Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit
paramilitärischen Truppen herum landeten; andauernd ging irgendwo irgendetwas zu Bruch. Das Brummen von Kapseln ebbte ab und schwoll an.
Sie schnallte sich ihren Werkzeuggürtel um, zwängte sich in eine dicke Vliesjacke, um ihn zu verdecken, und setzte sich Richtung Treppenhaus in Bewegung.
Die Absperrung umfasste ein das breite Garagentor verstärkendes Sicherheitsschild, das summte, als ob Starkstrom hindurchfließen würde. Im trüben Schein der Beleuchtung, der die schräge Auffahrt erfüllte, konnte Araminta gerade ein mattes Funkeln erkennen, das auf der Toroberfläche schimmerte. Dort kam sie auf keinen Fall durch, dafür wäre schon ein gehöriges Maß an angereicherten Sprengstoffen nötig. Sie machte kehrt und ging zur anderen Garagenseite hinüber, wo sich der Bereich mit den Versorgungsvorrichtungen befand.
Es war dunkel in dem ersten Raum. Sie hatte nach wie vor Angst, irgendeine Form von messbarer Energie einzusetzen. Daher holte sie eine Taschenlampe aus ihrem Gürtel und schritt zwischen zwei Reihen großer Tanks hindurch. Am anderen Ende befand sich eine kleinere Tür, die in den ungenutzten Betriebsraum führte. Sie selbst war erst ein paarmal hier gewesen, um sich zu vergewissern, dass das Interface kompatibel zu ihren neuen Einheiten war.
Klobige, einigermaßen primitiv wirkende Maschinen füllten den größten Teil der Kammer; große Metallsphären mit unzähligen Rohrleitungen, die sie miteinander verbanden. Araminta schlängelte sich zwischen ein paar Wasserreinigungsbehältern hindurch. Die Seitenwand dahinter war eine blanke Fläche aus verstärktem, enzymgebundenem Beton. Direkt über ihrem Kopf befand sich eine rechteckige Öffnung, aus der sechs Versorgungsrohre abzweigten, die sich mit der Hauptwasserleitung verbanden. Die Lücke zwischen der Oberseite der Zuläufe und der Betonkante betrug etwa einen halben Meter. Sie kletterte auf den Reinigungsbehälter, dabei jedes Mal zusammenzuckend, wenn sie versehentlich an eine heiße Rohrleitung griff. Schließlich befand sie sich auf einer Höhe mit der Öffnung. Das andere Ende war von einem Metallgitter versperrt. Gras und Erde drückten von der gegenüberliegenden Seite dagegen.
Entschlossen biss sie die Zähne zusammen, zog ihre dicke Vliesjacke aus und schraubte sich mit Kopf und Schultern in das Loch. Sie musste sich immer noch gehörig strecken, um den Elektrosteckschlüssel an den Verschlussbolzen des Gitters anzusetzen. Sie waren lange nicht mehr benutzt worden, ließen sich nur mit Mühe bewegen, und sie befürchtete schon, dass sie mit dem Werkzeug zu viel Lärm machen würde. Doch nach einigen Minuten des Fluchens, in denen sie sich immer wieder den Schweiß aus den Augen blinzeln musste, lockerte sich endlich das Gitter. Dann bedurfte es weiterer fünf Minuten des Schiebens und Stoßens, bis das Gras und die Erde nachgaben. Sie musste ihren Werkzeuggürtel ablegen, bevor sie sich Zentimeter um Zentimeter durch den beängstigend engen Spalt vorankrallen konnte.
Wenig später kroch Araminta auf dem schmalen Grasstreifen zwischen dem Apartmentblock und dem Holzzaun ins Freie. Die Bluse in Fetzen, die Haut blutend und zerkratzt, die Hosenknie voller Lehm, das Haar heillos zerzaust, mit hochrotem Gesicht sowie keuchend und schwitzend. Verdrießlich starrte sie auf das kleine Loch. Ich kann doch unmöglich so viel zugelegt haben!
Der Lärm der Menge war hier um einiges lauter. Von Lautsprechern verstärkte Stimmen warnten die Menschen unablässig, zurückzubleiben. Eine Kapsel glitt durch das Himmelsband über ihr. Rasch zog sie ihren Werkzeuggürtel aus dem Mauerloch und begann mit einem Schraubenzieher die Zaunbretter zu lösen. Nachdem sie drei davon gelockert hatte, schlüpfte sie durch die Öffnung auf das beinahe identische Grundstück auf der anderen Seite.
Das Nachbargebäude war eine Kombination aus Privat- und Büroeinheiten. Die Hälfte von ihnen stand leer und war für geringes Geld zu mieten. Sie schlich sich an der Seite des Komplexes entlang zu dem Stellplatz für die Abfallcontainer, der auf der Rückseite lag. Das hintere Tor öffnete sich auf eine schmale Gasse hinaus, deren Betonpflaster schon bessere Tage gesehen hatte. Irgendjemand hatte auf der kleinen Mauer um den Stellplatz eine alte Jacke liegen lassen. Sie streifte sich das Ding über ihre zerrissene Bluse und warf sich den Werkzeuggürtel über die Schulter. Dann holte sie tief Luft und trat ohne besondere Eile hinaus auf die Gasse.
Zwei
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