Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit
selbst die Zielscheibe gewesen.«
»Aber ein m-Sink? Das ist der absolute Overkill. Wir wissen, dass diese Schiffe über Ultra-Antrieb verfügten, sie werden mit Waffen bestückt sein, die genügend Schlagkraft besitzen, um eine unverteidigte zivile Basis zu zerstören.«
»Ich kenne den Grund nicht, ich berichte lediglich die Folgen. Natürlich gibt’s auch keinerlei Anzeichen für ein Ultra-Antriebsschiff.«
»Natürlich nicht.«
»Allerdings –«
»Ja?«
»Die Lindau hat außerdem ein extrem starkes Notsignal von der Planetenoberfläche empfangen. Eine standardmäßige Biononics-Abstrahlung. Unter den Mitarbeitern des Wiederherstellungsteams ist aber kein Higher gelistet.«
»Dann ist es entweder Aaron oder Inigo höchstselbst.«
»Ja. Was mich vor eine ziemlich unangenehme Entscheidung stellt. Falls sich tatsächlich ein m-Sink zum Kern des Planeten durchfrisst, dürften Hankos Tage gezählt sein. Die Lindau rechnet mit nur noch wenigen Stunden, bis es zu größeren Erdverschiebungen kommt und der Planet in der Folge implodiert. Und wenn das passiert, wird nichts mehr von ihm übrig bleiben. Sollen sie also bei Jajaani landen und nachsehen, ob’s dort irgendwelche Überlebenden gibt?«
»Nein«, entgegnete Paula rasch. »Sie müssen denjenigen bergen, der mit seinen Biononics diesen Notruf abstrahlt.«
»Nur diese eine Person.«
»Wenn der m-Sink tatsächlich bei Jajaani eingeschlagen ist, wird’s dort nichts mehr zu bergen geben, nicht einmal Leichen, und ganz sicher keine gesicherten Gedächtnisspeicher. Jeder, der bei Wiederherstellungsprojekten mitarbeitet, weiß um das Risiko. Daher haben alle ihre Erinnerungen und DNA-Proben auf ihren Heimatwelten gesichert. Sie werden relifed werden. Falls auch nur die geringste Chance besteht, dass dieser Überlebende Inigo ist, oder jemand, der uns sagen kann, wo er ist, müssen Sie diese Person retten.«
»Ja, das war auch meine Überlegung, aber es ist immer gut, Ihre Bestätigung zu erhalten. Ich werde mit dem Captain sprechen und Sie auf dem Laufenden halten.«
»Kazimir.«
»Ja?«
»Sagen Sie Ihnen, sie sollen äußerste Vorsicht walten lassen. Wenn es Aaron ist, kann man nie wissen, was er tut.«
»Ich weiß. Ich sag ihnen, sie sollen vorsichtig sein.«
Paula holte tief Luft und blickte durch die transparente Hüllensektion des Sky Piers auf die Erde hinab. Direkt unterhalb der Station lag Bordeaux, sich satt und schön im heiteren Sonnenlicht aalend. Sie war ein paarmal dort gewesen, zu einer Zeit, als die Region noch ihre berühmten Weine produziert hatte und die übrig gebliebenen Bewohner sich hartnäckig jedem Fortschrittverweigerten, den das Commonwealth bot.
Irgendetwas an dieser Gegend und ihrer Kultur hatte ihr das Gefühl gegeben, zu Hause und willkommen zu sein, hatte ihre tiefe, menschliche Sehnsucht nach einem einfachen Leben gestillt- ein Grundwesenszug, der von ihren Schöpfern nie aus ihrer Psyche heraussequentialisiert worden war. Sie fragte sich, wie die lang schon verstorbenen Menschen, die dort gelebt hatten, wohl mit der heutigen Zeit und all den damit verbundenen bizarren Problemen zurechtkommen würden. Sie vermutete, die wären über die ganze Entwicklung wenig begeistert.
Jetzt, da sie wieder auf das Gebiet herabblickte, wünschte sich ein kleiner Teil von ihr, sie könnte einfach dorthinunter teleportieren und sich in einem der verbliebenen Häuser niederlassen. Die Kommunikation abschalten, ihre Biononics deaktivieren; weit fort von Kazimir und Aaron und Marius und Cat und dem ganzen Rest. Angeblich gab es einige primitive Verbände auf der Erde, die so lebten wie ihre Vorfahren vor zweitausend Jahren. ANA stritt dergleichen immer ab, doch die Gerüchte hielten sich beharrlich.
Nicht dieses Mal , entschied sie. So begab sie sich stattdessen in den Terminus mit dem bläulichen Cherenkov-Licht des Wurmlochs, das wieder zurück nach Orleans führte. Von dort bot ein weiteres Wurmloch eine Direktverbindung nach Arevalo. Wenn sie wieder auf dem Raumhafen in Daroca ankam, wäre die Alexis Denken frisch gewartet und mit einer neuen medizinischen Kammer bestückt. Das Raumschiff wäre bereit, mit ihr weiterzufliegen.
Wieder einmal.
Es war über ein Jahr her, dass Araminta das Haus aufgesucht hatte. Zu jener Zeit hatte sie das kompakte Drycoral-Gebäude bloß als Sanierungsprojekt betrachtet, hatte bei allem nur an die Kosten und Einnahmen gedacht und die Familie, die sie willkommen geheißen und sie mit einem
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