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Das dunkle Universum 2 - Schwarze Welt

Das dunkle Universum 2 - Schwarze Welt

Titel: Das dunkle Universum 2 - Schwarze Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Siegesgewissheit erfuhr jedoch einen jähen Dämpfer, als die vier Gauner die Holztreppe zum Steg hinabeilten und in eine wartende Gondel stiegen. Sie wirkte heruntergekommen und mehr schlecht als recht instand gehalten, verglichen mit den Booten, die normalerweise die Wasserstraßen der Stadt dahinglitten. Der Farbanstrich war stumpf und zerkratzt und das Sonnendach von schmutzigem Grau. Zwei Gondolieri standen am Heck, beide einen langen Staken haltend. »O Honious!«
    »Was ist denn jetzt schon wieder?«, fragte Kanseen. Ihr Gesicht war rot angelaufen und sie atmete schwer, trotzdem hielt sie tapfer durch.
    »Boot«, gab Edeard keuchend zurück. »Los, Tempo, wir können sie immer noch schnappen.« In diesem Moment verließ direkt vor ihm eine vornehm wirkende alte Dame in wallendem, schwarz-weißem Kleid zusammen mit ihrem Gefolge aus jüngeren Zofen eines der erstklassigen Restaurants in der Albaric Street. Seine Longtalk-Aufforderung, aus dem Weg zu gehen, schien von keiner der Frauen registriert worden zu sein. Laut fluchend wich er der alten Dame aus. Eine dritte Hand schlug nach ihm wie nach einem lästigen Insekt. Wütende Blicke trafen die ehrwürdige Matrone.
    Der Ge-Adler schraubte sich wieder in den Himmel hinauf und beobachtete, wie sich die schäbige Gondel vom Anlegesteg löste und in die Parade von Booten, die auf dem großen Kanal dahinglitten, einreihte. Auch wenn die Gondolieri nicht zu den sangesfrohesten ihrer Art gehörten, so kannten sie doch ihr Wassergefährt. Mit ihren langen Riemen und in perfekter Eintracht zu Werke gehend, kamen sie schon bald schneller voran als alles andere, was sich auf dem Wasser bewegte. Die vier Diebe ließen sich auf die Sitzbänke fallen und brachen in höhnisches Gelächter aus.
    Edeard, Macsen und Kanseen kamen in vollem Lauf auf das Kanalufer zugerannt und standen gefährlich kurz davor, allesamt ins Wasser hinabzustürzen, bevor sie am oberen Ende der hölzernen Liegeplatztreppe jäh stoppten.
    »Mistkerle!«, schrie Macsen den entkommenen Schurken hinterher.
    Einer der Gondolieri hob seinen grün-blauen Strohhut zum spöttischen Gruß. Sie befanden sich bereits gute zwanzig Meter flussabwärts. Mit trauriger Gewissheit war Edeard sich darüber im Klaren, dass sie den ganzen Weg bis hinunter nach Sampalok schippern würden, womit der verwundete Standbesitzer ruiniert wäre. »Helft uns«, rief er dem Gondoliere zu, der mit seinem Boot unten am Steg zurückgeblieben war. »Fahrt uns hinter ihnen her.« Diese Gondel war ein Luxusboot, ihr schwarzer Anstrich funkelte in der Nachmittagssonne, und das Sonnendach war mit einem scharlachroten Federbusch geschmückt. Irgendwie ahnte Edeard, dass es der alten Frau von eben gehörte.
    »Keine Chance, Kumpel«, rief der Gondoliere zurück. »Das ist die Privatgondel von Mistress Florell.«
    Für einen kurzen Moment überlegte Edeard, ob er den Mann einfach in den Kanal stoßen und das Boot requirieren sollte, um die Verfolgung fortzusetzen. Leider hatte er allerdings nicht die geringste Ahnung, wie er mit einem Bootsstaken umgehen sollte.
    »Kann uns irgendjemand helfen?«, rief er sowohl mit Stimme wie mit Longtalk. Zwar zog er damit ein paar interessierte Blicke von den Gondolieri draußen auf dem Kanal auf sich, doch nicht einmal die fragten nach, was er denn überhaupt wollte.
    Auf dem Wasser wurde Gejohle laut. Dreißig Meter entfernt lehnten sich die Banditen über den Bootsrand, winkten und machten unflätige Gesten. Mit einer Wut, die ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ, starrte Edeard zu den Gaunern hinüber. Grimmig lächelte er zurück. Etwas von seinem Zorn musste nach außen gedrungen sein. Macsen und Kanseen schraken zurück. Das Gejohle brach ab.
    Edeard streckte seine dritte Hand aus und entriss einem der Männer die Kiste. Vergeblich schnellten dessen Hände in die Höhe und griffen ins Leere, als Edeard den Kasten drei Meter über die Gondel erhob. Sofort setzten die Diebe ihre eigenen dritten Hände ein und versuchten, das Ding wieder ins Boot zu zerren. »Ist das alles, was ihr könnt?«, spottete Edeard. Sie schafften es nicht einmal, seinen Griff überhaupt nur zu lockern.
    Schweigend sahen die Leute auf den Gondeln in der Nähe dabei zu, wie die Kiste langsam durch die Luft schwebte. Edeards Lächeln geriet eine Spur zu gehässig, als der Kasten schließlich sanft zu seinen Füßen landete. Er verschränkte die Arme und weidete sich an seinem Triumph. »Lasst euch bloß nicht mehr blicken

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