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Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere

Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere

Titel: Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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hinunter nach Sampalok fuhr. Dort angekommen machte er sich über die Mislore Avenue auf zum Platz im Zentrum des Distrikts. Sämtliche Häuser, an denen er vorbeikam, waren von oben bis unten belegt. Ganz gleich, wie eng oder unpraktisch, jede Einheit von Zimmern hatte irgendwelche Bewohner; Alleinstehende, Paare, kleine junge Familien, starrköpfige alte Witwer und Witwen. Für Neuankömmlinge war nirgends mehr Platz.
    Die sechsseitige Residenz am Ende der Avenue war ein willkommener Anblick. Er hatte schon immer ein leichtes Gefühl von Befriedigung verspürt, wenn er sie sah, etwas, das er geschaffen hatte, etwas, das auf eine seltsame Weise ermutigend war.
    Diesmal war der Platz um sie herum nicht voller behelfsmäßiger Lager von Besuchern, die dem Geleit entgegensahen. Es herrschte noch eine Prä-Skylord-Normalität, und Sampaloks Bürger schlenderten geruhsam um die Brunnen, während Kinder im Sonnenschein Fußball und Reifentreiben spielten. Verkaufsstände beidseits der Burfol Street machten mit gezuckerten Früchten und Erfrischungsgetränken ersprießliche Geschäfte.
    Menschen lächelten den Waterwalker in seinem gewohnten schwarzen Umhang liebenswürdig an. Es hatte einmal eine Zeit gegeben, da hätte er sich über solch eine Begrüßung in Sampalok gefreut, jetzt fiel es ihm schwer, dieses Lächeln zu erwidern. Aber ich bin ungerecht, man kann diesem Distrikt nicht allein die Schuld geben.
    Durch den Torbogen in der fliederfarben getönten Mauer betrat er die Residenz und eilte die Treppen zur fünften Etage hinauf, wo Macsen sein privates Arbeitszimmer hatte. Es war ein schlichter Raum, der sich auf einen Balkon hin öffnete. Heute waren die hohen Fenster geschlossen. Der Schreibtisch war mit ledernen Aktenordnern überhäuft, deren Bänder größtenteils aufgeschnürt waren, sodass die Papiere ungehindert herausschwappten; die Beistelltische waren ebenfalls turmhoch beladen, desgleichen diverse Schränkchen und Regale. Sogar ein paar Stühle waren als Zwischenlager für den chaotischen Papierkram umfunktioniert worden. Eigentlich hätte hier ein tadellos aufgeräumtes Zimmer sein sollen, erinnerte sich Edeard. Als hätte er seine Gedanken gelesen, grinste Macsen schief, als er sich von seinem Schreibtischsessel erhob. »Bevor du fragst: Ja, so sieht's hier erst aus, seitdem sie weg ist.«
    Edeard musterte die Essens- (oder Wein-) flecken auf Macsens Hemd; sagte aber nichts. Einige der bereits mit Papieren überhäuften Stühle waren zudem noch mit Mänteln und Roben behängt. »Es dauert 'ne Weile, etwas von dieser Größenordnung zu regulieren«, sagte er diplomatisch.
    »Hast du sie getroffen?«
    »Nein, noch nicht. Kristabel hat sie gestern Abend besucht.«
    Kopfschüttelnd sank Macsen wieder in seinen Sessel hinter dem Schreibtisch. »Sie wohnt nicht mal mehr in Sampalok.«
    »Willst du mir erzählen, was passiert ist?«
    »Oh, Herrin, nein. Sie hat gemeint, ich wäre dabei, meine Mitte oder meinen Antrieb zu verlieren oder irgend so'n Scheiß. Das übliche Weibergewäsch. Du weißt ja, wie sie sind. Nichts konnt' ich ihr rechtmachen.«
    »Ja, genau, ich weiß, wie sie sind.«
    »Was denn? Kristabel etwa auch?« Macsen schien auf rührende Weise auf Bestätigung aus, auf das Gefühl, nicht allein in seinem Elend zu sein.
    »Kristabel ganz besonders«, beteuerte Edeard und wünschte dabei, es wäre komplett gelogen. Aber ... Herrin, sie hat sich geändert, seit wir zurückgekehrt sind. Und angeblich ist alles ja sowieso meine Schuld.
    Macsen nahm eine Karaffe zur Hand und schenkte sich daraus etwas von jenem Doppelbrand ein, für den das Rassi-Gut so berühmt war. Einen Moment lang betrachtete er die goldbraune Flüssigkeit, während er sie in dem Glas schwenkte, und kippte sie dann in einem Zug runter. Anschließend hielt er Edeard die Karaffe hin.
    »Nein danke.«
    »Du bemitleidest mich, hab' ich recht?«, fragte Macsen und rülpste vernehmlich.
    Oh gütige Herrin, ich brauche das nicht. Nicht das auch noch ... »Ich bemitleide dich nicht. Ich hätte nur gern den alten Macsen zurück, aber ich kann warten.«
    »Oh Edeard, wie sehr wünschte ich, ich wär' mit dir gekommen. All das wäre niemals passiert. Keine Unsere-Stadt-Bewegung, kein Doblek, der die Wahl gewonnen hätte, keins von diesen verdreckten Blockadelagern.«
    »Ich hab' gehört, dass sie sich Unsere Stadt nennen, Rolar hat's mir erzählt. Klar, ich hab' die Lager und die Miliz sofort bemerkt, als wir am Hafen angekommen

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