Das dunkle Universum 2 - Schwarze Welt
faszinierende Überarbeitung der Quantendimensionstheorie dar. Wer ist darauf gekommen?«
»Ich glaube, es war ANA:Regierung. Spielt das eine Rolle?«
»Nein.« Er schob den Spaghettiteller zur Seite und machte sich über das Lammkarree her.
Neskia starrte ihn immer noch unverwandt an. Sie schien gerade etwas sagen zu wollen, als zwei Personen herüberkamen und an ihrem Tisch stehenblieben. Troblum kaute in aller Ruhe zu Ende, bevor er den Blick hob – wissend, dass dies eines der Dinge war, die sein Benimm-Programm empfahl. Mit der für ihn typischen leichten Geringschätzung schaute Marius auf ihn herab. Doch es war seine Begleiterin, die Troblum zur Reglosigkeit erstarren ließ. Seine Glieder wollten sich nicht mehr bewegen. Glücklicherweise auch nicht sein Mund, was ihn daran hinderte, die Kinnlade herunterzuklappen und erschrocken zu ächzen. Er vermochte auch nicht mehr zu atmen, so als würde eine frostige Kälte seine Lungen zerreißen.
»Ich würde Sie ja vorstellen«, sagte Marius kalt. »Aber von allen Personen auf dieser Station sind Sie wohl die einzige, Troblum, bei der das nicht notwendig ist. Habe ich recht?«
»Aha«, sagte Cat und grinste. »Wie kommt’s?«
Troblums ausgesprochen düstere Faszination hielt seine Muskeln fest in ihrem Griff. Sie war nicht leicht wiederzuerkennen, denn sie trug nicht länger ihre stachelige Frisur, ihr Markenzeichen in all den Geschichten, die über sie kursierten. Das Haar war immer noch kurz und schwarz, doch nun glatt nach hinten gestrichen, mit einigen dünnen, kupferroten Schattierungen gleich über der Stirn. Anstatt der Lederhose und der knappen Weste, in der sie sich sonst zu zeigen pflegte, trug sie ein elegantes, modernes Kostüm. Doch der leicht dunkle Teint und das breite, belustigte Grinsen, das ihr einen beinahe irren … Es gab keinen Zweifel. Sie war so viel kleiner, als er gedacht hatte, es war verwirrend. Sie reichte ihm kaum bis an die Schulter. Und dabei hatte er sie sich immer als eine Art Amazone vorgestellt.
»Troblum hat eine Schwäche für Geschichte«, sagte Marius. »Er kennt alle möglichen ausgefallenen Fakten.«
»Was ist mein Lieblingsessen?«, fragte Cat.
»Zitronenrisotto mit Spargel«, stammelte Troblum. »Die Spezialität des Restaurants, in dem Sie mit fünfzehn gearbeitet haben.«
Cats Grinsen wurde noch eine Spur breiter. »Was zum Teufel ist denn das für einer?«, fragte sie an Marius gewandt.
»Ein Fachidiot mit dem Fetisch Starflyer-Krieg. Er ist nützlich für uns.«
»Was immer Sie antörnt.«
»Sie sind in Suspension«, sagte Troblum geradeheraus; die Worte entschlüpften ihm wider Willen, obwohl er Angst vor ihr hatte. »Das Urteil lautete fünftausend Jahre.«
»Oooch, der ist ja süß«, sagte Cat zu Marius. Sie zwinkerte Troblum anzüglich zu. »Ich werde sie irgendwann zu Ende absitzen. Versprochen.«
»Wenn Sie vielleicht einen Augenblick Zeit hätten«, wandte sich Marius an Neskia. »Wir müssen ein geeignetes Schiff für unseren Gast finden.«
»Selbstverständlich.« Neskia erhob sich.
»Ach ja«, setzte Marius wie beiläufig hinzu. »Benimmt Troblum sich?«
Neskia blickte von Marius zu Troblum. »So weit, so gut. Bis jetzt ist er jedenfalls recht hilfsbereit gewesen.«
»Weiter so«, sagte Marius. Er lächelte nicht.
Troblum senkte den Kopf, unfähig, einen von ihnen anzusehen. Zu viele Menschen. Zu nah. Zu aufdringlich. Und einer von ihnen ist ›The Cat‹! Auf so eine Begegnung war er nicht vorbereitet gewesen. Nicht heute und nicht an irgendeinem anderen Tag. Aber sie war raus. Raus aus der Suspension – irgendwie. Spazierte quietschfidel in der Gegend herum. Sie ist auf dieser Station!
Am Rand seiner Exosicht blitzten blaue Symbole auf. Es war seine Gesundheitsanzeige, die ihm mitteilte, dass seine Biononics dabei waren, seine Brustmuskeln zu reaktivieren und sie in einen steten, ruhigen Rhythmus zu bringen. Er hatte gar nicht bemerkt, dass er angefangen hatte, die Luft einzusaugen, als hätte ihm etwas die Kehle zusammengeschnürt. Seine makrozellularen Drüsen entließen einen schwachen Medikamentencocktail, um die Herzfrequenz zu senken.
Erneut hob Troblum den Kopf und riskierte einen Blick, das Gesicht zu einem fürchterlich schuldbewussten Ausdruck verzerrt. Die drei waren fort, außer Sicht, fort aus dem Saloon. Viel zu viele neugierige Blicke seiner nach wie vor dasitzenden Kollegen ruhten auf ihm. Er wollte es ihnen sagen, wollte hinausbrüllen: Nicht ich bin es, den ihr
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