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Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit

Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit

Titel: Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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ihm nicht an Mädchen gemangelt, die ganz versessen darauf waren, ihn in die intimsten Geheimnisse dieser dunkelsten Kunst einzuweihen. Seine Berühmtheit und Stärke hatten sich als unwiderstehlich für die ebenso schönen wie lasterhaften Töchter der feinen Gesellschaft erwiesen. Und sie genossen es, ihm ihr heimlich erworbenes Geschick zu beweisen, fast so sehr, wie es ihm gefiel, dessen Nutznießer zu sein. Edeard war sich nie ganz sicher, wer eigentlich wen verdarb.
     
    »Ich hab noch nie ein Badebecken mit Stufen gesehen«, bemerkte Kristiana, während sie in das schaumbedeckte Wasser hinunterschritt. »Wir haben in Urgroßvaters Herrenhaus nur diese schrecklichen Holzleiterdinger, die seitlich an den Becken hängen.« Ihre Hand strich über Edeards Gesicht, als sie auf dem Sitzbrett neben ihm Platz nahm. »Das hier ist viel besser.«
    »Es gibt in der Konstablerkaserne einige Becken mit Stufen wie diesen«, versicherte ihr Edeard, wohl wissend, dass sie in keines davon je hinabsteigen würde, um sich davon zu überzeugen.
    »Wie ungerecht, dass du welche bekommen hast und wir nicht«, beschwerte sich Jessile. Sie machte einen Schmollmund. Jessile hatte einen sehr hübschen Schmollmund, befand Edeard. Zweifellos verschaffte der ihr so ziemlich alles, was sie wollte.
    Entspannt räkelte sich Edeard zwischen den beiden Mädchen, was Bände sprach darüber, wie sehr sich sein Leben seit jenem Tag auf dem Birmingham Pool verändert hatte. An manchen Abenden hatte es in den Theatern regelrechte Kämpfe darum gegeben, wer mit ihm ins Bett gehen durfte – auch unter den sogenannten anständigen Mädchen. Er hätte niemals gedacht, was für ein Leben ein bisschen Popularität mit sich bringen würde. Und es steckte noch genug von seiner düsteren Ashwell-Erziehung in ihm, um zu wissen, dass dies nicht ewig andauern würde. Aber bis dahin …
    Auf seine Anweisung hin brachte ein Ge-Schimpanse zwei Schwämme und eine Flasche Seifenöl ans Becken. »Könnt ihr mir mal den Rücken einseifen?«, fragte Edeard und beugte sich nach vorn.
    Sofort griff sich jedes der Mädchen einen Schwamm. Trotz ihrer abgeschirmten Gedanken war offensichtlich, dass sie nicht Reinlichkeit im Sinn hatten, als sie ihn mit langsamen Bewegungen einzureiben begannen.
    »Was machst du heute Abend?«, fragte Jessile.
    »Feiern, hoffe ich«, erwiderte Edeard. Heute war der letzte Tag von Arminels Prozess; seine Verurteilung war nur noch eine Formsache. Zumindest hoffte Edeard das inständig, aber andererseits hatte er das beim letzten Mal auch gedacht. Hoch lebe der gute, alte Ashwell-Optimismus. Der Prozess war zurzeit in Makkathran das Ereignis. Vier Tage zog er sich nun schon hin, während der die gegnerischen Anwälte ihre jeweiligen Argumente vorgebracht hatten. Nur die Allervornehmsten der Stadtaristokratie schafften es, auf die öffentliche Galerie zu gelangen; alle anderen mussten mit dem vorliebnehmen, woran die Augen und Ohren des amtlichen Gerichtsschreibers sie teilhaben ließen. »Und du?«
    »Mein Verlobter kehrt heute Nachmittag von seiner Patrouille zurück«, entgegnete sie. »Eustace ist Leutnant bei der Miliz. Passt auf, dass niemand die Grenzen übertritt«, fügte sie mit einer kräftigen Prise Ironie hinzu.
    »Ah«, sagte Edeard. Er warf einen Blick auf ihre rechte Hand und sah ein schmales Silberband wie aus ineinander verschlungenen Reben. Ein einzelner Diamant war darin eingesetzt.
    Sie beugte sich herum, um ihm ins Gesicht zu schauen. »Das macht dir doch nichts aus, oder? Du bist schließlich der Waterwalker.«
    »Nein. Keine Sorge.« Er fragte sich, was das wohl für eine Art von Verlobung sein mochte; ein Gedanke, der irgendwie durch seine Abschirmung geschimmert sein musste.
    »Ich bin eine drittgeborene Tochter«, erklärte Jessile mit einem liebenswürdigen Lächeln. »Wir heiraten, weil ich dann nach dreiundzwanzig Jahren endlich aus der Familienresidenz rauskomme. Und er erhält eine Mitgift, von der wir zehren können. Der arme Kerl ist der fünfte Sohn des Zweitgeborenen der Familie Norret, womit er Anspruch auf ein dickes Scheibchen Nichts hat. Papa hat mir ein Landgut in der Provinz Walton versprochen; sie sagen, es ist ein schönes, großes Haus.«
    »Und das ist der Grund, weshalb du heiratest?«
    »Natürlich.« Sie ließ ihren Schwamm an seinem Nacken verharren. »Ich weiß, dass mir Makkathran fehlen wird, aber ich denke, ich werde mich über kurz oder lang ans Landleben gewöhnen. Aber ich komme jede

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