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Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere

Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere

Titel: Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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halten.
    »Oh meine große Herrin«, keuchte Salrana auf und schaute mit Stielaugen hinaus auf die Stadt.
    »Wir haben das Richtige getan«, sagte Edeard mit letztgültiger Gewissheit. »Ja, das haben wir.« Jetzt, da sie sich innerhalb der Kristallmauer befanden, brandete ihm die wahre Aura der Stadt förmlich entgegen. Noch nie hatte er eine solche Vitalität, eine derartig beglückende emotionale Berührung gespürt, wie sie nur von so vielen Menschen herrühren konnte, die ihrem betriebsamen Tagewerk in nächster Nähe zueinander nachgingen. Individualität ließ sich unmöglich unterscheiden, aber die kollektive Empfindung war ein Kraftwerk an Leben. Allein schon, dass er hier stand und die Bilder und Geräusche in sich aufnahm, ließ ihn wie auf Wolken schweben.
    Die Karawane bog an der Straße ab. Barkus hatte eine kurze Unterhaltung mit einem städtischen Reisemeister, der ihnen drei Verschläge in High Moat zuwies, wo sie sich niederlassen konnten, um zu handeln. Kurz darauf rumpelten die Wagen den schmalen Pfad hinab auf ihren endgültigen Bestimmungsort zu.
    Edeard und Salrana lenkten ihre Ge-Pferde zu Barkus’ Wagen hinüber. Beide dachten an jene Zeit zurück, als sie sich in einem kleinen Ort namens Thorpe-By-Water dem gleichen Wagen genähert hatten, um den Karawanenmeister um Hilfe zu bitten. Damals war die Familie des ergrauten Mannes gerade dabei gewesen, die Vorzelte zu beiden Seiten des alten Wagens zu errichten. Sie alle waren einander seinerzeit Fremde gewesen, neugierig und misstrauisch zugleich. Nun kannte Edeard sie alle, und zählte sie zu seinen Freunden – was andererseits alles verteufelt schwierig machte. Salranas Gedanken waren gedämpft und grämlich, als Barkus sich zu ihnen umdrehte.
    Der alte Karawanenmeister betrachtete die Bündel, die seine beiden Passagiere trugen. »Ihr habt also wirklich vor, hierzubleiben?«
    »Ja, Sir.«
    Er umarmte jeden von ihnen. Salrana musste sich gar ein paar Tränen aus den Augen wischen. Edeard tat sein Bestes, dafür zu sorgen, dass es ihm nicht ebenso ging.
    »Habt ihr genug Geld?«
    »Ja, Sir, uns geht’s gut.« Edeard klopfte auf seine Hosentasche. Er hatte unterwegs genug Ge-Spinnen verkauft, um Wochen in einer der besseren Tavernen absteigen zu können, und er trug auch wieder ansehnliche Kleider am Leibe.
    »Falls nicht alles so läuft, wie ihr euch das vorstellt, wir sind noch eine Woche lang hier. Ihr seid herzlich eingeladen, mit uns zu kommen. Ihr beide. Mit uns werdet ihr immer ein Zuhause auf der Straße haben.«
    »Ich werde Eure Güte niemals vergessen«, sagte Edeard.
    »Ich auch nicht«, fügte Salrana hinzu.
    »Dann los jetzt; ab mit euch.«
    Edeard konnte in den aufgewühlten Gedanken des alten Mannes erkennen, dass dies alles für ihn ebenso schmerzhaft war wie für sie. Bevor er sich abwandte, ergriff er Barkus’ Arm und drückte ihn fest. Salrana warf dem Karawanenmeister ihre Hände um den Hals und küsste ihn dankbar.
     
    Die Straße, über die sie in die Stadt gekommen waren, endete kurz vor dem North Curve Canal. Eine Weile schlenderten sie an dem Wasserweg entlang, bis sie eine Brücke erreichten, die hinüberführte. Sie bestand aus einer ockerfarbenen Abart des allgegenwärtigen Stadtmaterials, ein simpler Bogen mit einem Holzgeländer zu beiden Seiten. Edeard musste seine Schultertasche festhalten, so viele Menschen benutzten die Überführung, kamen ihnen geschäftig und in Eile entgegen. Doch Tiere sah er hier nicht, nicht einmal Ge-Schimpansen.
    Die Brücke brachte sie in den Ilongo-Distrikt, der aus schmalen, schachtelartigen Gebäuden bestand. Sie waren zwei bis drei Stockwerke hoch und hatten gewölbte Liernendächer und Mauern, die oftmals nicht ganz senkrecht standen. Die Fenster folgten keinem erkennbaren Muster; mal waren sie eckige Schlitze, mal halbmond- oder tränenförmig, kreisrund oder oval, niemals jedoch quadratisch. Aber alle besaßen Scheiben aus dickem, durchsichtigem Kristall, das in der gleichen langsamen Weise wuchs, sich formte und ergänzte wie die Gebäude selbst. Die Eingänge waren schlichte, oben abgerundete Rechtecke oder Ovale, die die Erdgeschossmauern durchschnitten. Es waren die Menschen, die Holztüren hinzugefügt und Scharniere an den Gebäuden befestigt hatten, mit Nägeln, die mit Hilfe von Telekinese eingehämmert worden waren. Mit den Jahren wurden die Stifte von der Stadtsubstanz allmählich wieder abgestoßen und die Durchschlagslöcher, die sie verursacht hatten, mussten

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