Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere

mir nicht ganz sicher.« Widerstrebend ließ er sie an seiner Fernsicht teilhaben.
    »Oh Herrin«, knurrte sie. »Wo kommen die denn her?«
    Er zuckte die Achseln, versuchte, irgendeine Art von Hinweis zu entdecken. Aber solch ein Kunststück ging über die Möglichkeiten seiner Fernsicht hinaus, vor allem auf diese Entfernung. »Das werden wir bald erfahren. Und dann erwarten wieder alle vom Waterwalker, dass er die Karre aus dem Dreck zieht.« Es ärgerte ihn, wie gequält, um nicht zu sagen selbstmitleidig er klang, aber er konnte es nicht verhindern.
    »Edeard«, sagte sie und strich ihm sanft zwischen den Schulterblättern über den Rücken, »wieso strafst du dich immer selbst so sehr?«
    »Weil immer ich es bin, der ständig alles wieder einrenken muss. Oh Herrin, verdammt, hört das denn nie auf? Jedes Mal, wenn ich denke, dass ich etwas ganz gut hingekriegt hab', fällt irgendjemandem was Neues ein, um wieder alles zu vermasseln.«
    »Edeard, Schatz, du bist wirklich viel zu streng mit dir.«
    »Nein, bin ich nicht«, erwiderte er verbittert. »Es ist meine Verantwortung. Ich bin verantwortlich für diese ganze Welt. Ich. Niemand sonst.«
    »Sei nicht albern, Edeard.« Kristabels Stimme und Geist verhärteten sich. »Komm mir jetzt bitte nicht wieder mit diesem ganzen unerträglichen Krampf über deine Bürden, ich kann das echt nicht mehr hören. Jetzt ist erst mal wichtig, dass wir die Zwillinge an Land bekommen. Wir müssen sie zur Entbindung nach Hause schaffen, die armen Dinger. Konzentrier' dich darauf, wenn du unbedingt was zum Rumjammern haben musst.«
    »Unerträglicher Krampf meiner Bürden?«, fragte er leise; er konnte kaum glauben, was sie da gerade gesagt hatte.
    »Ja«, erwiderte Kristabel mit Nachdruck und sah ihn dabei mit unnachgiebigem Blick an. »Die Herrin weiß, wie unausstehlich du geworden warst, bevor wir die Flottille gebaut haben. Das ist der Hauptgrund dafür, wieso ich damit einverstanden war, dass wir die Kosten aus unserem Vermögen bestreiten. Und diese Reise hat funktioniert, Edeard. Um der Herrin willen, du bist unterwegs wieder normal geworden. Du warst wieder du selbst. Und jetzt das. Wir sind noch nicht mal an Land, und schon lamentierst du rum, dass alle Welt gegen dich ist.«
    Herrinverflucht, du hast ja keine verdammte Ahnung! Wütend starrte er seine Frau an und stapfte auf dem Deck davon.
    »Paps?«, fragte Jiska mit ängstlichem Blick.
    Aber ihm war nicht nach Reden, nicht mal mit ihr.
    Es waren Tausende, die die Molen und Anlegeplätze des Hafendistrikts säumten, als die Beiboote der Flottille durch die große Seeseitenöffnung in der Stadtmauer einliefen; fünfzehn Boote, der erste Schub, jedes von einer Mannschaft aus eigens zu diesem Zweck geformten Ge-Schimpansen mit breiten Schultern und kräftigen Armen gerudert, sodass die Riemen regelrecht durchs Wasser zischten.
    Edeard befand sich auf dem zweiten Boot; Kristabel und Taralee hatten die Zwillinge und Marvane mit nach vorn auf das erste genommen. Mit einem raschen, gerichteten Longtalk an einen freudig erregten Rolar hatte Edeard dafür gesorgt, dass im Hafen ein paar Familiengondeln warteten, um sie direkt nach Hause zur Zikkurat zu bringen. Die Zwillinge hatten so ziemlich sämtliche Beschwerden, die man sich bei einer Hochschwangeren nur vorstellen konnte. Ein Zustand, der Edeards bescheidener Meinung nach zu nicht geringem Teil ihrem Herzenswunsch auf eine Niederkunft an Land zu schulden war. Im Vertrauen hatte Taralee ihm versichert, dass sie noch etliche Tage Zeit hatten, auch wenn die beiden greinten und wehklagten, als lägen sie bereits in den Wehen.
    Also leistete er Jiska und Natran und Manel und einem halben Dutzend Offizieren und ihren Frauen und Kindern Gesellschaft; ein fideler Haufen, von dem alle frenetisch der jubelnden Menge zuwinkten. Außer ihm. Er konnte einfach nicht den nötigen Enthusiasmus aufbringen und schmollte im Heck hockend still vor sich hin.
    »Himmelherrinnochmal, wir hatten euch schon vor mindestens zwei Jahren abgeschrieben«, posaunte in diesem Moment Macsens gerichteter Longtalk. »Seid ihr am Ende gar zu Fuß um die Welt getrottet? Ihr habt ja 'ne Ewigkeit gebraucht.«
    Nun endlich gestattete sich Edeard doch noch ein Grinsen. Da stand er, sein alter Freund, an vorderster Spitze des eiligst aus Mitgliedern des Großen Rats, Distriktabgeordneten, Würdenträgern und nahen Verwandten zusammengestellten Begrüßungskomitees. Eine größere Gruppe der Abordnung drängte