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Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit

Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit

Titel: Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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zusammengerollt auf dem Bett, ihr Geist ein schwaches Glimmen des reinsten Häufleins Elend. Klein Mirnatha war ebenfalls dort. Sie sprach kein einziges Wort, litt einfach nur aus Solidarität mit ihrer innig geliebten älteren Schwester. Draußen in den Fluren lungerten Bedienstete herum, missmutig und nervös. Julan saß in einem der Tageszimmer und versuchte die Fassade eines gefassten Mannes aufrechtzuerhalten, konnte es jedoch nicht verhindern, dass der Kummer, den er innerlich empfand, durchsickerte, die Sorge um seine Tochter.
    »Herrin«, ächzte Edeard bestürzt. »Ich bin so ein Idiot.«
    »Du wusstest es nicht«, wiederholte Kanseen.
    Er schüttelte den Kopf, verbannte den kleinen Saal aus seinem Bewusstsein. »Kristabel?«, fragte er vorsichtig über Longtalk.
    Sie versteifte sich auf dem Bett und rollte sich dann noch enger zusammen. Das stärkste Schild, dessen ihr Geist fähig war, schloss sich um ihre Gedanken.
    »Kristabel, bitte, es tut mir leid.«
    Es hatte keinen Zweck, nichts drang zu ihr durch.
    »Scheiße!« Er hieb mit der Faust auf die Tischplatte, legte, ohne es zu wollen, seine telekinetische Kraft in den Schlag. Das alte Holz zersplitterte mit einem mächtigen Krachen. Beide Hälften des Pults knallten zu Boden. Eine Flut von Schriftstücken schlitterte über die Dielen. Er stand auf. »Ich geh zu ihr.«
    »Ich bin nicht sicher, ob das eine so gute –«
    »Das alles ist mein Fehler!« Jetzt schrie er beinahe. »Ich werde das wieder in Ordnung bringen. Ich muss.«
    »Edeard.«
    Die Sanftheit, die mit einem Mal in ihrer Stimme lag, überraschte ihn. Sie legte ihre Arme um ihn und küsste ihn auf die Stirn. »Möge die Herrin mit dir sein, Waterwalker. Du verdienst sie.«
    »Danke«, erwiderte er beschämt. »Äh, gibt es noch irgendwelche anderen Bräuche, von denen ich wissen sollte? Bevor ich … na, du weißt schon.«
    »Nur dass es ein Brauch ist und kein Gesetz. Und jetzt los, schnapp sie dir.«
     
    Er bemerkte die beiden Ge-Adler im selben Moment, da er aus der Wache herausstürmte.
    Aufmerksam behielten sie ihn im Auge, während er sich über den Arrival Canal nach Silvarum begab. Irgendjemand schien sich für seine Bewegungen zu interessieren. Und er stellte fest, dass mindestens einer der Ge-Adler aus dem Vogelhaus der Zikkurat stammte.
    Seine Fernsicht huschte ihm voraus. Homelt stand draußen vor dem Haupttor und instruierte dort gerade einige Wachen. Bewaffnete Wachen – am helllichten Tag. Das Tor selbst war geschlossen und verriegelt; ebenso wie sämtliche anderen Eingänge ins Haus. Hoch erhobenen Hauptes schritt Lorin durch den Haupthof, spielte sich auf wie ein kleiner Feldherr und erteilte Befehle.
    »Du kleiner Scheißer«, murmelte Edeard leise. Lorin machte sich nicht einmal die Mühe, den Eifer zu verbergen, mit dem er die riesige Zikkuratresidenz abschottete.
    Die Konstablerwachen auf der Brücke zwischen Silvarum und Haxpen salutierten respektvoll, als Edeard an ihnen vorbeieilte. Nachlässig erwiderte er den Gruß. Sein Longtalk flüsterte auf einige Ge-Affen in der Culverit-Residenz ein, weckte lang schlummernde, wenngleich ziemlich fehlgeleitete amouröse Gedanken. Fünf der Ge-Affen begannen auf dem Innenhof hinter dem Haupttor herumzuhüpfen, in inniger Zuneigung zu Lorin entbrannt.
    Die Bürger, die gerade draußen vor der Zikkurat die Straße entlangschlenderten, vernahmen plötzlich ein seltsames begehrliches Kreischen, unterbrochen von Lorins empörtem, ja, geradezu ängstlichem Geschrei. Panische Gedanken entflohen dem Familienwohnsitz, als dann auch noch Kleider zerrissen wurden. Bedienstete und Wachen eilten herbei und steuerten das ihrige bei zu dem physischen wie emotionalen Tumult. Es dauerte etliche Minuten, bis die Ge-Affen sich wieder beruhigt hatten und weggeführt werden konnten. Es herrschte ein solcher Lärm, dass selbst Homelt hereinspähte und amüsiert dabei zusah, wie Lorins unerwünschte neue Verehrer unter viel gutem Zureden in ihre Nester zurückgebracht wurden. Nachdenklich ließ er seinen Blick über den Innenhof schweifen, dann schloss er wieder das Haupttor und versuchte, ein Grinsen zu unterdrücken.
    Als Lorin seine Würde wiedergefunden hatte und ein Diener ihm einen sauberen Umhang reichte, damit er seine zerfetzten Ärmel verdecken konnte, richtete Homelt seine Fernsicht wieder auf den Bereich außerhalb der Mauern – vergeblich. Die familieneigenen Ge-Adler kreisten jetzt ziellos über dem Birmingham Pool.
    »Wo ist der

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