Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere
gewesen wäre, die es gab. Der lange schwarze Togaanzug, in den der Repräsentant gekleidet war, erzeugte auf seiner Oberfläche einen eigenen Dunstschleier, der ihn wie eine dünne Nebelschicht umwallte. Kaum wahrnehmbare Fäden glitten, wenn er ging, hinter ihm her.
»Eure Eminenz«, sagte Marius und vollführte eine förmliche Verbeugung. »Meine herzlichsten Glückwünsche zu Eurer Wahl.«
Ethan lächelte. Es war das Einzige, was er tun konnte, um nicht zu erschaudern. Jeder seiner aufs Höchste verfeinerten Instinkte hatte augenblicklich erfasst, wie gefährlich dieser Mann war. »Vielen Dank.«
»Ich bin hier, um Euch zu versichern, dass wir auch in Zukunft Eure Ziele unterstützen werden.«
»Dann glauben Sie also nicht, dass die Pilgerreise das Ende der Galaxis heraufbeschwören wird?« Die Frage, die ihm jedoch eigentlich unter den Nägeln brannte, lautete: Wer ist wir ? Wobei es innerhalb von ANA so viele Fraktionen gab, die ständig irgendwelche Allianzen schlossen und wieder auflösten, dass diese Frage fast schon wieder überflüssig war. Es reichte für den Moment vollkommen aus, zu wissen, dass die Fraktion, die Marius repräsentierte, wollte, dass die Pilgerreise stattfand. Ethan hatte es längst aufgegeben, sich darüber Gedanken zu machen, dass ihre Gründe möglicherweise im Widerspruch zu seinen eigenen standen oder ob sie einfach nur ein politisches Werkzeug in ihm sahen. Nicht, dass er das jemals erfahren würde. Doch das, was zählte, war die Pilgerreise. Was zählte, war, den Gläubigen das Universum, das ihnen versprochen worden war, zu übergeben. Tatsächlich war es das Einzige, was zählte. Es war ihm egal, ob er den politischen Zielen Dritter förderlich war, solange sie seinen eigenen nicht in die Quere kamen.
»Natürlich nicht.« Marius grinste in einer Art, als hätten sie soeben in aller Vertraulichkeit darüber gescherzt, wie dumm der Rest der Menschheit im Vergleich zu ihnen doch war. »Wenn das der Fall wäre, dann hätten die, die sich bereits in der Leere befinden, diese Sache niemals ins Rollen gebracht.«
»Die Menschen müssen angeleitet werden. Ich wäre für Ihre Hilfe in dieser Sache wirklich sehr dankbar.«
»Wir werden natürlich tun, was wir können. Trotzdem – wir kämpfen beide gegen ein beträchtliches Ausmaß an geistiger Trägheit, von den Vorurteilen gar nicht zu reden.«
»Dessen bin ich mir bewusst. Diese Pilgerreise wird die Bürger des gesamten Greater Commonwealth polarisieren.«
»Nicht nur sie. Es gibt eine ganze Reihe von Spezies, denen diese Entwicklung keineswegs egal ist.«
»Das Ocisen-Empire.« Ethan spie die Worte mit so viel Verachtung heraus wie möglich.
»Man sollte es nicht unterschätzen«, erwiderte Marius in beinahe tadelndem Tonfall.
»Die Einzigen, um die ich mir Sorgen mache, sind die Raiel. Sie haben öffentlich ihren Widerstand gegen jeden angekündigt, der versuchen sollte, in die Leere vorzudringen.«
»Und das ist genau der Punkt, wo Ihr von unserer Hilfe am meisten profitieren werdet. Unser anfängliches Angebot steht nach wie vor: Wir werden die Ultra-Antriebe für Eure Pilgerschiffe liefern.«
Ethan, studiert in altertümlicher Geschichte, nahm an, dass sich so die altreligiöse Gestalt des Adam gefühlt haben musste, als man ihm den Apfel reichte. »Und was erwarten Sie im Gegenzug dafür?«
»Die Beendigung des Status quo, der gegenwärtig im Greater Commonwealth herrscht.«
»Welchen Nutzen ziehen Sie daraus?«
»Das Überleben der Art. Evolution heißt entweder Fortschritt oder Auslöschung.«
»Ich dachte, Ihr Streben gelte der Transzendenz«, bemerkte Phelim trocken.
Marius blickte nicht einmal in Phelims Richtung, unverwandt fixierte er Ethan. »Und das ist keine Evolution?«
»Eine ziemlich nachdrückliche Form von Evolution«, sagte Ethan.
»Nicht weniger nachdrücklich als die Hoffnungen, die Ihr auf diese Pilgerschaft setzt.«
»Warum schließen Sie sich uns dann nicht einfach an?«
Marius antwortete mit einem freudlosen Lächeln. »Schließt Euch uns an, Conservator.«
Ethan seufzte. »Wir haben geträumt, was uns erwartet.«
»Ah, also läuft alles wieder auf das uralte Problem der Menschheit hinaus. Wage ich den Schritt ins Unbekannte, oder mache ich es mir vor meinem Ofen bequem?«
»Ich denke, die Redensart, die hier besser passt, lautet: Von zwei Übeln wählt man besser das, welches man schon kennt.«
»Wie auch immer. Eure Eminenz, wir bieten Euch nach wie vor den Ultra-Antrieb
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