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Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit

Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit

Titel: Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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schwankend weg von dem Riss.
    »Wieso hast du uns verlassen?«, fragte Corrie-Lyn.
    »Keine große Offenbarung«, sagte er. »Ich war allem überdrüssig. Überdrüssig der Erwartungen. Überdrüssig des Rats. Überdrüssig der Vergötterung.«
    »Und meiner?«
    »Nein, deiner nie. Wärst du nicht gewesen, wär ich schon viel eher abgehauen.«
    »Ich glaub dir nicht.«
    Inigo lachte. »Wenn du schon kein Absolutum bist, dann auf jeden Fall eine Konstante. Wieso glaubst du mir nicht?«
    »Weil ich dich kenne, oder zumindest damals kannte. Du glaubtest an die Träume, an das Leben, das der Waterwalker uns zeigte, das Leben, das wir in der Leere führen konnten. Du warst niemals überdrüssig, nicht dieser Sache, nicht, unser Träumer zu sein. Was ist passiert?«
    »Vielleicht hätte ich nicht fortgehen sollen. Herrin, sieh nur, welche Folgen es hatte. Ethan als Conservator! Nicht ohne Grund wurde er niemals in den Rat berufen. Warum hat das Konklave ihn gewählt? Was meinst du?«
    »Veränderung«, entgegnete sie prompt. »Pilgerschaft. Der Zweite Träumer machte das möglich oder jedenfalls vorstellbar. Aber das spielt keine Rolle, das ist heute, nicht die Zeit vor siebzig Jahren. Warum, Inigo? Bist du nicht wenigstens mir die Antwort schuldig?«
    »Es gab da einen Traum«, sagte er leise, fast flüsternd. Sein Geist schüttete eine Flut aus Traurigkeit über seine Gaiamotes aus, stark genug, um sie bestürzt erschaudern zu lassen.
    »Der letzte Traum«, keuchte sie. »Er ist real?«
    »Nicht auf die Weise, wie man sich erzählt.«
    »Aber der Waterwalker ist gestorben. Das war sein Triumph, schließlich hat er am Ende ein erfülltes Leben gelebt. Die Skylords haben seine Seele zu Odins See hinaufgeleitet. Ich war dort«, knurrte sie. »Ich hab diesen Traum gelebt, den Traum, den du uns gabst. Ich hab auf dem Scheiterhaufen des höchsten Turms von Eyrie gelegen und die Rückkehr der Skylords gesehen, die den Himmel über Makkathran füllten. Ich bin mit ihm aufgestiegen, während die ganze Stadt ihre Abschiedshymne sang. Ich empfing sein letztes Geschenk an die Welt. Er fuhr auf zum Herzen der Leere! Es war so wunderschön, und ich glaubte es. Ich glaubte an dich .« Corrie-Lyn schob sich an Inigos Sitz vorbei und kniete sich hin, ihr Gesicht nur Zentimeter von seinem. »Das ist der Traum, den ich mir so selten in Erinnerung rufe, weil er so machtvoll ist, dass ich jedes Mal weinen muss, wenn mir klar wird, was wir, die wir außerhalb der Leere gefangen sind, niemals hatten. Das ist der Traum, der zählt. Das ist der Grund, warum ich ein Teil von Living Dream bin, von deiner Bewegung. Und warum ich es immer sein werde, ganz gleich, wer an der Spitze steht oder welche lächerlich unbedeutenden Politiker die Kleriker beeinflussen. Das hast du uns gegeben. Du hast uns träumen lassen.«
    Inigo starrte auf die Sensorprojektion des heimtückischen Bodens und vermied es, sie anzusehen. Seine Gaiamotes verschlossen sich, kapselten seine Empfindungen ab.
    »Sag’s mir«, verlangte sie, so angsterfüllt, dass sie zitterte. »Sag mir, was für einen Traum du gehabt hast.«
    »Es war nur mein eigenes Ich«, erwiderte er. »Mehr nicht. Nur meine Reaktion. Es gibt nichts, was die Pilgerfahrt aufhalten könnte, nichts, was die Gläubigen davon abhalten könnte, die Vervollkommnung ihrer Leben zu erlangen. Er betraf nur mich.«
    »Was ist es? Inigo, bitte! «
    »Ich hatte noch einen weiteren Traum«, sagte er, immer noch die Anzeigen überwachend. »Ich sah, was hinterher mit Querencia geschah. Nachdem der Waterwalker tot war. Ich sah das Leben eines seiner Nachkommen, der in Makkathran lebte.«
    »Was haben sie getan?«, fragte sie. »Haben sie sein Geschenk zu falschen Zwecken missbraucht?«
    Abermals erbebte der Boden.
    »Nein«, erwiderte Inigo mit einem schwachen Lächeln. »Sie haben es vorbildlich genutzt.«
    Corrie-Lyn verzog genervt das Gesicht, als das Beben schlimmer wurde. Sie klammerte sich an der Lehne von Inigos Sitz fest. Beide sahen sich erschrocken an, als der Crawler zu kippen begann. Die Sensordisplays zeigten, wie sich draußen das Gelände hob und der Boden aufriss.
    In Windeseile lud Inigo eine kurze Sequenz in das bescheidene Smartnet des Crawlers. Anker schossen aus der Karosserie heraus, bohrten lange Dorne tief in die gefrorene Erde. Superstarke Kabel rollten sich auf, spannten sich und festigten den Halt des schweren Gefährts.
    »Inigo!«, schrie Corrie-Lyn auf.
    Er ergriff ihre Hand. »Wir sind

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