Das dunkle Universum 2 - Schwarze Welt
leisten, den Zweiten Träumer zu verlieren.«
»Wenn wir nur wüssten, warum er sich weigert, sich zu offenbaren …«, sagte Rincenso verbittert.
»Vielleicht weil er es noch nicht weiß«, erwiderte Ethan mit müder, trauriger Stimme.
»Aber wie könnte er es nicht wissen?«
»Inigo hat mehrere Wochen gebraucht, um sich darüber klar zu werden, was da eigentlich vorging. Zuerst hat er für seine Träume eine Art von Streuung eines Full-Sense-Dramas verantwortlich gemacht, die in Centurion Stations Gaiafield durchgesickert war. Und ich glaube, dass diese anfängliche Verwirrtheit sich gerade wiederholt. Zunächst hatten wir nichts bis auf kleine Fragmente, flüchtige Eindrücke des Skylords, die wir mühsam zusammengefügt haben. Nun, da die Verbindung hergestellt ist, nehmen Länge und Stärke der Träume zu. Genau wie damals bei Inigo. Bald werden sie zu einem Crescendo anschwellen, und der Zweite Träumer wird sich darüber bewusst werden, zu was er auserkoren wurde.«
Falven sah die anderen im Arbeitszimmer mit unbehaglichem Blick an. »Und wozu müssen wir dann Viotia inkorporieren?«
»Was, wenn der Zweite Träumer gar kein Living-Dream-Anhänger ist?«, fragte Ethan sanft.
»Aber –«
»Es gibt noch ein viel schlimmeres Szenario als das«, sagte Phelim. »Was, wenn einer unserer Gegner ihn sich vor uns schnappt und ihn dazu benutzt, unsere Pilgerfahrt zu sabotieren?«
»Sie werden ihn suchen«, stellte Rincenso fest.
»Natürlich werden sie ihn suchen«, erwiderte Ethan. »Aber dadurch, dass wir das Gaiafield kontrollieren, besitzen wir einen gewaltigen Vorteil. Nicht einmal ANAs ruchlose Fraktionen können daran rütteln. Wir müssen als Erste an ihn herankommen.«
»Und wenn er sich weigert, uns zu helfen?«, gab Falven zu bedenken.
»Dann ändern wir seine Meinung«, klärte Phelim sie auf. »In einem sehr buchstäblichen Sinn.«
»Ich denke, das wird nicht notwendig sein«, sagte Rincenso, dem sichtlich unwohl bei dem Gedanken war.
»Ich hoffe, nicht«, beruhigte ihn Ethan. »Aber wir müssen auf alle Eventualitäten vorbereitet sein.«
»Ja. Ich verstehe.«
»Zunächst würde ich gern sowohl an den Zweiten Träumer wie auch an den Skylord einen schlichten Appell richten«, sagte Ethan.
Falven machte sich nicht die Mühe zu verbergen, dass seine Gedanken sich vor Überraschung kräuselten. »Eine öffentliche Erklärung über die Unisphäre?«
»Nein. Eine direkte Intervention in den nächsten Traum.«
»Wie das?«
»Der Zweite Träumer sendet seine Träume in Echtzeit in die Konfluenznester aus«, sagte Phelim. »Direkt am Ende des letzten Traums – gerade, wenn er verblasst – gibt es eine Anomalie, eine winzig kleine. Sie ist extrem schwer zu erkennen, und wir denken, dass sie der Mehrheit unserer Anhänger nicht aufgefallen ist. Aber unsere Traummeister haben sich diese letzten Momente noch einmal etwas genauer angesehen. Sie sind auf eine menschliche Empfindung gestoßen, die in den Bewusstseinsstrom des Skylords eingedrungen ist. Ein schwaches Glücksgefühl, aber eines mit deutlich sexuellen Assoziationen. Aller Wahrscheinlichkeit nach wurden wir Zeuge post-koitaler Befriedigung.«
»Der Zweite Träumer empfängt die Träume des Skylords während des Geschlechtsverkehrs?«, fragte Rincenso ungläubig.
»Im Zustand der Entspannung ist das menschliche Gehirn am aufnahmebereitesten«, erwiderte Ethan. »Der Moment kurz nach dem Sex ruft fraglos ein solches Befinden hervor.«
»War das bei Inigo etwa auch der Fall?« Falven wirkte beinahe empört.
Ethans Mundwinkel zuckten amüsiert. »Nicht dass ich wüsste. Aber Inigo hat auch niemals seine Träume in Echtzeit in Umlauf gesetzt, sodass ich annehme, dass wir es wohl nie herausfinden werden. Aber diese Anomalie ist das stärkste Indiz für unsere Annahme, dass es sich um Echtzeit-Träume handelt. Womit wir in der Lage sein sollten, uns einzuschalten und sowohl mit dem Zweiten Träumer wie auch mit dem Skylord zu kommunizieren. Wenn es uns gelingt, speziell diese letztgenannte Intervention erfolgreich durchzuführen, sind wir vielleicht in der Lage, eine direkte Verbindung ohne den Zweiten Träumer herzustellen. Womit wiederum unsere Probleme gelöst wären. Viotia wäre für uns ebenso irrelevant wie unser schwer fassbarer Träumer. Und wir wären der Leere wieder einen Schritt näher.«
»Das wäre … wundervoll«, sagte Falven.
»Unsere Traummeister überwachen derzeit Viotias Konfluenznester daraufhin, wann der Zweite
Weitere Kostenlose Bücher