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Das dunkle Universum 2 - Schwarze Welt

Das dunkle Universum 2 - Schwarze Welt

Titel: Das dunkle Universum 2 - Schwarze Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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angestellt?«
    »Es soll eine Überraschung für dich sein. Und ich weiß doch, wie sehr du Überraschungen hasst.«
    »Nicht prinzipiell«, versicherte ihm Oscar. »Kommt drauf an, ob es eine schöne oder nicht so schöne Überraschung ist. Was für eine ist’s denn diesmal?«
    »O nein. Ich sag nur, dass sie eine Überraschung für dich haben. Ich will nicht, dass du dich zu sehr aufregst, das ist alles.«
    Oscar stellte mit einem makrozellularen Cluster eine Verbindung zum Hausnetz her. Doch was auch immer dort auf ihn wartete, es war fachmännisch abgeschirmt worden. Was wohl Anjas Werk gewesen sein dürfte. Sie war Entwicklerin von kommerziellen neuralen Routinen und war eine der Besten auf dem Planeten.
    »Du hast die merkwürdigste Logik, die mir je untergekommen ist«, sagte Oscar.
    Jesaral grinste breit. »Los jetzt, komm! Ich kann’s kaum erwarten.« Er zog Oscar am Arm. Die Begeisterung, die er verströmte, strahlte wie ein Sonnenaufgang.
    Sie eilten zum Sockel des Pfeilers und stiegen die breite Wendeltreppe hinauf. Sie mündete in einer kleinen Diele, die mit farbenfrohen Sträuchern verschiedener Welten bepflanzt war, deren Blüten sich emporreckten, als wollten sie nach dem freien Himmel über ihnen greifen.
    Zehn Türen gingen von hier ab. Jesaral übernahm die Führung und steuerte auf die Hauptlounge zu. Im Gegensatz zum Außenbereich war die Lounge mit Caranholz verkleidet, einem lokalen Gehölz in sattem Goldbraun. Die Maserungen auf den Bohlen gingen so kunstvoll ineinander über, dass der Eindruck entstand, man befände sich im Innern eines gigantischen ausgehöhlten Baumstamms. Das Mobiliar war in Scharlachrot und Gold gehalten, was nicht unwesentlich zum luxuriösen Ambiente beitrug.
    In der Mitte des großen Raums wartete Dushiku auf sie, ein Glas Malt-Whisky – drei Eiswürfel – für den Heimkehrer in der Hand. Auf seinem breiten Gesicht lag ein spitzbübisches Lächeln. »Willkommen zu Haus.«
    »Danke.« Erschöpft nahm Oscar den Drink entgegen.
    »Wie ich sehe, ist Jesaral so beherrscht wie eh und je.«
    »Ich hab ihm nichts verraten«, protestierte Jesaral.
    »So?«, fragte Oscar nach.
    Dushiku hob eine Augenbraue und deutete, sich halb zur Seite wendend, auf den Balkon am anderen Ende der Lounge, der durch eine Glaswand vom Wohnbereich getrennt war. Dort draußen stand Anja, auf das Geländer gestützt, während sie mit irgendjemandem über die Gartenanlage sprach. Ihre von Lachen erfüllte Stimme war durch die offene Tür nur schwach zu hören. Oscar kannte diesen Ton nur zu gut, sie spielte die perfekte Gastgeberin, markierte ihr Revier. Anja war bewundernswert schön, eine Schönheit, die zu erhalten ein gutes Drittel ihres Gehalts kostete. Zwei Klinikbesuche pro Jahr waren dabei das absolute Minimum, denn Schönheit war vergänglich, und Modetrends auch auf Orakum eine unbeständige Sache. Erst vor drei Wochen war sie von ihrer letzten Behandlung zurückgekehrt, hatte ihnen stolz ihre reduziertere Körpergröße und die dunkle, satinartige Haut präsentiert. Anjas Gesicht wies ausnahmslos sanft geschwungene Züge auf, halb versteckt hinter einer Mähne aus vollem, kastanienfarbenem Haar, das sich bis über ihre Schultern ergoss. Riesige, rehbraune Augen vermittelten eine mädchenhafte Naivität, die durch ein beständiges unschuldiges Sprudeln ins Gaiafield vervollkommnet wurde. Ihre Kleidung war irreführend schlicht, doch das rote T-Shirt und der dunkelblaue schwingende Rock unterstrichen die teuer erkaufte Weiblichkeit ihres schlanken Körpers.
    Ausnahmsweise machte Anja jedoch keinen großen Eindruck auf die Person, mit der sie sprach. Oscar sah hinüber zu der anderen Frau, die ans Geländer gelehnt dastand. Gut einen halben Kopf kleiner als Anja, trug sie ein modisches weißes Kleid mit leichtem Oberflächenschimmer und eine rostrote, kurzärmelige Jacke. Geschmackvoll, doch weit entfernt von Anjas etwas aufdringlicher Femininität. Auch ließ sie es an der typischen Aufmerksamkeit fehlen, die Anja ihren Mitmenschen für gewöhnlich abrang. Oscar wusste ein Lied davon zu singen. Nach zehn Jahren waren Anjas Körpersprache und die Modulation ihrer Stimme für ihn wie ein offenes Buch. Und je weniger Eindruck sie machte, umso verärgerter wurde sie deswegen. Oscar ließ es zu, dass ein wenig von seiner Belustigung ins Gaiafield sickerte.
    Anja musste es gespürt haben. Ihre vollen Lippen verzogen sich vorwurfsvoll, als er zum Balkon hinüberschlenderte. »Oscar, Darling,

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