Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit
ellezelinische Paramilitärs in Kampfanzügen standen vor dem Hintertor des Apartmentblocks Wache. Araminta ignorierte sie und bummelte die Gasse hinunter davon. Jede Sekunde rechnete sie damit, zum Stehenbleiben aufgefordert zu werden, doch nichts dergleichen geschah. Nach zwanzig Metern bog sie scharf nach links in eine andere Gasse ein, die sie aus der Sicht der Männer brachte. Dann ging sie einfach weiter.
Seit einer Ewigkeit schon schritt er durch den weißen Dschungel.
Bäume aus durchsichtigem Kristall ragten über ihm auf, brachen, ihre langen weißen Blätter ausbreitend, das reine Licht einer sanft schimmernden Sonne. Das Unterholz war dicht, Kriechpflanzen und Sträucher vereinten sich zu einem festen, undurchdringlichen Wirrwarr aus silberglänzenden Tönen. Weiße Wolken jagten am Himmel dahin. Ein süßlicher Nebel wob lange Wirbelbänder um die hellen Baumstämme herum und reduzierte deren Sichtbarkeit noch. Weiße Vögel flogen umher, ausgestattet mit schnell flatternden Dreiecken aus Federn. Weiße Nager huschten vor seinen Füßen davon. Seine Stiefel waren bespritzt vom weißen Schlamm des dampfenden Lehms.
»Ich weiß, dass es schwer ist«, sagte eine Stimme hinter den Bäumen. »Aber du musst dich entscheiden.«
Er sehnte sich nach Farben. Ja, nach Dunkelheit sogar. Doch alles, was der Dschungel bot, waren blässliche Schatten. Formen begannen ineinanderzulaufen, verloren ihren Zusammenhalt. Das gleißende Universum verschlang ihn. Als er seine Hände hob, waren sie kaum noch zu sehen. Weiß auf Weiß. Allein sie zu betrachten war verwirrend.
»Du kannst dich selbst verlieren. Verlieren, was ist. Verlieren, was du getan hast. Dein Leben hat niemals existiert. Manchmal wünschte ich, ich könnte mir selbst so ein Angebot machen.«
Dann näherte sich der Feind. Er sah sie überall um sich herum, ein winziges Aufflimmern von Bewegungen, das durch das Unterholz schoss. Sie warteten auf ihn. Er wusste es. Es war ein Hinterhalt.
Herausfordernd brüllte er sie an. Seine Biononics entfesselten einen mörderischen Energiestoß. Ganze Büschel des Gestrüpps vergingen in einem kinetischen Mahlstrom. Er wurde hin und her geworfen von den scharfen Blättern und Gesteinsbrocken, die auf ihn einprügelten. Die Sicht verminderte sich, doch immer noch war alles weiß: vor ihm, neben ihm, über ihm und unten. Weiß. Weiß. Weiß.
Und durch das Weiß hindurch kroch der Feind auf ihn zu – heimtückisch, zielstrebig, tödlich. Er ballerte drauflos, in ihre ungefähre Richtung. Sah sie brennen. Von mächtigen weißen Flammen verzehrt, die Ströme weißen Rauchs in den weißen Himmel hinaufschickten.
Schuss auf Schuss wurde in die erstickende monotone Weiße gefeuert. Sie begann, sich über ihm zusammenzuziehen. Ganz gleich, wie gewaltig seine Energieentladungen auch waren, er vermochte sie nicht zu durchdringen.
»Hilf mir«, schrie er der Stimme zu. »Hol mich hier raus. Ich entscheide mich. Ich entscheide mich! Ich erinnere mich, was ich wählte. Ich wollte nicht, dass das passiert.«
Unfähig zu sagen, wo oben und wo unten war, taumelte er durch die Weiße. Laut gellten die eigenen Schreie in seinem Ohr, als die Weiße verrutschte und gegen sein Anzugvisier schlug. Dann prallte er gegen etwas, das seine verstandlose Flucht mit so abrupter Heftigkeit stoppte, dass die Luft aus seinen Lungen gepresst wurde.
Endlich war da eine andere Farbe, rote Funken des Schmerzes, die vor seinen Augen tanzten, während er verzweifelt nach Atem rang. Er schloss die Augen, presste die Lider fest aufeinander und machte sie dann blinzelnd wieder auf.
Grauschwarze Gesteinsbrocken lagen zischend auf dem Eis, sanken langsam ein in die Pfützen, die sie selbst schufen.
»Scheiße«, ächzte Aaron finster. Er kam auf alle viere und rappelte sich dann langsam wieder auf.
Der Whiteout hatte ihn erwischt und den Dämonen, die in seinem Unterbewusstsein umhergeisterten, einen hinterhältigen Durchlass geboten.
Was, zur Hölle, ist das in mir? Was versuche ich zu verdrängen?
Er schüttelte den Kopf, führte einen kompletten Status-Check seiner biononischen Systeme durch und überprüfte außerdem seine Makrozellularcluster-Routinen. Kühle Luft wehte in seinen Helm und erlaubte es ihm, ein paar ernüchternde Atemzüge zu tun.
Als er sich umblickte, sah er, dass das Feld aus Eisblöcken schon hinter ihm lag. Der Wind hatte nachgelassen, und nur mehr einige vereinzelte Schneeböen wirbelten tänzelnd in der Luft. Rauch
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