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Das dunkle Universum 2 - Schwarze Welt

Das dunkle Universum 2 - Schwarze Welt

Titel: Das dunkle Universum 2 - Schwarze Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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der Herrin abgelegt hätte.«
    »Daran ist doch nichts Verkehrtes.«
    »Du kommst wirklich aus der hintersten Provinz, stimmt’s?«
    »Und? Ist das was Schlimmes?«, erwiderte er steif.
    »Nein. Ich schätze, dort werden die Werte, die diese Stadt einmal hatte, noch am Leben erhalten, dort draußen, jenseits des Donsori-Gebirges. Ich war nur geschockt, jemanden mit Überzeugungen zu treffen, das ist alles. Du bist in Makkathran eine absolute Ausnahmeerscheinung, Edeard. Vor allem unter den Konstablern. Darum flößt du den Menschen auch Unbehagen ein.«
    »Tu ich das?«, fragte er, aufrichtig erstaunt.
    »Ja, klar.«
    »Aber … Du musst doch auch an so was wie Werte glauben. Warum sonst hast du dich uns angeschlossen?«
    »Aus dem gleichen Grund, wie die Hälfte von uns. In ein paar Jahren verlege ich mich auf die Leibwächtertätigkeit für eine der Distriktmeister-Familien. Ausgebildete Konstabler mit Erfahrung werden bei denen händeringend gesucht. Besonders jemand wie ich; weibliche Konstabler sind ziemlich selten. Und die vornehmen Damen benötigen ebenso Schutz wie ihre Ehemänner und Söhne. Ich kann so ziemlich jeden Preis verlangen, den ich will.«
    »Oh.« Der Gedanke überraschte Edeard. Bisher hatte er die Konstabler-Laufbahn noch nie als Sprungbrett für irgendetwas anderes, geschweige denn etwas besseres, gesehen. »Wem flöße ich Unbehagen ein?«
    »Naja, zunächst einmal Dinlay. Er glaubt genauso an Wahrheit und Schönheit wie du, nur dass er wesentlich mehr Lärm darum macht. Aber du bist stärker und klüger. Chae wird zweifellos dich zum Truppführer ernennen.«
    »Das kannst du nicht wissen.«
    Sie lächelte. Auf einmal wurde ihm bewusst, wie attraktiv sie eigentlich war; etwas, das er wegen der Uniform oft übersah. Aber dieses Lächeln stand dem dieser albernen Familienpüppchen, die auf dem Marktplatz umherscharwenzelten, um nichts nach.
    »Wollen wir um Geld wetten?«, forderte sie ihn heraus.
    »Auf keinen Fall«, entgegnete er mit gespielter Entrüstung. »Das wäre illegal.«
    Beide lachten.
    »Braucht ihr zwei vielleicht ein Zimmer?«, rief Macsen über seine Schulter hinweg. »Ich kenne da einen, der vermietet ziemlich günstig …«
    Kanseen bedachte ihn mit einer unfeinen Geste.
    Macsen schnitt eine Grimasse. »Sieh mal an, dann stimmt’s also, was man so sagt: Man kann das Mädchen zwar aus Sampalok rausholen, aber niemals Sampalok aus dem Mädchen.«
    »Arschloch«, knurrte Kanseen.
    »Wir befinden uns auf Streife!«, blaffte Chae. »Und was bedeutet das?«
    »Allzeit Professionalität«, grummelte der Trupp unisono.
    »Dann denkt freundlicherweise daran und benehmt euch entsprechend.«
    Macsen, Kanseen und Edeard grinsten sich an, während sie zum dritten Markt weitergingen, der dem Kunsthandwerk gewidmet war. Hier wurden kleinere Einrichtungsgegenstände und allerlei Hauszierrat feilgeboten, ebenso billiger Schmuck und alchemistische Tränke. Es gab sogar einen Bereich, wo seltene Haustiere angeboten wurden. Die Überdachungen bestanden allesamt aus einheitlichen orange-weiß gestreiften Planen, die zu sechsseitigen Kegeln arrangiert waren, welche von großen, mit Aar-Weinreben umrankten Pfosten gestützt wurden. Es war warm unter den Schirmen, aber die volle Kraft der Sonne hielten sie ab.
    Edeard streckte seine Fernsicht über den Great Major Canal aus, der auf ganzer Länge die Stadt durchschnitt, vom Hafen-Distrikt im Osten bis hin zu den Circle-Kanälen ganz im Westen, wo der Orchard-Palast stand. Im Nordwesten der Stadt lag der Ysidro-Distrikt, eingekeilt zwischen der Rückseite des Golden Park und dem Low Moat. Dort befand sich das Novisterium der Herrin.
    »Hast du gerade Zeit?«, erkundigte sich Edeards Geist.
    »Hallo«, erwiderte Salrana, offensichtlich allerbester Laune. »Ja, und mir geht’s gut. Wir sind gerade im Garten, Sommerkräuter pflanzen. Es ist einfach herrlich hier draußen.« Zusammen mit ihrem Glücksgefühl erreichte ihn ein zartes Bild. Er sah einen von Mauern umschlossenen Garten mit sich konisch verjüngenden Eiben, die die Kieswege umsäumten. Rebstöcke und Kletterrosen tauchten die Mauern in leuchtende Farben. In der Mitte des Areals befand sich – ungewöhnlich für Makkathran – ein großzügiger Rasen; er war so sorgfältig getrimmt, dass Edeard sich unwillkürlich fragte, was für grasende Genistars sie wohl eingesetzt haben mochten. An einem Ende des Gartens stand eine schneeweiße Statue der Herrin, beinahe so hoch wie die Mauern.

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