Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit
geben, der das Sagen hat.«
»Die älteren Mitglieder greifen uns mit ihrer Hilfe unter die Arme, das ist alles. Sie ebnen den Weg in die Gilden, unterstützen uns mit zusätzlichen Geldern, solche Dinge eben. Sie besitzen Verbindungen zu den Familienräten, also haben sie früher als der Rest der Stadt Kenntnis von sich anbahnenden Problemen. Auf diese Weise sind wir über gewisse Vorgänge immer auf dem Laufenden und können uns diskret um sie kümmern. Wir arbeiten leise und nur bei Bedarf. Einige von uns wurden noch nie herangezogen.«
»Diese älteren Mitglieder kontrollieren euch also?«
»Sie leiten und beraten uns. Jeder von uns hat einen Mentor. Durch sie werden wir in die geheimen Künste der Familien eingeweiht.«
»Wie Tarnung zum Beispiel?«
»Das ist eine von ihnen, ja.«
»Wer ist Warpals Mentor?«
»Motluk. Er ist sowohl Warpals Mentor wie auch meiner.«
»Motluk?«
»Ein Junior-Meister in der Lederergilde.«
»Und aus welcher Familie stammt er?«
»Er ist Altais Sohn. Der vierte, glaube ich.«
»Altai?«
»Altai ist der dritte Sohn von Carallo. Der wiederum ein Diroal ist, der fünfte Sohn des früheren Meisters. Carallo ist mit Karalee verheiratet, der dritten Schwester von Tannarl.«
»Ein Diroal? Herrin! Ihr meint, wie die Diroals, welche die Distriktmeister von Sampalok stellen?«
»Ja.«
Die Fässer lagerten in einem großen Warenspeicher der Gilmorns am Rande des Hafendistrikts.
Edeard genoss die Ironie, die darin lag, während er die Stadt veranlasste, den Boden, auf dem sie aufgestapelt waren, zu verändern. Eines nach dem anderen sanken die Fässer in den Tunnel unter dem Tail Canal hinab. Edeards dritte Hand nahm acht von ihnen auf. Artig wippten sie durch die Luft hinter ihm her, während er eine kurze Strecke durch die sich unter Mycos Straßen krümmenden Tunnel entlangging, bis er direkt unter dem House of Blue Petals stand.
Es war einige Stunden vor Morgengrauen, und in der Gaststube herrschte noch Finsternis, als er und die Fässer aus dem Boden aufstiegen. Im Obergeschoss konnte seine Fernsicht mehrere schlafende Menschen ausmachen, einschließlich Buate, der sein Bett mit zwei Mädchen des Hauses teilte. Ein genaueres Abtasten ließ erkennen, dass niemand sich getarnt im Gebäude versteckt hielt.
Edeard beförderte drei der Fässer durch die von der Holzgalerie abgehenden Türdurchgänge. Mit seiner dritten Hand brach er ihre Deckel auf, und das dickflüssige Jamolar-Öl schwappte über die Flure. Zwei weitere Fässer schwebten in den ersten Stock hoch, durchtränkten in Buates großem Arbeitszimmer Teppiche und Möbel. Öl lief unter der Tür hindurch und überschwemmte die Korridore und Treppen.
Sein Longtalk stupste die Gemüter der in ihrem kleinen Verschlag hinter der Küche schlummernden Ge-Schimpansen an. »Aus dem Haus«, befahl er ihnen, während er sich nach oben begab. Gehorsam schlurften die Affen lautlos auf die Straße.
Seine dritte Hand öffnete zwei der Fässer im Parterre und ließ eines unversehrt auf dem Schanktresen stehen. Jamolar-Öl floss über den Boden.
»Nostalgie, Nostalgie«, murmelte er, während er die Treppe hinauf ins Obergeschoss ging. Vor der Tür zu Buates Schlafzimmer blieb er stehen. Seine dritte Hand pflückte ein glühendes Stück Kohle aus einem der Öfen im Gastraum und ließ es fallen.
Flammen wuschten durch den Raum. Augenblicklich fing die Einrichtung Feuer, leckten lohende Zungen um die Theke herum.
Binnen Sekunden entzündete sich das die Treppe herablaufende Öl und trug die Flammen hoch in die erste Etage. Das Feuer folgte der feuchten Spur den nächsten Treppenabsatz hinauf und züngelte ins Arbeitszimmer hinein.
Edeard zerschmetterte die Schlafzimmertür und trat in den Raum, während hinter ihm die Flammen hüpften und tanzten und sein Umhang sich wie ein lebender Appendix in der Luft kräuselte. Buates schlaftrunkenes Gesicht hob sich aus den Kopfkissen. Gellend schrien die Mädchen auf, als sie die Umrisse der schwarzen Gestalt im Türdurchgang sahen. Zitternd vor Angst klammerten sie sich aneinander.
»Was zur Herrin –«, keuchte Buate. Seine Fernblicke huschten durch das Gebäude, fanden überall nur Feuer.
»Dies Etablissement scheint brandgefährlich zu sein«, bemerkte Edeard.
In diesem Moment explodierte das Fass auf der Theke. Türen zersplitterten und ließen einen gewaltigen Schwall Frischluft herein. Flammen loderten im Gastraum brüllend zur Decke.
»Wenn ich Ihr wäre, würde ich auf
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