Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit
Waterwalker?«, fragte er. Niemand konnte es ihm sagen.
Es war nicht ganz der großartige Auftritt, den Edeard sich erhofft hatte.
Auch wenn er problemlos durch die ebenerdigen Wände geglitten war, musste er doch immer noch zehn Treppen mit diesen auf ewig verdammten Makkathrantypischen Stufen erklimmen. Und er hatte es eilig, hatte Angst, dass jede Sekunde, die er zu spät kam, gegen ihn arbeiten würde.
Und so war er, als er schließlich die Wand zu Kristabels Zimmer durchschritt, von der körperlichen Anstrengung fast außer Atem.
Kristabel saß noch immer auf ihrem Bett, hockte in sich zusammengesunken am Fußende, den Kopf in die Hände gestützt, während ihre dichte Haarmähne ihr über die Knie herabfiel. Die breite Glastür zur Dachterrasse stand offen; Mirnatha war dort draußen, über die weinberankte Brüstung gebeugt, um auf die westlichen Distrikte hinunterzuschauen. Edeard gab seine Tarnung auf und schloss die Glastür.
Mirnatha wirbelte herum, ihr kleiner Mund öffnete sich erschrocken. Doch als sie sah, dass es Edeard war, der im Zimmer Gestalt annahm, wich die Angst augenblicklich der Entrüstung. Sie stemmte die Arme in die Hüften und sah ihn herausfordernd an.
»Ist schon gut«, sagte Kristabel mit brüchiger Stimme und zittrigem Longtalk zu ihr. »Mach einen Spaziergang um die Terrasse herum, für mich, bitte.«
Mirnatha funkelte Edeard ein letztes Mal an, dann stapfte sie davon.
Edeard sank vor Kristabel auf die Knie und verschränkte seine Finger ineinander wie zum Gebet. »Es tut mir so leid«, sagte er. »Bitte, heirate mich. Ich wusste es nicht.«
Kristabel strich sich einen Teil ihrer Haare aus dem Gesicht.
Ihre Augen waren verquollen und rot, während ihre Wangen im Gegensatz dazu blass geworden waren, so als wäre sie krank. »Dich heiraten?«
»Bitte?«, Verwirrung umwölkte ihren Blick. »Du wusstest es nicht?«
»Diese Sache mit der einen Woche und dem Tag. Ich hatte keine Ahnung, ich schwör’s. Du musst mir glauben, ich würde niemals versuchen, dich in irgendeiner Hinsicht zu belügen, ganz zu schweigen von dieser. Ich liebe dich, Kristabel.«
»Du wusstest es nicht?« So etwas wie Hoffnung schwang in ihrer Stimme mit.
»Nein. Bei allem, was mir heilig ist, ich wusste es nicht.«
Wieder begannen die Tränen zu fließen, doch nun hoben sich ihre Mundwinkel zu einem Lächeln. »Du wusstest es nicht?« Es klang fast wie ein Wimmern.
Edeard senkte reuig den Kopf. »Gachepilze«, verteidigte er sich.
Kristabel fing an zu lachen, doch rasch wurde daraus ein Schluchzen. Sie verpasste ihm eine Kopfnuss, und irgendwie lagen sie sich plötzlich in den Armen, klammerten sich fast verzweifelt aneinander fest.
»Ich hab gedacht …« Sie schniefte. »Ich hab gedacht, du würdest … Ach, ich weiß nicht, was ich gedacht hab. Ich hab’s einfach nicht begriffen. Nach dieser Woche – all das, was wir erlebt haben, was wir miteinander geteilt haben – ich hab mich wieder und wieder gefragt, warum.«
»Schsch«, sagte er zu ihr und nahm sie noch fester in den Arm. »Schsch. Es war ein dummes Missverständnis und ganz allein meine Schuld. Und ich werde den Rest meines Lebens damit verbringen, das wieder gutzumachen. Das verspreche ich dir. Und jetzt werde ich sofort zu deinem Vater gehen und ihn um deine Hand bitten. Ich weiß, ich hab nur einen Tag. Das heißt …« Er machte eine Pause. Schluckte. »Falls du mich noch willst.«
»Nein«, sagte sie.
»Was?«, fragte er. Bestürzung malte sich auf seinem Gesicht ab.
»Ja«, verbesserte sie sich rasch. »Entschuldigung, ja, natürlich will ich dich heiraten. Sieh doch nur, in was für einem Zustand ich bin, weil ich gedacht habe … Aber nein, ich möchte nicht, dass du zu Vater gehst.«
»Warum nicht?«
»Weil du es nur aus Schuldgefühl tun würdest.«
»Nein, das stimmt nicht. Ich will dich heiraten. Ich kann zwar immer noch nicht fassen, dass du mich tatsächlich willst, aber wenn du glaubst, dass ich mich wieder dumm anstellen werde, dann –«
»Hör zu«, unterbrach sie ihn und nahm seine Hände, damit er sie still hielt. »Und sieh mich an.«
Edeard tat, wie ihm geheißen. Selbst mit all den Tränen auf ihren Wangen war sie bezaubernd schön.
»Als ich dich gefragt habe, ob wir eine gemeinsame Woche miteinander verbringen wollen, wusste ich, worum ich dich bat«, sagte sie. »Ich war damals in jener Nacht der Meinung, ich sollte dich vor die Wahl stellen zwischen der traditionellen einen Woche und dem Tag
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