Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit
Gesetz an Bedeutung. Und ohne die Ordnung, die es bringt, können die Menschen nicht leben. Allein darum ist es heute gegangen, um die Wiederherstellung von Ordnung. Wir können jetzt nicht aufgeben. Es sind Menschen gestorben.«
»Ich weiß. Noch bis zur letzten Minute hab ich gedacht, Owain würde einen Rückzieher machen. Wenn du bereit bist, die Zwänge des Gesetzes zu akzeptieren, dann sollte es möglich sein, noch mal von vorn anzufangen. Nicht, dass es einfach werden wird. Doch wie auch immer, wenn die Leute erst mal Zeit zum Nachdenken haben und wenn man ihnen ein bisschen gut zuredet, sollten sie in der Lage sein zu erkennen, dass du nur zu ihrem Besten gehandelt hast. Wir brauchen nur eine Strategie, die uns bis zur Wahl tragen kann. Dann erst werden du und ich dem letztgültigen Urteilsspruch ins Auge sehen.«
»Das ist mir klar. Ich hätte da auch schon ein paar Ideen.«
»Sehr schön, mein Junge, dann lass mal hören.«
Kanseen, Dinlay und Macsen waren auf der Cloud-Canal-Brücke und saßen auf einem der gewundenen Pfeiler. Ihre Jacken hingen zum Trocknen in der hellen Sonne über dem nächsten Pfeiler.
Kanseens nasses Haar klebte an ihrem Kopf wie ein schlecht sitzendes Barett. Ihre Fingerknöchel waren aufgeschürft und schmutzig.
Dinlay versuchte das eine Glas, das in seiner Brille verblieben war, zu putzen. Nicht, dass es viel ausgemacht hätte; eines seiner Augen war so zugeschwollen, dass er mit ihm kaum etwas sehen konnte. Seine Lippen waren aufgeplatzt und bluteten noch immer ein wenig. Er hatte sich die Stiefel ausgezogen, sodass sein linkes Fußgelenk mit einer dicken Bandage verbunden werden konnte.
Macsens Nase war gebrochen. Zwei Stoffpfropfen steckten in jedem seiner Nasenlöcher, dunkelrot von Blut. Seine Jacke fehlte. Das Hemd unter der Dro-Seidenweste war zerrissen und ließ jede Menge Schrammen und blaue Flecken erkennen.
Sie standen nicht einmal auf, als Edeard auf sie zukam, saßen einfach da und warteten. Schweigend. Er blieb vor ihnen stehen.
»Sagt nichts«, begann er. »Ich glaube, ich möchte die anderen erst gar nicht sehen.«
Kanseen grinste. »Besser so. Kein schöner Anblick, das sag ich dir.«
»Ihr habt mir zur Seite gestanden«, sagte er zu ihnen. »Ihr habt an mich geglaubt. Ihr habt es mit Eustaces Idioten aufgenommen, damit ich durchkommen konnte.«
Macsen wandte sich zu Dinlay um und grinste. »Eustaces Idioten. Guter Name für diese Truppe.«
»Vielleicht können wir sie offiziell umbenennen lassen«, meinte Dinlay. Behutsam ließ er sich von dem niedrigen Pfeiler herab, zuckte zusammen, als er seinen verstauchten Knöchel belastete. »Komm her.«
Edeard drückte ihn an sich, unfassbar froh, dass seine verbliebenen Freunde keine Verletzungen davongetragen hatten – naja, jedenfalls keine bleibenden. Dann trat Kanseen in seine ausgestreckten Arme. Zu guter Letzt umarmte ihn Macsen.
»Aua!«
»Alles in Ordnung mit dir?«, fragte Edeard besorgt.
»Er mag vielleicht ein Vollidiot sein«, vorsichtig betastete Macsen seine Nase, »aber wie man fies kämpft, das weiß er, das muss man ihm lassen.«
»Und?«, fragte Dinlay. »Werden wir nun Konstabler bleiben?«
Edeard sah Macsen und Kanseen mit leicht schuldbewusstem Blick an. »Für den Moment, ja. Helft ihr mir mit diesem Geleitschutz?«
Verdrießlich schaute Dinlay auf seinen bandagierten Knöchel. »Ich glaube nicht, dass ich’s bis zum Nordtor schaffe.«
»Die Doktoren werden bald hier sein«, versicherte ihm Edeard. »Was ist mit euch beiden?«
»Zum Honious, verdammt, wir sollen doch nur mitkommen, oder?«
Den Marsch hinüber nach High Moat legten sie in raschem Tempo zurück.
Als Ronark am Nordtor eintraf, zählte Edeard annähernd achthundert Menschen in der Kolonne. Es gefiel ihm überhaupt nicht, dass so viele Frauen und Kinder darunter waren, aber daran ließ sich nichts ändern, nicht jetzt. Es war die ganze Zeit genau darauf hinausgelaufen.
Die Straße auf beiden Seiten des riesigen Tores war wie ausgestorben. Bei der Kristallmauer hielten Edeard und die Konstabler an. Bise, der sich an der Spitze der Trecks befand, blieb an dem gewaltigen Mauerdurchgang stehen.
»Heute Abend wird in Cauley ein Schiff vor Anker gehen«, teilte Edeard dem Ex-Distriktmeister mit. »Es hat Proviant für Euch an Bord, für euch alle.«
Bise starrte ihn an. »Wohin sollen wir gehen?«
»In den Provinzen gibt es neues Land. Dort könnt ihr noch einmal von vorn anfangen, wenn ihr wollt.«
»Ich
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