Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit
und Rivalen schon überzeugen; da waren noch alte Gefälligkeiten offen, die er jetzt einzufordern gedachte, und gesellschaftliche Beziehungen, die er nutzen konnte, finanzielle Verpflichtungen sogar. Gemeinsam würden sich Nephs Kaufleute gegen die Banden erheben und deren neuer, hinterhältiger Strategie trotzen. Und alles, was Charyau erfuhr, würde umgehend den Konstablern überbracht werden – von Rapsail.
Außergewöhnlich gut gelaunt betrat Edeard den kleinen Saal in der Jeavons-Wache. Mehrere Konstableranwärter waren mit Namen gekommen, die ihre Wachhauptmänner der Ausschlussliste hingefügt wissen wollten und die er an Urarls Mannschaft zur Überprüfung weitergab.
Inzwischen war es zu einer Selbstverständlichkeit geworden, sich davon zu vergewissern, dass die Beschuldigten auch schuldig waren. Auch einige Händler und Ladeninhaber hatten Personen gemeldet, die ihnen verdächtig vorkamen. Edeard hatte Boten zu den betreffenden Wachen geschickt, um dafür zu sorgen, dass diese Verdächtigen entsprechend observiert wurden. Drei neue Ausschlussbescheinigungen mussten von der Advokatengilde ausgestellt werden, jede davon in jeweils neun Ausfertigungen. Diese musste er dann in aller Demut den Distriktmeistern und Abgeordneten vorlegen und sie freundlich bitten, sie zu unterschreiben.
»Ich wünschte, wir bräuchten nur eine Vollmacht für alle Distrikte«, beklagte sich Boyd.
»Nachdem Finitan gewählt ist«, versprach Edeard. »Aber ich hatte gestern Abend, als ich bei Buate war, eine Idee. Wenn die Banden sich an rechtmäßigen Geschäften beteiligen, hat das jede Menge Papierkram zur Folge. Droal, wie bringe ich die Gilde der Steuersekretäre dazu, jemandem auf den Zahn zu fühlen, der des Steuerbetrugs verdächtig ist?«
»Indem du einen Steuerprüfer bestellst, um den Fall zu untersuchen.«
»Dinlay, kannst du das organisieren?«
Dinlay lächelte. »Mit Vergnügen.«
»Sprich auch mit dem Captain der Myco-Wache. Er soll dem Steuerprüfer ein paar seiner Konstabler zur Seite stellen, solange er sich in Buates Geschäftsräumen aufhält; ich will nicht, dass sie ihn in irgendeiner Weise einzuschüchtern versuchen.«
»Überlass das nur mir.«
»Ich schätze, Buate stehen ziemlich große Unannehmlichkeiten ins Haus«, stellte Edeard mit einiger Befriedigung fest.
»Wenn er tatsächlich so schlau ist, wie du sagst, hält seine Buchhaltung bestimmt jeder Steuerprüfung stand«, wandte Macsen ein.
»Ja, aber die Sache wird ihn Zeit und Geld kosten. Ich möchte ihn von so vielen Seiten unter Beschuss nehmen wie möglich.«
Edeard wandte sich seinem eigenen Schreibkram zu, der sich auf den Pulten stapelte. Es waren sogar noch mehr Formulare und Schriftrollen, als er in Buates Arbeitszimmer gesehen hatte. Er hatte gar nicht mitbekommen, zu was für einem Papierkrieg diese Schlacht ausgeartet war. Alles, was er gewollt hatte, war, draußen auf den Straßen Verbrecher zu verhaften.
»Irgendwelche Bandenaktivitäten, die wir heute niederschlagen können?«, fragte er hoffnungsvoll in die Runde.
»Von der Standbesitzervereinigung hört man ein paar interessante Gerüchte«, erwiderte Macsen. »Ich geh heute Nachmittag mal hin und hake nach.«
»Gut«, sagte Edeard. Er fragte sich, ob Kristabel wohl gerade zu Mittag aß. Wenn ja, dann saß sie jetzt auf der Gartenterrasse im zehnten Stockwerk der Culverit-Residenz; an einem langen Tisch, unter einer weißen, flatternden Markise. Ihre Familie und Freundinnen wären um sie herum und schwatzten und lachten vor der Kulisse Makkathrans, während sie Wein tranken und sich an wohlschmeckenden Speisen labten. Dann, am Nachmittag, würde sie mit ihren Freundinnen einen Einkaufsbummel machen oder in ein Heilbad gehen, wo sie sich rüsteten für die Feste des heutigen Abends.
Er nahm ein Schriftstück vom neuesten Stapel. Es war ein Bericht von der Lillylight-Wache. Darin ging es um die Versuche der ausgeschlossenen Bandenmitglieder, ihre alten Wirkungsstätten trotz des Verbotes zu betreten. Ihre Methoden wurden immer raffinierter. Sie lenkten die Brückenwachen ab, schlüpften in trickreiche Verkleidungen, und, und, und …
Die Türen des kleinen Saals schlossen sich hinter dem Trupp, als der sich zum Mittagstisch begab. Edeard schaute auf und stellte fest, dass nur noch er und Kanseen übrig geblieben waren. Ihr besorgter Blick beunruhigte ihn.
»Möchtest du darüber reden?«, fragte sie.
»Ähm, hör zu, ich hatte dich gebeten, Medath zu ergreifen,
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