Albert Roth, einen Anfall, weil du dich nach einem abgeschossenen Amerikaner erkundigst. Weshalb?«

[ Menü ]
    60. Was machen wir nun?
    »Was machen wir nun?«, fragte Olga, als sie im Taxi saßen, das sie in den Ort zurückfuhr.
    »Einen kleinen Ausflug. Ich muss nachdenken.«
    Aus der Innentasche zog Dengler die Kopien von Major Hookers Unterlagen.
    »Dies ist die Absturzstelle.« Er reichte ihr die Fotos von der Mustang, deren Nase sich den Waldboden gerammt hatte. Dann studierte er die Karte und gab dem Taxifahrer die nötigen Anweisungen.
    Sie stiegen am Ende einer kleinen Straße aus und marschierten auf einem Feldweg unter einer Brücke hindurch zum Rand eines Waldes, der sich einen kleinen Berg hinaufzog.
    Die Sonne strahlte. Dengler zog sein Jackett aus und hängte es über die Schulter. Olga knotete ihre Jacke um die Hüfte. »Warum hat sich Albert Roth bloß derart über deine Frage aufgeregt? Das ist etwas, was ich nicht verstehe.« »Es bedeutet wohl, dass er etwas über den Verbleib von Juniors Vater weiß.«
    Dengler lehnte sich an einen Baumstumpf und griff nach seinem Handy.
    »Fragen wir doch den pensionierten Polizisten.« Dengler wählte die Nummer von Hans Altmeier. Erneut wurde nach dem ersten Läuten abgenommen. Der Hauptkommissar a. D. musste offenbar neben dem Telefon Wache halten.
    »Dengler hier. Wir – meine Kollegin und ich – waren heute Morgen bei Ihnen. Eine Frage noch, Herr Kollege. Bei Ihren Ermittlungen im Falle Blackmore – haben Sie damals auch Albert Roth vernommen? Seine Familie betreibt das Schlosshotel seit...«, er überlegte, »seit 1947.«
    Olga lehnte sich an Dengler und drückte ihr Ohr an seines, sodass sie die Antwort Altmeiers mithören konnte.
    »Hören Sie«, schnarrte die Stimme des pensionierten Polizisten aus dem Handy, »lassen Sie doch endlich diese alten Geschichten auf sich beruhen. Das ist doch alles vorbei. Vorbei.«
    »Nicht für den Sohn von Steven Blackmore, Herr Altmeier, sein Sohn möchte gerne wissen, was aus seinem Vater geworden ist.«
    Doch Altmeier hatte bereits aufgelegt.
    Dengler schüttelte den Kopf.
    »Das ist das wer weiß wievielte Mal, dass man mir in Gündlingen sagt, ich solle die alten Sachen ruhen lassen, die seien doch vorbei.«
    Er erzählte Olga von seiner Begegnung mit dem Notar Dillmann.
    Sie sagte: »Vielleicht gibt es einen Zusammenhang zwischen deiner Erbschaftssache und dem Abschuss der amerikanischen Maschine.«
    Dengler schüttelte den Kopf.
    »Ich kann mir keinen Zusammenhang vorstellen.«
    »Aber warum hat dann der alte Roth so merkwürdig auf deine Frage reagiert?«
    Dengler dachte darüber nach.
    Langsam stiegen sie durch den Wald den Berg hinauf.
    * * *
    »Hier müsste es sein«,

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