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Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit

Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit

Titel: Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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stets ein gutes Stück vor ihnen. Er hatte sich nur deshalb bergaufwärts gewandt, weil es keinen anderen Fluchtweg gab. Die Klippenwand mit dem Höhleneingang wurde von einem Miliztrupp bewacht. Nie würde er es schaffen, unbemerkt an ihr hochzukraxeln und zu entkommen. Salrana musste Owain von der Höhle erzählt haben, von den Reisetunneln … einfach alles. Also blieb nur ein Fußmarsch nach oben. Das Gelände war nicht unbedingt schwierig, der Baumbestand oberhalb des Sommerhauses nur spärlich. Das Gras reichte lediglich bis zu den Knöcheln. Kleine Bergbäche schlängelten sich den steilen Abhang hinab. Schließlich lagen auch die Bäume hinter ihm. Jetzt gab es nur noch Gras und Geröll. Er konnte bereits den Gipfel erkennen.
    Und spätestens da muss ich mich entscheiden.
    »Ich könnte sie einkerkern«, sagte er zu seinem kleinen ätherischen Stab von Beratern. »Die Stadt kann Räume ohne Fenster und Türen erschaffen. Essen und Trinken würden sie kriegen.«
    »Ich denke, der Tod wäre gnädiger«, sagte sein Vater. »Erinnere dich, was mit dem armen Argian geschah, als du ihm das angetan hast, und das waren bloß wenige Tage.«
    »Er hat recht«, sagte Dinlay. »Indem du sie wegsperrst, beruhigst du nur dein Gewissen. Sie müssen ausgelöscht werden. Wir wissen, wie skrupellos sie inzwischen geworden sind. Wenn du sie nicht alle miteinander beseitigst, werden sie immer wieder kommen. Wie oft soll denn der Stadt wieder und wieder das Gleiche geschehen?«
    »Einmal war schon zu viel«, erwiderte Edeard. »Aber so viele zu töten …«
    »Die Herrin wird es verstehen«, versicherte ihm Kristabel.
    »Im Grunde rechnen sie ja damit«, sagte Dinlay. »Genau deshalb stehen wir jetzt da, wo wir sind.« Er wies auf die Gruppe von Männern, die sich den Hang hinaufarbeitete. Die Vorhut befand sich bestenfalls zwanzig Minuten hinter ihnen.
    »Ich bin nicht sicher, ob ich mit all denen fertigwerde«, meinte Edeard. »Owain scheint ziemlich entschlossen.«
    »Natürlich ist er das«, sagte Kristabel. »Er weiß, dass du das Einzige bist, das noch zwischen ihm und der absoluten Macht steht.«
    »Vielleicht sollte ich mich in die Provinzen zurückziehen und eine rechtmäßige Opposition aufbauen.«
    »Revolution?«, fragte seine Mutter. »Das würde Jahre dauern, wenn nicht Jahrzehnte. Wie viele würden bis dahin in diesem Kampf sterben? Nein, wenn das hier getan werden soll, muss es schnell getan werden. Nur so lässt sich das Blutvergießen auf das Nötigste beschränken. Jeder weitere Tag, den du zögerst, gibt Owain Gelegenheit, seine Autorität zu festigen.«
    »Du klingst so sicher.«
    Sie lächelte, Sternennebellicht schimmerte durch ihre diffuse Silhouette. »Man wächst nicht in Makkathran auf, ohne alles über Politik zu lernen.«
    »Du stammst aus Makkathran?«
    »Ja. Die fünfte Tochter des vierten Sohnes des Hauses Herusis. Aber das war vor vielen Jahren. Meine Schwestern und Brüder dürften inzwischen einen noch geringeren Status haben.«
    »Herusis?« Edeard hielt inne, versuchte sich ins Gedächtnis zu rufen, was er über diese Familie wusste. Ein wohlhabendes Handelsunternehmen mit großen Landbesitzen auf der Iguru und einer kleinen Schiffsflotte. »Ist Finitan nicht ein Herusis?«
    »Ja. Einer meiner Großonkel.«
    »Finitan ist also mein Verwandter?«
    »Ja.«
    »Ich frag mich, ob er das wusste.«
    »Wahrscheinlich hat er es vermutet. Akeem jedenfalls wusste es bestimmt.«
    »Aber … Mutter, warum hast du die Stadt verlassen?«
    »Ich war mit irgend so einem Rüpel des Hauses Kirkmal verlobt; es war eine Abmachung zwischen unseren Familien. Ich wollte ihn nicht heiraten, wollte mein Leben nach meinen eigenen Vorstellungen führen, auch wenn das bedeutete, auf all das Geld verzichten zu müssen.«
    »Daher hat er also seine Dickköpfigkeit«, sagte Kristabel.
    »Ich bin nicht –« Edeard lächelte schwach. Selbst jetzt konnte sie ihn noch durch ihre Fopperei reizen.
    Rasch erklomm er den letzten Abhang. Der Gipfel bestand hauptsächlich aus Felsbrocken und losem Gestein. Hier und da wuchsen kleine, drahtige Grasbüschel aus den Rissen hervor. Ein sanfter Wind wehte vom Meer herüber.
    Edeard blieb stehen und vollführte eine komplette Drehung, bis er direkt auf Makkathran blickte. Ihre orangenen Lichter warfen einen hellen Schein über die Straßen und Kanäle. Er konnte gerade noch die gezackten Umrisse der Türme ausmachen. Wie verlockend war ihm die Stadt erschienen, als er sie das erste Mal

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