Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit
richteten, während sie zu der Gruppe von Konstablern, die bei Captain Ronark stand, hinübergingen.
Er erkannte mehrere Mitglieder des Obersten Rats; Imilan, den Großmeister der Chemikergilde, Dalceen, den Distriktmeister von Fiacre, Julan, Distriktmeister von Haxpen, und Finitan natürlich, der, dem verschmitzten Grinsen nach zu schließen, das er Edeard zuwarf, zumindest aufrichtig erfreut zu sein schien, ihn zu sehen.
»Das wurde auch Zeit«, sagte Kanseen, als sie sich zu den Konstablern gesellten. »Wir wollten gerade reingehen.« Ein leiser Anflug von Argwohn sickerte durch ihren Gedankenschild. Edeard nahm an, dass das Absicht war, denn normalerweise war ihre Abschirmung sehr gut. Zwar hatte sie nie ein Wort der Missbilligung darüber verloren, dass er im Augenblick so gut bei den Mädchen ankam, aber er wusste, dass es sie beschäftigte. Auch wusste er, dass sie zahlreiche Einladungen von Söhnen vornehmer Familien bekam; obwohl das für sie wahrscheinlich eher ein Grund war, sich zu ärgern.
»Sie würden wohl kaum ohne ihn anfangen«, bemerkte Macsen.
»Ich hab meine Aussage gemacht«, sagte Edeard, die Lauterkeit selbst. »Ich müsste im Grunde gar nicht hier sein.«
Sie schnitt ihm eine Grimasse.
»Und trotzdem hat dein Ego dich hier rechtzeitig abgeliefert«, sagte Macsen mit gleichermaßen unschuldiger Miene. »Was haben wir doch für ein Glück.«
»Irgendwas von Dinlay gehört?«, fragte Edeard, Macsens Stichelei ignorierend. Er war ein wenig enttäuscht darüber, dass ihr Truppkamerad nicht bei den Gerichtshöfen erschienen war. Als sie Dinlay vor ein paar Tagen zusammen besucht hatten, hatten die Ärzte gesagt, dass er das Hospital schon bald verlassen könne. Zwar würde er für einen weiteren Monat oder so nur leichtere Tätigkeiten verrichten können, aber die Schusswunde war sehr gut verheilt.
»Bisschen viel verlangt, dass er schnurstracks hierherkommt, wo er gerade erst das Krankenbett verlassen hat«, bemerkte Captain Ronark. »Wahrscheinlich fängt er morgen wieder an.«
»Ja, Sir«, sagte Macsen.
»Aha, da kommt ja unser Hauptankläger«, vermeldete Sergeant Chae.
Meister Solarin von der Advokatengilde trat aus dem nächstliegenden Durchgang, wie immer von einigen Ge-Affen gestützt. Nach dem Debakel von Arminels letztem Prozess hatte Edeard Captain Ronark gefragt, ob die Distriktwache diesmal ihren alten Rechtsberater mit der Anklagevertretung beauftragen könne. Zu seiner Überraschung hatte sich der Captain einverstanden erklärt. Andererseits wusste jeder in der Stadt, dass Arminel und seine Vasallen für sehr, sehr schuldig befunden werden würden. Es war nur so, dass Edeard sich wesentlich wohler fühlte, wenn Solarin die Anklage vertrat. Zumindest wusste der hochbetagte Advokat, wie man einen Fall darlegte, und würde sich nicht durch irgendwelche verfahrenstechnischen Tricks der Verteidigung aufs Kreuz legen lassen.
»Wartet ihr alle auf mich?«, fragte Solarin gutgelaunt. »Wie überaus schmeichelhaft. Dann also los, ziehen wir ein letztes Mal in die Schlacht.«
Der Gerichtsdiener erschien in der großen Flügeltür, die in den Hauptsaal führte. »Es kommt zur Verhandlung der Fall Makkathran gegen Arminel, Gustape, Falor, Harri und Omasis«, verkündete er laut.
Meister Solarin begann seinen qualvoll langsamen Gang in den Hauptsaal, und alle anderen reihten sich, wie es die Tradition gebot, hinter ihm ein.
Arminels Verteidigung war erneut von Cherix übernommen worden. Er folgte den Konstablern in den Saal, in Begleitung zweier jüngerer Anwälte, die von der Tragweite des Falls anscheinend völlig unbeeindruckt waren.
»Ich wollte, den könnt ich mir leisten«, flüsterte Boyd Edeard und Kanseen zu, als sie sich zu ihren Plätzen begaben. »Ehrlich, sollte ich jemals verhaftet werden, wünsche ich mir ihn als Verteidiger.«
»Falls du verhaftest wirst, meinst du wohl«, gab Kanseen lächelnd zurück.
Edeard grinste. Aber Boyd hatte recht. Selbst bei einem Fall, der so klar auf der Hand lag wie dieser, war Cherix’ bei seiner Darstellung des Sachverhaltes brillant gewesen. Er hatte Edeards Provokation ins Feld geführt, den Hass zwischen Arminel und Edeard, die aufgebrachte Stimmung, die Panik an jenem Tag, kurz: Er hatte zu jedem Augenblick alles getan, das zu erwartende Strafmaß zu mildern.
»Sie mussten einen so guten Verteidiger haben«, sagte Chae, als der Trupp auf seinen Bänken Platz nahm. »Alles Politik. Es ist wichtig, dass der Prozess als fair
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