Das dunkle Universum 2 - Schwarze Welt
dich nicht verrückt. Hör zu, ich hab einen Freund in der Advokatengilde. Ein paar Goldschillinge und er wird uns den ganzen Sampsol schenken.«
»Das ist Betrug«, ereiferte sich Dinlay hitzig.
Macsen tat bestürzt. »In welcher Hinsicht?«
»In jeder Hinsicht!«
»Dinlay, er zieht dich nur auf«, sagte Kanseen, während sie aufstand, um zu gehen.
»Ich mein es vollkommen ernst«, widersprach Macsen. Sein Gesicht war so unschuldig wie das eines Babys.
»Achte nicht auf ihn«, sagte sie und versetzte Dinlay einen leichten Schubs gegen die Schulter. »Komm, lass uns zusehen, dass wir noch was zu essen auftreiben, ehe wir ausgehen.«
Dinlay bedachte Macsen mit einem letzten finsteren Blick, bevor er Kanseen hinterhereilte. Sogleich begann er, sie wegen irgendetwas zum Thema Wohnsitzrecht zu löchern.
»Wenn das nicht wahre Liebe ist«, flötete Macsen gutgelaunt, als die beiden außer Sicht verschwanden.
»Du bist gemein«, sagte Edeard. »Echt gemein.«
»Nur dank jahrelanger Übung und Hingabe.«
»Dir ist doch klar, dass er unser Truppführer werden wird, oder?«
»Ja, sicher. Er wird am selben Tag dazu ernannt, an dem die Eiformergilde verkündet, sie hätte ein fliegendes Ge-Schwein geformt.«
»Nein, im Ernst. Seine Noten werden weit besser sein als unsere, außerdem ist sein Vater – ach was, die halbe Familie – bereits Konstabler. Ranghohe noch dazu.«
»Chae ist nicht blöd. Er weiß, dass das mit Dinlay nie funktionieren würde.«
Edeard hätte Macsen nur zu gern geglaubt.
»Ähm, Edeard, bist du wirklich nicht an Clemensa interessiert?«, ließ sich nun Boyd vernehmen.
»Ha, das wird ja immer besser«, frotzelte Macsen und rieb sich die Hände. »Was fragst du? Bildest du dir etwa ein, du hättest Chancen?«
»Um ehrlich zu sein, ja«, erwiderte Boyd mit mehr Courage, als Edeard ihm zugetraut hätte.
»Schön für dich. Sie ist ein allerliebstes Mädel. Und so geil wie ein Drache im Blutrausch, wie ich rein zufällig weiß.«
Boyd runzelte die Stirn. »Und woher willst du das, bitte schön, wissen?«
»Evala hat’s mir erzählt«, entgegnete Macsen leichthin. »Ihr letzter Freund wurde abserviert, weil er nicht genug Durchhaltevermögen hatte.«
Mit auffallend verzücktem Blick trat Boyd auf Macsen zu.
»Ich komme mit heute Abend. Aber du musst Evala überreden, dass sie ein gutes Wort für mich einlegt.«
»Überlass das nur mir, mein Bester. Und betrachte dich schon als so gut wie um den Verstand gepimpert.«
Edeard verdrehte die Augen und versprach der Herrin, fortan und für immer artig zu sein, wenn sie nur Macsen davon abhielt … na ja, Macsen zu sein. »Los, gehen wir essen, bevor uns die Konstabler wieder alles wegfuttern.«
»Ja, ja«, meinte Boyd. »Unsere hilfreichen und liebenswerten Kollegen. Ich hasse es, wie sie uns behandeln.«
»Nur noch zwei Monate, dann haben wir’s hinter uns«, sagte Macsen.
»Glaubst du wirklich, sie werden uns gegenüber auch nur einen Hauch von Respekt zollen, wenn unsere Ausbildung abgeschlossen ist?«
»Natürlich nicht«, meinte Macsen. »Aber wenigstens können wir dann Scheiße auf die neuen Anwärter schaufeln. Ich weiß, dass ich mich dann besser fühlen werde.«
»Das werden wir nicht tun«, sagte Edeard ruhig. »Wir werden mit ihnen reden, ihnen bei ihren Problemen helfen und ihnen das Gefühl geben, geachtet zu sein.«
»Wieso?«
»Weil es das ist, was ich mir für uns gewünscht hätte. So fühlen sich vielleicht mehr Menschen ermuntert, sich uns anzuschließen. Hast du dir mal die Zahlen angesehen? Ich meine nicht nur die von dieser Wache, sondern stadtweit. Es gibt nicht genug Konstabler in der Stadt. Die Leute fangen an, sich in Straßengemeinschaften zu organisieren, um es mit den Banden aufzunehmen. Das wird die Rechtsstaatlichkeit auf Dauer unterminieren.«
»Gütige Herrin, du meinst das wirklich so, stimmt’s?«
»Allerdings«, erwiderte Edeard energisch und ließ sie seine mentale Anspannung spüren, damit sie erkannten, dass es ihm Ernst war. »Ich weiß, was passiert, wenn eine Staatsregierung nichts mehr wert ist. Ich hab gesehen, zu was die Barbaren imstande sind, wenn eine Gesellschaft sich für jeden Lumpenhund verwundbar macht, der weiß, wo ihre Schwachstellen sind. Und das wird hier nicht geschehen. Wir dürfen nicht zulassen, dass Makkathran sich von innen heraus zerstört.«
»An deiner Stelle würde ich mir keine Sorgen darüber machen, dass Dinlay Truppenführer wird«, sagte Macsen
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