Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit
keinen Fall hierher zurückkommen«, sagte Edeard. »Um ehrlich zu sein, bezweifle ich, dass es in der Stadt überhaupt noch einen Ort gibt, an dem Ihr sicher sein könnt.«
Feuer tropfte ins Schlafzimmer, floss um Edeards Füße herum, während es den Teppich verzehrte. Sein Umhang flatterte heftig. Beide Mädchen winselten, drückten ihre Köpfe tief in die Kissen. Rauch begann die Luft zu schwängern.
»Ihr seid tot, Waterwalker«, schrie Buate.
»Das hat schon Warpal versucht und ist gescheitert. Was für eine Chance glaubt Ihr zu haben?«
Buate erstarrte, als er den Namen hörte. Edeard grinste amüsiert.
»Und jetzt raus aus meiner Stadt, und vergesst nicht, Eure Leute mitzunehmen. Und solltet Ihr auch nur daran denken, Euren Aufstand anzuzetteln, werdet Ihr Eurem Bruder folgen. So, wie ich’s Euch bei meinem letzten Besuch in Aussicht gestellt hab. Das hier ist meine letzte Warnung.« Er nickte höflich in Richtung der beiden Mädchen. »Meine Damen.«
Die Freudenmädchen schrien panisch auf, als seine dritte Hand sie in die Luft hob. Dann zersprang das Schlafzimmerfenster, und im nächsten Moment sahen sie sich durch das Loch in der Hauswand getragen und schwebten sanft hinab auf die Straße darunter, wo die Ge-Schimpansen des Hauses in einiger Sorge hin und her hüpften.
Verblüfft sah Buate ihnen nach. »Und was ist mit mir?«, brüllte er. Doch als er sich umblickte, war Edeard schon verschwunden. Hungrig leckten die Flammen am Unterbau seines Betts.
Edeard entschied sich für das Zentrum von Golden Park zu mitternächtlicher Stunde. Der riesige Platz war menschenverlassen, von den Spitzen der Weißmetallsäulen, die ihn umgaben, schimmerte mattes Sternennebellicht. Kaum ein Schatten fiel auf die glatten Pflastersteine, als zwei dunkle Gestalten aus dem Nichts auftauchten.
»Es steht Euch frei zu gehen«, sagte Edeard mit weit ausholender Geste.
»Gehen wohin? Ich werde gesucht. Wie lange, glaubt Ihr, würde ich mich da draußen wohl halten.«
»In den Provinzen wird Euch niemand kennen.«
»Ihr meint, ich sollte mich Nanitte anschließen?«, fragte Argian mit bitterem Sarkasmus. »Ihr seid grausamer, als ich dachte, Waterwalker.«
»Ich bin verzweifelter, als Ihr ahnt.«
»Verzeiht, wenn ich Euch nicht meine ewige Anteilnahme ausspreche.«
»Ich brauche Eure Hilfe.«
»Ich hab Euch alles gegeben, was ich kann. Mehr ist bei mir nicht zu holen.«
»Ich bitte Euch nur, das zu tun, wozu Ihr ausgebildet wurdet.«
»Meine Zeit hier ist vorbei. Und das hab ich allein Euch zu verdanken.«
»Beobachtet für mich weiter, behaltet Eure Leute im Auge.«
»Das wäre illoyal, ein schändlicher Verrat.«
»Nicht an der Stadt. Ihr seid im Herzen ein ehrenhafter Mann. Ihr wisst, dass etwas geschehen muss, um uns von den Banden zu befreien und der Ausschweifungen der Familien Herr zu werden. Die Dinge können nicht so weitergehen wie bisher, das würde uns alle dem Untergang weihen. Helft mir. Seid mir wenigstens eine mäßigende Stimme. Wenn Ihr wirklich fürchtet, ich agiere zu rücksichtslos, dann bleibt und seht, welchen Einfluss Ihr auf mich ausüben könnt.«
»Ich, Euch beeinflussen?«
»Ihr versteht, wie die Dinge wirklich laufen. Ich würde auf Euren Rat hören, wenn er in gutem Glauben gegeben würde. Sagt mir, wie ich Gerechtigkeit erreichen kann, ohne zu verlieren und das Beste von dem, was ist, zu zerstören. Ebnet den Weg. Lasst nicht zu, dass diese Stadt durch Fehler, die ich vielleicht mache, zwiegespalten wird. Ist das nicht Eure Mission?«
»Ihr scheint Euren Beruf verfehlt zu haben.«
»War das ein Ja?«
Argian seufzte wie unter großen Qualen. »Nach allem, was Ihr mir angetan habt, erwartet Ihr, dass ich Euch helfe?«
»Ich hab Euch allein gelassen. Mehr nicht. Wenn irgendwelche Dämonen mit Euch in der Zelle waren, so habe ich sie nicht geschickt.«
»Ich werde eine Weile brauchen, bis ich alle meine Angelegenheiten geregelt hab. Falls mir, bevor ich abreise, irgendetwas zu Ohren kommt, lasse ich Euch es vielleicht wissen.«
»Danke.«
Völlig aufgeregt und atemlos stürzte Felax in den kleinen Saal im hinteren Bereich der Jeavons-Wache. »Waterwalker, Meister Gachet von der Advokatengilde ist hier! Er spricht gerade mit dem Captain. Er sagte, er hat einen Haftbefehl gegen Euch.«
»Tatsächlich?«, fragte Edeard interessiert.
»Ehrlich«, versicherte ihm der junge Konstabler. »Ich mach keine Witze.«
»Nein, sicher nicht.« Seine Fernsicht erhaschte einen
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