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Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit

Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit

Titel: Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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bin ein Distriktmeister «, schrie Bise wütend. Mehr als fünfzig Mitglieder der Diroal-Familie waren hinter ihm versammelt, alle in Gewänder gekleidet, die ihrem Stand angemessen und doch völlig ungeeignet waren für einen Marsch durch ländliche Gebiete. Die Säume der phantasievollen Röcke der älteren Frauen waren auf dem Weg durch High Moats staubige Straßen schon jetzt völlig ausgefranst und verdreckt. Die Männer trugen ihre pelzgefütterten Roben und schwitzten in ihren farbenprächtigen Hemden und Hosen. Zwei der jüngeren Frauen trugen Babys auf dem Arm. Nicht eine von ihnen besaß Schuhwerk, das länger als ein paar Tage auf der Straße durchhalten würde.
    Edeard tat sein Bestes, sich angesichts des Elends, das sich vor ihm in Aufstellung gebracht hatte, nicht schuldig zu fühlen. »Wäret Ihr Eurer Verantwortung nachgekommen, wärt Ihr es noch immer«, sagte er. »Jetzt geht, solange ich noch in Gönnerlaune bin.«
    »Ihr werdet Mitternacht nicht mehr erleben«, spie Bise aus.
    Edeard lächelte humorlos. »Ich hoffe, Ihr verlasst Euch dabei nicht auf Warpal oder Motluk.«
    Bise wurde blass. Kurz blickte er zum Torbogen auf und schritt dann erhobenen Hauptes hindurch. Seine Familie trottete hinter ihm her.
    »Spätestens bei Einbruch der Nacht wird er im Iguru-Sommerhaus irgendeines Freundes sitzen«, prophezeite Captain Ronark. »In sauberen Kleidern, teuren Wein süffelnd und auf Rache sinnend, während der Rest dieser Unglücklichen zitternd vor Kälte am Straßenrand hockt.«
    »Ich weiß«, sagte Edeard, als jene, die auf den Ausschlussermächtigungen genannt waren, schimpfend und Vergeltung schwörend an ihm vorbeizogen. »Worauf es ankommt, ist die Verbannung selbst. Wenn die rührigsten Bandenmitglieder verschwunden sind, können wir Ordnung in der Stadt herstellen. Nebenbei bemerkt, was denkt Ihr, wie lange Bise in diesem Sommerhaus willkommen sein wird? Zwei Wochen? Einen Monat? Wie lange würdet Ihr seine ganze Familie durchfüttern? Irgendwann wird er schließlich weiterziehen, immer weiter und weiter fort von Makkathran.«
    »Das ist zu hoffen.«
    »Danke für Eure Unterstützung, Sir«, sagte Edeard.
    »Ich hätte sie dir abertausendfach gewährt, Waterwalker. Ich hab mein Leben den Konstablern gewidmet, und so wenig erreicht. Du hast der Stadt das Vertrauen in uns wiedergegeben, das Vertrauen in das Gesetz. Das bedeutet viel für mich, und vermutlich auch für mehr Menschen, als dir bewusst ist.«
    »Ich hatte gehofft, Ihr könntet für mich mit Walsfol sprechen.«
    »Ich werde schon die richtigen Worte finden. Es könnte leichter sein, als du denkst. Das Vorgehen des Bürgermeisters heute hat eine Menge Leute schockiert und beunruhigt zurückgelassen.«
    »Ich muss weiter Konstabler bleiben.«
    »Nun, es gäbe da eine Stellung, die dir, glaube ich, recht zuträglich wär.«
    »Was für eine Stellung?«
    »Captain der Jeavons-Wache.«
    Edeard sah den alten Mann überrascht an. »Aber, Sir –«
    »Ich bin sowieso fast im Ruhestandsalter, und in der Kanzlei des Hauptkonstablers gibt es genug Posten, auf denen ich meine Zeit absitzen kann. Sieh mich an, hier stehe ich und schaue zu, wie die übelsten Lumpen der Stadt in die Verbannung marschieren; Leute, die ich jahrzehntelang versucht habe, dingfest zu machen. Besser als jetzt kann’s nicht mehr werden. Da ist es nur recht und billig, dass du ab jetzt in Jeavons das Heft in die Hand nimmst. Außerdem hast du damit eine gute Ausgangsbasis, um in einigen Jahren das Amt des Hauptkonstablers zu übernehmen. Du weißt ja, Walsfol ist in meinem Alter.«
    »Das ist … überaus großzügig, Sir.«
    »Es ist gute Politik. Und ich denke, du hast inzwischen gelernt, was in dieser Stadt am wichtigsten ist.«
    »Ja, Sir.«
    Acht Konstabler eskortierten Buate zum Nordtor. Edeard bedachte den Mann mit einem verächtlichen Blick und befahl den Konstablern dann, ihn gehen zu lassen.
    »Ich weiß nicht, was Ihr seid, Waterwalker«, sagte Buate, »aber Eure Zeit wird nicht von Dauer sein.«
    »Vielleicht habt Ihr recht. Aber solange ich hier bin, seid Ihr es nicht. Und das verschafft jedem die Chance auf ein besseres Leben.«
    Buate wandte sich ab und schritt durch das Tor.
    »Na, das ist ein Anblick. Hätte nie gedacht, dass ich das mal erleben würde«, sagte Kanseen, als Buate draußen war und angewidert über die Grasebene blickte. Dann stapfte er davon – allein und Abstand haltend von den anderen davonziehenden Verbannten.
    »Ja, durchaus

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