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Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit

Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit

Titel: Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Treppen, die jetzt für die Eindringlinge leicht zu erklimmen waren. Klein Mirnatha, weinend vor Angst, als die Zikkurat von Flammen und den Kugeln aus den Schnellfeuerwaffen aufgezehrt wurde, sich panisch festklammernd an ihrer Schwester. Wie sie beide aus dem zehnten Stock in die Tiefe stürzten. Eine Hand, die sie über das Geländer stieß. Die beiden kreischten, den ganzen langen Fall bis nach unten. Die Hand war seine eigene.
    Er schrie gepeinigt auf. Das Gefühl, dass irgendetwas falsch war, jagte durch ihn hindurch wie eine Flutwelle der Furcht, drohte ihn in die endlose Schwärze des Abgrunds zu stürzen, der unter der Welt war. Ein bejammernswert zerbrochenes Ding auf seinem Weg in den Honious. Zurückgelassen von den Skylords. Zurückgelassen von Kristabel. Dinlay, Boyd, Macsen, Kanseen; sie alle spähten vom Rand hinab. Einer nach dem anderen wandten sie sich ab.
    »Nein«, bettelte er, flehte er, weinte er. »Nein, kommt zurück.«
    Doch das würden sie nicht, denn irgendetwas war falsch .
    Schweißgebadet wachte er auf, warf sich auf dem Bett hin und her, während er versuchte, sich aus dem Abgrund zu kämpfen. Zitterte vor Angst. Es herrschte immer noch Dunkelheit um ihn herum. Stille. Er konnte kaum atmen, so eng schnürte die Panik ihm die Kehle zusammen. »Was!«, stieß er hervor und sandte seine Fernsicht hinaus.
    Die Seelen von Dinlay, Kristabel und seinen Eltern standen am Bettende. Kristabels Arme waren ihm entgegengestreckt, verströmten fühlbare Sorge.
    »Was?«, fragte er noch einmal, als sein Atem sich etwas beruhigte.
    »Edeard, wir haben versucht, dich zu wecken«, sagte Dinlay. »Wir haben uns die größte Mühe gegeben. Aber du warst so erschöpft.«
    »Ich bin wach.« Als er durch die halboffene Tür auf die Veranda hinausblinzelte, konnte er das Licht der Sternennebel erkennen, das das weiß gestrichene Geländer draußen mit vertrauten Pastelltönen überzog. Es musste um Mitternacht herum sein.
    »Salrana«, teilte Kristabel ihm betrübt mit. »Sie hat dich verraten.«
    »Was?«, platzte er bestürzt heraus. » Was? «
    »Es tut mir leid«, sagte Dinlay. »Sie hat einen außergewöhnlich starken Longtalk. Kurz nach Sonnenuntergang hat sie Owain gerufen. Sie hat ihm gesagt, wo du bist.«
    »Salrana? Was soll das heißen?«
    »Wir konnten sie nicht daran hindern«, sagte Kristabel. »Wir können gegen die Lebenden nichts ausrichten.«
    »Nein … nein …«, sagte Edeard. Seine Fernsicht spürte Salrana, die durch den Hausflur ging.
    »Edeard?«, sagte sie mit sanfter Stimme. »Ist alles in Ordnung? Ich dachte, du würdest noch schlafen.«
    »Sie hat Owain gerufen«, beharrte Kristabel. »Seine Männer sind bereits hier. Sie kommen gerade den Berg hoch.«
    »Das kann nicht sein. Das ist …«
    »Mit wem redest du?«, fragte Salrana. Sie stand jetzt im Zimmer und sah ihn mit einem neugierigen Blick an.
    »Mit meiner Frau«, erwiderte er ruhig.
    Salranas Gesicht blieb ungerührt. Der Anflug von Überraschung in ihrem Bewusstsein war minimal und gut abgeschirmt. Doch wie Edeard war auch sie kein gebürtiger Makkathraner. »Du weißt, dass ich Seelen sehen kann«, sagte er. »Ich hab sogar der Pythia diese besondere Gabe geschenkt. Hier«, sagte er und öffnete seinen Geist, sodass sie seine Fernsicht empfangen konnte.
    Salrana keuchte auf, als sie sich von vier Seelen umgeben fand. »Ich …«
    Edeard glitt aus dem Bett. »Sie haben mir erzählt, dass du mich verraten hast«, sagte er mit ausdrucksloser Stimme, während er auf sie zuging. »Sie haben mir erzählt, du hast Owain selbst alarmiert. Ich sagte ihnen, dass sie sich irren müssen. Irren sie sich?«
    Erschrocken wich Salrana einen Schritt zurück. »Edeard –«
    Edeard schickte seine Fernsicht aus dem Sommerhaus hinaus und ließ sie bis zur Flanke des Vulkankegels wandern. Die Gabe einsetzend, die der teure Finitan ihm gewährt hatte, um Verstohlenheit zu entlarven, deckte er mehr als zwanzig Männer auf, die sich dem Holzhaus näherten. Sie alle trugen Schnellfeuerwaffen. Draußen in der Dunkelheit hinter ihnen waren weitere Trupps dabei, sich zu sammeln. Dann untersuchte Edeard den Fuß des Bergs. Zwei komplette Milizregimenter befanden sich dort, gingen unten um die Abhänge herum in Stellung und kesselten den Berg ein.
    »Gütige Herrin«, murmelte er bestürzt. »Du hast es tatsächlich getan.« Er starrte sie an, versuchte zu begreifen. »Salrana, du hast sie gerufen!« Von irgendwoher hatte sich ein Ton von Hysterie in

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